Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
Vom Netzwerk:
zurück.
    Eigentlich nur, dass es gerne im Trockenen wäre. Verwirrt starrte ich abwechselnd auf die drei Eingänge. Hatte Olympio recht? Konnte ich spüren, welcher der Richtige war?
    Jetzt war ich endgültig wie diese Leute mit ihren blöden Kristallen.
    »Ich habe keine Ahnung!«, rief ich schließlich.
    Die Alte schubste uns beiseite. »¡Este, este!« Dann verschwand sie in einem der Tunnel.
    Olympio zuckte die Achseln. »Sie sagt, es sei der da!«
    »Schön.« Wahrscheinlich war sie mindestens so magisch wie ich oder jeder sonst. Die Chancen standen zwei zu eins.
    Doch die Alte hatte Maulwurfgene in sich. Anstatt auf das Licht unserer Taschenlampe zu warten, stürmte sie durch den Tunnel. Ihre buckelige Haltung war perfekt für diese Wanderung geeignet; Olympio und ich mussten allerdings an den Wänden Halt suchen, um nicht umzukippen, da das knöcheltiefe Wasser an unseren Füßen zerrte. Ich setzte mich an die Spitze und schirmte Olympio durch meinen größeren Körper vor Sturzbächen ab, während er die Taschenlampe übernahm und versuchte, weit genug vorauszuleuchten, um die Alte nicht aus den Augen zu verlieren. Plötzlich bog sie nach rechts ab und war aus unserem Sichtfeld verschwunden.
    »Mist«, flüsterte ich, als sie nicht mehr zu sehen war.
    »Komm schon, wir müssen sie einholen«, drängte Olympio.
    Gemeinsam wateten wir zu der Abzweigung. Der Junge leuchtete in den Tunnel. »Wo ist sie hin?«, fragte ich erstaunt.
    »¿Abuela?«, rief Olympio.
    »Warten Sie auf uns, Lady!«, fügte ich hinzu.
    Wir betraten den Tunnel, aber offensichtlich wartete sie nicht. Schließlich erreichten wir eine T-Kreuzung und leuchteten hilflos in beide Richtungen. »Wohin jetzt?«, wollte Olympio wissen.
    »Keine Ahnung.« Der eine Tunnel schien höher zu liegen als der andere. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass Montalvo ein Ritual an einem Ort durchführen würde, wo er ständig befürchten musste, weggeschwemmt zu werden. »Da entlang.« Ich zeigte auf den etwas trockeneren Weg.
    »Okay.«
    Schritt für Schritt krochen wir voran, bis der Tunnel einen Knick machte. Der Abschnitt danach war so lang, dass der Lichtstrahl ihn nicht ganz erfasste. Konnte die Alte wirklich einen solchen Vorsprung haben?
    »Weiter!« Olympio stupste mich von hinten an.
    »Okay.«
    Der Boden stieg leicht an, sodass wir uns noch tiefer bücken mussten. Das hatte allerdings den Vorteil, dass der Strom unter unseren Füßen flacher wurde – Waten war nicht mehr nötig, sondern eher normales Schlurfen. Auf dem Boden lagen überall harte, spitze Gegenstände, die aneinanderrieben und es schwer machten, ausreichend Halt zu finden. Obwohl meine Füße durch das kalte Wasser ganz taub waren, gelang es mir, einen der Gegenstände mit der Fußspitze hochzuschieben.
    Er war lang, abgeflacht und gekrümmt, genau wie eine Rippe. Ich legte einen Finger an die Lippen, nahm Olympia die Taschenlampe ab und richtete den Strahl direkt vor uns auf den Boden.
    »Huesos«, flüsterte der Junge hinter mir. »Knochen.«

Kapitel 42
     
    Der Tunnel machte eine Biegung; dahinter wurden die Metallwände zu Stein, dann zu … Knochen. Wir hatten es gefunden. Das letzte Knochenzimmer. Olympio keuchte.
    »Schhhhh«, zischte ich warnend. Ganz langsam hob ich die Taschenlampe an und leuchtete über den Boden. Überall lagen Knochen herum oder hingen an den Mauern. An einer Wand stand der Käfig, den ich bereits kannte, oder vielleicht auch ein Duplikat davon. Es war schwer auszumachen, ob jemand darin war. Irgendwoher drang das leise Geräusch von laufendem Wasser an mein Ohr, ein Zischen, als hätte jemand einen Hahn offen gelassen.
    Im Schein meiner Lampe war niemand zu sehen. Vorsichtig ging ich ein paar Schritte in den Raum hinein, dicht gefolgt von Olympio. Gemeinsam schlichen wir zu dem Knochenkäfig. »Adriana?«, riet der Junge.
    »Libérala«, flüsterte eine leise Stimme. Olympio nahm mir die Lampe weg und richtete sie auf den Käfig, in dem ein völlig entkräftetes Mädchen lag.
    Ohne auf seine Frage einzugehen, sagte ich: »Wir müssen sie hier rausschaffen …«
    »Nein, sie sagt: ›Befrei sie‹ – nicht: ›Befrei mich‹«, unterbrach mich Olympio.
    Adriana drückte sich gegen die Käfigwand und hatte einen Arm ausgestreckt. Der Strahl der Lampe folgte ihrer Hand und erfasste irgendwann Luz, die mit Ketten am Boden fixiert war.
    »Luz!« Gleichzeitig stürzten Olympio und ich zu ihr hinüber. »Luz, wach auf!« Sie lag flach auf dem

Weitere Kostenlose Bücher