Diagnose negativ
plötzlich geschehen, daß unsere Sinne kaum mitkamen.
Als das Schiff angehalten wurde, zwang uns die Beharrungskraft in die Knie. Demnach konnten die Andruckabsorber nicht mehr arbeiten.
»Die Schleuse«, gab Listerman über Helmfunk durch. »Da, sehen Sie! Über uns schließt sich etwas. Der Schacht wird abgeriegelt.«
Er hatte recht! Der große Schacht, den man wahrscheinlich einstmals mit Stahlkanonen senkrecht in den Felsboden geschossen hatte, wurde in seiner gesamten Ausdehnung abgeschlossen. Die kreisförmige Röhre durchmaß mindestens hundertzwanzig Meter.
»Coatla!« brüllte ich in meine Helmmikrophone. »Was ist das? Das müssen Sie kennen!«
»Eine Strahlschleuse«, lautete die Entgegnung. »Auch wir verzichteten auf stählerne Tore. Feldprojektoren erledigen das viel besser, schneller und sicherer. Keine Gefahr. Wir werden gegen das Vakuum der Oberfläche abgeriegelt.«
Ich forderte Ruhe. Sie trat abrupt ein, als wir das erste Zischen vernahmen. Wenig später war die Schleuse mit Luft gefüllt, der Druckausgleich hergestellt.
Sofort begann wieder der Fall. Wir mußten in einem Kraftfeld von ungeheurer Tragkraft hängen. Die Maschinen des Kreuzers waren längst verstummt. Nur die Stromaggregate liefen noch.
»Coatla …!«
Ich fuhr beim schrillen Klang der Stimme herum. Professor Iljitschin stand dicht hinter dem Deneber. Auf den Außenbord-Bildschirmen erschien ein Hohlraum. Derartige Riesenhallen tief unter der Oberfläche kannten wir bereits. Mit der irdischen Bergbautechnik wäre die Ausschachtung solcher Hohlräume niemals möglich gewesen.
»Beherrschen Sie die Sprache der ausgestorbenen Marsintelligenz? Sie haben zur gleichen Zeit gelebt. Wie ist das?«
Ich bemerkte das schwache Kopfnicken. Unser Bordarzt, Dr. Mirnam, fiel hastig ein:
»Moment! Nicht so voreilig! Sie besitzen nicht mehr die lautbildenden Organe Ihres ursprünglichen Körpers. Sind Sie mit dem menschlichen Kehlkopf in der Lage, die schrillen Töne der marsianischen Sprache zu formen?«
Ich vernahm hohe, melodische Töne. Gelegentlich näherten sie sich dem Ultraschallbereich. Auf Mars war eine Singsprache gesprochen worden.
»Es geht zur Not. Die Obertöne kann ich nicht formen. Was haben Sie vor? Ich möchte auf keinen Fall …«
»Sie werden«, unterbrach ich eisig. »Professor Iljitschin vermutet eine robotgesteuerte Kontrolleinrichtung. Sie werden in dieser Sprache durchgeben, der Marskreuzer ›1418‹ wäre mit dreihundertunddreißig Lebewesen im Mondstützpunkt eingetroffen. Identifizieren Sie uns. Professor, ist das richtig gedacht?«
»Genau«, bestätigte der Wissenschaftler.
»Das zweifellos vorhandene Supergehirn hat die Ankunft des Schiffes registriert. Der Signalkode wurde genauestens gegeben. Eine rein mechanische Einheit dieser Art wird nicht feststellen, welche Zeiträume inzwischen vergangen sind. Für das Gehirn existieren nur die festgelegten Schaltungen, nach denen es unabänderlich handelt. Geben Sie durch, Coatla, bei den Lebewesen handelte es sich um Hilfstruppen vom marsianischen Stützpunkt auf dem Planeten Pluto. Wir wissen, daß dort einer existiert hat. Er wurde in den letzten Phasen des Krieges mit Deneb vernichtet.«
Coatla lachte schrill. Ich fuhr zusammen.
»Ich war Kommandant des Geschwaders«, behauptete der Fremde. »Ich gab die Befehle! Sie haben recht, Professor. Woher sollen auf Pluto …«
»Lassen Sie das unsere Sorge sein.«
Iljitschin sah mich erregt an.
»Es mag wahnwitzig klingen, aber wir müssen es riskieren. Das hiesige Robotgehirn ist erst vor kurzer Zeit aktiviert worden. Für die Maschine
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