Diagnose negativ
der Zwischenzeit war Randolph aber gerade noch rechtzeitig am Südpol eingetroffen, um Fabulins sorgfältig vorbereitete Flucht zu verhindern. Erstmalig setzte er die Waffen des Robotgehirns ein. Als ich kurz darauf mit den beiden U-Booten auftauchte, ging er zum offenen Angriff über.
Gleichzeitig wurden die Robotgehirne des Mondes und des Mars aktiviert. Die »Gefahrenschaltung« lief an. Die Menschen wurden in selbstverständlicher Reaktion als intelligent und damit als Deneber angesehen.
Das war die Vorgeschichte. Fabulin starb im kochenden Wasser, die Wissenschaftlerin wurde von uns operiert. Wäre sie von Randolph nicht auf dem Mond zurückgelassen worden, hätten wir wahrscheinlich keine Spur gefunden. Unsere Vermutung, Randolph hätte bei der Schulung ein besonderes Mittel zur Aktivierung der Hirnzellen verwendet, war ein Trugschluß. Jetzt ahnte ich, warum unser »Gedächtnis« den Begriff »Diagnose negativ« ausgesprochen hatte. Er hatte falsche Grunddaten erhalten.
Für uns gab es keine Rätsel mehr, und für den Chef auch nicht. Manzo hatte bei Randolphs Berichten laufend gesendet. Oben wußte man nun genau, was geschehen war. Aber – und das war die Katastrophe – das Wissen um die Vorgeschichte nützte uns verzweifelt wenig.
Dann war Randolphs dritter Fehler erkennbar geworden. Er unterschätzte uns! Ich hatte fest damit gerechnet, nachdem ich seinen schlummernden Irrsinn erkannt hatte. Solche Leute können nicht anders reagieren, als andere Menschen zu unterschätzen. Das war unser dickstes Plus in dem Spiel der Verzweiflung.
Für Randolph war ich Dr. Manners, das unterdrückte, unsichere und labile Lebewesen. Die Einsatzmaske begann sich zu bewähren. Er hatte zynisch erklärt, er hätte uns sofort beseitigt, wenn ich nicht ausgerechnet Manners gewesen wäre. Als er zu fragen und zu drohen begann, wurde er durch ein Signal abberufen. Das war vor einer halben Stunde geschehen.
Nun saßen wir in dem kleinen Felsraum. Die Tür wurde nicht durch ein Impulsschloß gesichert, sondern von einem normalen Riegelsystem. Damit war Manzo hilflos geworden. Jetzt warteten wir auf Randolphs Rückkehr. Er wollte wissen, wie, wann, wo und weshalb wir angekommen wären. Die Sache barg erhebliche Gefahren. Die von der Planung vorbereitete Erklärung war nicht mehr akut. Das konnte ich einem Irrsinnigen nicht plausibel machen. Ich mußte in die Kerbe seiner persönlichen Auffassung schlagen, die darin gipfelte, die gesamte Menschheit als niederträchtig und klein anzusehen. Mir blieb keine andere Wahl.
Hannibal schwitzte Blut. Es waren fünf Stunden seit der Bombenzündung vergangen. Es wurde allerhöchste Zeit. Manzo kauerte stumm in der Ecke. Wir wußten, daß draußen zwei Kampfroboter standen. Mehr konnte Randolph nicht erübrigen, wie er erklärt hatte. Er wäre eben dabei, die instandgesetzten Raumschiffe der Mondflotte auf den Weg zu schicken. Entweder würde sich die Menschheit total unterwerfen und seine weltweite Diktatur bedingungslos anerkennen, oder er schritte zum Vernichtungsangriff aus dem Weltraum. Ein Schlachtschiff genügte dazu, hatte er noch sachlich angeführt.
Er hatte recht! Niemand wußte das besser als wir. Schließlich hatten wir die Schlachtflotte auf dem Mond gesehen. Uns stand das Wasser bis zum Halse. Wir mußten handeln, egal wie. Gegen angreifende Robot-Schlachtschiffe des alten Mars hatte die Menschheit keine Chance. Randolph war es zuzutrauen, daß er seinen Wahnsinnsplan verwirklichte. Bei ihm hatten sich die Grenzen zwischen Recht und Unrecht längst verwischt. Er wollte nun Herr der Erde werden – und des
Weitere Kostenlose Bücher