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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Niemand würde mir das zum Vorwurf machen. Ich könnte sogar vorübergehend wieder bei Mom und Peter einziehen. Sie hatten aus meinem ehemaligen Zimmer sowieso ein Gästezimmer gemacht. Es stand sogar noch mein altes Bett drin.
    Ich zog mich am Waschbecken hoch.
    Dann lehnte ich mich auf den Beckenrand und zog mit der freien Hand vorsichtig den Verband ab. Die Mullbinde war mit eitriger Wundflüssigkeit durchtränkt und die Kratzspuren waren gerötet und nässten. »Igitt.« Ich stand zwar wieder aufrecht, aber irgendwie ging es mir gar nicht gut. Und soweit sich das in dem trüben Licht hier drinnen sagen ließ, sah ich auch nicht gerade fit aus. Der Muskelkater war unverändert schmerzhaft, außerdem hatte ich im Schlaf falsch gelegen, und jetzt musste mein Körper auch noch gegen diese Infektion ankämpfen.
    Aber ich glaubte fest an mein unerschütterliches Krankenschwesternimmunsystem – wie oft hatte ich mir in der Arbeit etwas eingefangen, hatte mich schlecht gefühlt, als ich nach Hause kam, und war am nächsten Tag wieder kerngesund gewesen? Außerdem gab es nur eine städtische Notaufnahme, die ich mitten in der Nacht aufsuchen konnte, und zwar die des County. Und da wollte ich bestimmt nicht landen. Ich band mir die Haare zusammen, zischte kurz auf, als die Armbewegung meinen Hals schmerzen ließ, und ging noch einmal unter die Dusche.
    Zwar konnte ich meinen Hals nicht direkt abspülen – dafür war der Schmerz zu stark –, aber ich richtete den Strahl so auf meinen Kopf, dass das Wasser über die Wunden lief. Gleichzeitig tupfte ich sie vorsichtig mit einem eingeseiften Lappen ab. Nachdem ich mich abgetrocknet und einen frischen Verband angelegt hatte, stolperte ich zurück ins Bett und schluckte eine Stilnox. Mein letzter Gedanke war, wie bitter sie schmeckte, wenn man sie ohne Wasser nahm.

Kapitel 20
     
    Klopf, klopf, klopf.
    Was, was, was?
    Blinzelnd schlug ich die Augen auf. Wenn Jorgen zurückgekommen war, um Minnie zu fressen, würde ich ihm eine reinhauen.
    Meine Bettdecke lag auf dem Boden. Wieder dröhnte das Klopfen von der Tür herüber, und ich setzte mich auf. Wer war das? Was wollte er? Und wer hatte eigentlich mein Bett verwüstet?
    Klopf.
    »Verschwinde!«
    Klopf, klopf, KLOPF.
    Scheißdreck, verdammter.
    »Ich habe Nachbarn, okay? Ich werde die Polizei rufen.«
    Hektisch tastete ich nach dem Handy und sah zu, wie die Nummern auf dem Display tanzten. Blöde Zahlen, ständig ließen sie mich im Stich.
    Und immer wieder dieses Klopfen. Kam es vielleicht aus meinem Kopf? Ich blickte an mir herunter, und halleluja, was brannte mein Hals! Vielleicht pochte ja nur meine Wunde. Um mir etwas zu sagen. Schwerfällig setzte ich mich auf die Bettkante.
    »Was ist denn? Hau ab!«
    Ich hörte eine gedämpfte Stimme, als würde mir draußen jemand antworten.
    Das war nicht Jorgen. Es sei denn, er hatte inzwischen sprechen gelernt. Ich versuchte, mir einen sprechenden Spürhund vorzustellen, und hatte das Bild eines Comichundes mit Tweedmantel und Pfeife vor Augen. Mein fröhliches Kichern wurde vom nächsten Klopfen unterbrochen.
    »Verdammt noch mal!« Ich stand auf, stellte fest, dass ich nackt war, und griff nach meinem Bademantel, der auf dem Boden lag. Dann ging ich zur Wohnungstür und riss sie auf.
    Draußen stand Hector.
    »Was machst du denn hier?«, wollte ich wissen.
    »Je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr Sorgen habe ich mir um dich gemacht. Wer weiß, was für Krankheiten diese alte Frau hatte.«
    Angestrengt starrte ich zu ihm hoch und entschied mich schließlich für die Version von ihm, die ich für die Echte hielt, im Gegensatz zu den Schatten, die durch die Außenbeleuchtung in alle Richtungen tanzten. Das war gar nicht so einfach, es gab jede Menge Auswahl. »Woher weißt du denn, wo ich wohne?«
    »Du hast da so ein paar Formulare ausgefüllt, als ich dich eingestellt habe. Darf ich reinkommen?«
    Hysterisches Gelächter sprudelte aus mir heraus. »Nein. Ich meine ja. Warte. Nein.«
    Wer redete denn da? Das war nicht ich. Mit einer Hand stützte ich mich an der Wand ab. Dort lehnte ein Kreuz, das war schön kühl. Ich nahm es und drückte es mir vor die Brust.
    »Alles in Ordnung, Edie?«
    »Mir geht’s gut. Mir ging es schon immer gut, und mir wird es auch immer gut gehen.«
    Er wirkte skeptisch. »Du siehst aber nicht sonderlich gut aus. Darf ich reinkommen?«
    Ich beugte mich vor und piekte ihm den Zeigefinger in die Brust. »Bist du ein Vampir?« Klar, ich

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