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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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dir irgendetwas zugestoßen ist …«
    »Alles in Ordnung, ehrlich«, versicherte ich ihm mit einem schnellen Nicken.
    Früher war da diese Vertrautheit zwischen uns gewesen, die wollte ich zurückhaben, ganz egal, wie er jetzt aussah. Und ich würde mir das nicht entgehen lassen, nur weil ich Angst hatte, verletzt zu werden.
    Er trat über die Schwelle, und ich blieb reglos stehen, damit er mir so nah wie möglich kam.
    »Edie?« Ti verließ gerade das Bad. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüfte geschlungen, sodass die tiefen Fleischwunden auf seiner Brust freilagen.
    »Ti …« Ashers Blick wanderte zwischen uns hin und her, dann verließ er mit einem großen Rückwärtsschritt die Wohnung. »Ich bin nur wegen des Autoschlüssels gekommen.«
    Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Es wäre lächerlich gewesen, ihm zu versichern, dass es »nicht so ist wie es aussieht«, aber ich konnte sehen, was er dachte. »Asher …«
    »Asher?«, hakte Ti nach. Hectors Gesicht begann sich zu verändern, als würde Ashers wahre Gestalt durch den Namen herbeigerufen.
    »Du passt gut auf sie auf, ja?«, wandte er sich an Ti, dann zog er sich von der Wohnungstür zurück und verschwand in den Schatten.
    »Geh nicht, Asher.«
    »Entschuldigungen sind überflüssig, Edie. In ein paar Tagen …« Hilflos streckte er mir eine Hand entgegen. Am Siebzehnten würden diese Finger ganz Hectors sein – oder niemandem mehr gehören. »Behalte den Wagen, ich fahre mit der Hochbahn zurück.« Damit drehte er sich um und ging die Treppe hinunter.
    Vielleicht hätte ich ihm hinterherlaufen sollen. Aber vielleicht hatte er auch recht. In dieser Nacht war so viel auf mich eingestürmt, dass ich nun einfach nur fix und fertig war.
    »Das war Asher?«, fragte Ti noch einmal. »Wie lange tut er denn schon so, als wäre er der Doc?«
    »Ungefähr sechs Monate.« Hilflos stand ich in der offenen Tür und starrte hinaus, als könnte ich Asher so zurückholen.
    »Ich hatte nicht die Absicht, ihn zu verscheuchen, Edie.«
    »Schon okay. Schließlich wolltest du mich ja im Auge behalten. So wie ich immer noch dich im Auge behalte.« Mein Versuch, die Unbeschwertheit von vorhin wiederherzustellen, scheiterte kläglich. So viel Kaffee, dass ich die noch vortäuschen könnte, gab es auf der ganzen Welt nicht.
    »Es war eine lange Nacht. Du solltest schlafen gehen.«
    »Ja, sollte ich wohl.«
    »Ich habe meine Klamotten gewaschen und ausgewrungen, sie hängen jetzt in der Dusche, damit sie bis morgen trocknen können.«
    »Dann hole ich dir mal Bettzeug für die Couch.« Als ich zurückkam, war er immer noch nur mit diesem Handtuch bekleidet.
    »Edie … es tut mir leid.« Mit dem Kinn deutete er Richtung Wohnungstür; er meinte die Sache mit Asher.
    Mit einer abwehrenden Geste reichte ich ihm das Bettzeug. »Ich glaube nicht, dass ich heute noch mehr Entschuldigungen verkraften kann.«

Kapitel 39
     
    Als ich aufwachte, war es bereits Mittag. Der Regen hatte aufgehört, aber draußen hingen graue Wolken am Himmel, die auf Nachschub hindeuteten. Verschlafen stolperte ich ins Wohnzimmer, wo Ti auf meiner Couch lag. Er begrüßte mich mit einem Nicken.
    »War die Nacht angenehm?«, fragte ich.
    »Ich kann mich an jeden Moment davon erinnern, das ist doch ein Anfang.« Er lag voll bekleidet auf seiner Bettdecke, auch wenn seine Klamotten ziemlich mitgenommen aussahen. Immer noch umgab ihn ein leichter Verwesungsgeruch. »Ich muss los. Ich bin bloß so lange geblieben, weil ich nicht ohne Abschied gehen wollte.« Er stellte die Füße auf den Boden. »Wahrscheinlich steht uns heute Nacht wieder ein Kampf bevor, da will ich bei Kräften sein.«
    Zwischen den Zeilen teilte er mir mit, dass er nun losziehen würde, um sich Nahrung zu besorgen. Wären wir ein Paar geblieben, wie oft hätten wir dann wohl dieses Gespräch geführt, immer in einen hübschen Code verpackt? Wäre ich damit klargekommen? Kam ich jetzt gerade damit klar? »Gut zu wissen.«
    Er stand auf und kam auf mich zu; die Wohnungstür befand sich direkt hinter mir. »Diesmal wollte ich nicht einfach so verschwinden, verstehst du?«
    Nickend schlang ich die Arme um meinen Bauch. Besser spät als nie. »Danke, Ti. Das weiß ich zu schätzen.«
    »Edie …« Er neigte den Kopf, als wollte er noch etwas anderes sagen.
    Hastig trat ich an ihm vorbei und zog die Wohnungstür auf. »Du solltest jetzt wirklich gehen, ich muss gleich noch zu meiner Mom. Wir sehen uns dann heute Abend.« Nicht einmal dieses

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