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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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schwach. »Wem sagst du das? Es hätte eigentlich dich treffen müssen.« Ich hatte das Einschussloch in der Tür von Hectors Auto gesehen. Die Kugel hatte erst das Blech und dann den Sitz durchschlagen, bevor sie Catrina erwischte.
    »Ja, stimmt.« Verlegen sah ich mich im Zimmer um. Es war schon eine Weile her, dass ich hier ausgeholfen hatte. Oder dass ich überhaupt in diesem Krankenhaus gewesen war. »Behandeln sie dich anständig?«
    »Zumindest habe ich kaum Schmerzen, solange ich mich nicht bewege.« Plötzlich wurden ihre Augen glasig. Vielleicht sollte ich doch nicht bleiben, wenn sie so müde war. Als ihr die Lider zufielen, stand ich auf, doch das schabende Geräusch der Stuhlbeine auf dem Boden weckte sie. »Ich drifte immer wieder weg, tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung. Ich werde jetzt gehen, aber morgen komme ich wieder und erstatte dir Bericht.«
    Statt zu antworten, schloss sie wieder die Augen. Wahrscheinlich würde sie sich später nicht einmal mehr an meinen Besuch erinnern. Ich wandte mich ab und schlich zur Tür.
    »Edie, warte …«
    Obwohl ich bezweifelte, dass von Catrina noch mehr kommen würde, drehte ich mich um. Zugedröhnte Patienten standen manchmal wirklich neben sich. »Ja?«
    Mühsam hoben sich ihre Lider noch einmal. »Sie hat mich gestern einfach da sitzen lassen, Edie. Sie ist nicht geblieben.«
    »Was?« Mit zwei schnellen Schritten war ich wieder neben ihrem Bett. Catrina war viel zu erschöpft, um mir etwas vorzumachen.
    »Die Reina hat mich im Wartebereich auf einem Stuhl abgesetzt. Ich habe alles vollgeblutet. Und kaum wart ihr weg, ist sie verschwunden.«
    »Bist du absolut sicher?« Starker Blutverlust führte manchmal zu kurzen Phasen der Bewusstlosigkeit. Wenn das passierte, fühlte sich der Betroffene wie auf einer Zeitreise. »Sie musste immerhin gehen, bevor die Sonne aufging.«
    »Nein. Ich habe durchs Fenster gesehen, draußen war es noch dunkel. Sie hat mich einfach alleingelassen.«
    »Das passt gar nicht zu ihr.«
    »Ich weiß.« Catrinas Blick wanderte ziellos durchs Zimmer, bevor sie sich wieder auf mich konzentrierte. »Das musste ich einfach loswerden. Das war nicht … nett von ihr.«
    Mit beiden Händen umschloss ich Catrinas Finger. »Da hast du recht.«
    Nachdem sie mir das mitgeteilt hatte, entspannte sie sich wieder, und es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen war. Auf dem Weg nach draußen blieb ich kurz am Schwesternzimmer stehen und hinterließ vorsichtshalber meine Handynummer. Ich gab mich als alte Freundin der Familie aus. Im Fahrstuhl nach unten schlug ich entschlossen mit einer Hand gegen die Wand, obwohl ich nicht allein in der Kabine war.
    »Hey, Schatten! Ihr müsst sie beschützen. Sorgt gefälligst dafür, dass ihr nichts passiert.«
    Sie antworteten nicht, und als wir das Erdgeschoss erreichten, traute sich keiner der anderen Fahrstuhlbenutzer mehr, mich anzusehen.

Kapitel 40
     
    Als ich wieder in meinem Wagen saß und mir klar wurde, dass es noch Stunden dauern würde, bis die Sonne unterging, wusste ich nicht, was ich nun tun oder wohin ich gehen sollte. Eigentlich war es noch nicht zu spät, um doch noch zu meiner Mutter zu fahren, aber … nein. Wenn ich ihr gegenüberstand, könnte sie spüren, dass etwas nicht in Ordnung war, und dann würde sie sich Sorgen machen. Bestimmt sah man mir an, wie schrecklich die letzte Nacht gewesen war. Ohne weiter nachzudenken fuhr ich an der Bahnstrecke entlang Richtung Divisadero. Auch wenn es jetzt nicht mehr regnete, hatte die Sintflut in der Nacht die Schlaglöcher mit Wasser gefüllt, sodass sich nicht mehr gut einschätzen ließ, wie tief sie waren. Mein kleiner Chevy schaukelte wild, als immer wieder ein anderer Reifen absackte. Der Markt an der Haltestelle war geschlossen – wahrscheinlich wegen des Wetters –, also fuhr ich direkt weiter zur Klinik.
    Montalvos blauer Flyer war von der Tür gerissen und durch ein Schild ersetzt worden: Geschlossen.
    Natürlich war die Klinik zu. Hector war kaum noch er selbst, Catrina lag im Krankenhaus – wer sollte da das Ruder übernehmen? Die eigentliche Frage lautete wohl eher, ob sie jemals wieder öffnen würde. Ich fuhr weiter.
    Mit dem Wagen waren die Entfernungen wesentlich kürzer, und tagsüber war es auch einfacher, sich zu orientieren. Fast schien es so, als hätte der Regen alle Leute mit sich fortgespült. Oder sie waren nach der Schießerei in der vergangenen Nacht einfach schlau genug, nicht rauszukommen – im Gegensatz zu

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