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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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das alles hier?«
    »Du warst krank. Deswegen habe ich dich hergebracht.«
    Olympio spähte an seiner Schulter vorbei. Plötzlich wusste ich, wo ich mich befand. »O Gott. Bring mich in ein richtiges Krankenhaus!«
    »Du brauchst kein richtiges Krankenhaus mehr, mein Großvater hat dich geheilt!« Olympio zeigte auf den seltsamen Mann hinter mir. Als ich über die Schulter zu ihm herübersah, leerte er gerade seine Pfeife in den Papierkorb, der neben seinem gesunden Bein stand.
    Das Zimmer hatte kein einziges Fenster. »Wie spät ist es? Ich muss es wissen!«
    Hector zog ein Handy aus der Tasche seines Jacketts. »Drei Uhr morgens.«
    Die Stilnox hatte ich um zehn Uhr abends genommen. Unmöglich, dass ich schon wieder wach sein sollte. Verdammter Mist. »Wie lange war ich weggetreten?« Unsicher stand ich auf, meine Füße rutschten über die Alufolie, auf der ich gelegen hatte. Aus der Senkrechten konnte ich erkennen, dass sie in Form eines Kreuzes ausgelegt worden war.
    »Einen ganzen Tag. Du warst sehr krank.«
    Meine Mutter drehte bestimmt durch vor Sorge, und das schon fast zwei Tage lang. Sie hatte bereits ein pflichtvergessenes Kind – sie brauchte ganz sicher nicht noch ein zweites. »Ich muss sofort nach Hause.«
    »Du warst nur einen Tag weg, deiner Katze geht es bestimmt prima. Und ich bin dein Boss, es ist also nicht so, als würde dich deswegen jemand feuern. Du warst schwer krank.«
    Meine Wange war feucht. Sofort tastete ich nach der Stelle und entdeckte einen Breiumschlag, der zerbröselte, als ich ihn von meiner Haut zog. Er roch nach Tabak. »Herr im Himmel!« Angewidert schleuderte ich die klebrigen Krümel zu Boden. »Wenn ich ach so krank war, warum hast du mich dann ausgerechnet hierhergebracht?«
    Hectors Gesicht verfinsterte sich, aber es war Olympio, der einwarf: »Hey! Ich habe meinem Großvater extra gesagt, du wärst in Ordnung! Dass du es wert wärst, gerettet zu werden!«
    An meiner Hand klebten immer noch die Überreste von etwas, das aussah wie nasser Spinat. Ich drehte mich zu Olympios Großvater um, der mit stoischer Miene darüber nachzugrübeln schien, was für ein Arsch ich doch war. Durch ein paar tiefe Atemzüge versuchte ich, mich zu beruhigen. »Ich meinte nicht … es tut mir leid.« Mein Blick heftete sich auf den Großvater. »Es tut mir aufrichtig leid. Vielen Dank, dass Sie mich geheilt haben. Wenn es denn so war. Aber jetzt muss ich mich dringend um einige andere Dinge kümmern.«
    Der alte Mann beugte sich vor und streckte mir ein Ei entgegen.
    »Nicht anfassen«, warnte Olympio. »Er will es dir nur zeigen.«
    Zunächst dachte ich, es sei aus Stein, schwarzer, eiförmiger Marmor vielleicht, doch dann fuhr Olympio fort: »In diesem Ei befindet sich das, was mein Großvater aus dir herausgeholt hat. Das Böse, muy malo , sehr schlimm. Er hat es in das Ei eingeschlossen, um dich zu beschützen. Und wenn du gehst, wird er darauf aufpassen, damit es dich nicht wieder angreifen kann.«
    Sein Großvater fügte noch etwas hinzu, das Olympio sofort übersetzte: »Aber er wird dich nicht davor bewahren können, wieder neues Übel in dich aufzunehmen.«
    »Vielen Dank«, wiederholte ich so aufrichtig, wie ich irgend konnte. Dann drehte ich mich um und bahnte mir einen Weg zur Tür.
    Hector folgte mir, als ich durch den Flur und über die Treppe nach draußen stürmte. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich eigentlich lief, ich wollte einfach nur nach Hause.
    Noch bevor ich draußen ankam, wurde mir klar, wen diese seltsamen Statuen darstellten: Santa Muerte. Ich hätte Olympios Großvater nach ihr fragen sollen. Aber klar – wenn irgendjemand einen direkten Draht zu irgendwelchen obskuren Entitäten hatte, dann ein Mann, der den Leuten das Böse absaugte und es anschließend in Gothic-Ostereier stopfte.
    Im Laufschritt verließ ich das Gebäude und trat auf die Straße hinaus. »Hey, warte mal!«, rief Hector mir hinterher. Ich drängte mich durch eine Gruppe Passanten, die fröhlich lachten: Entweder hatte einer einen Witz gemacht, oder sie amüsierten sich über das weiße Mädchen auf der Flucht. Doch Hector hatte mich schnell eingeholt.
    »Wo sind wir hier? Ich muss weg, ich muss unbedingt nach Hause.« Er wollte mir die Stirn fühlen, aber ich wich seiner Hand aus. »Es geht mir gut. Ich muss einfach nur heim.«
    »Was ist denn los mit dir?«
    »Was mit mir los ist? Warum hast du mich zu ihm gebracht? Was sollte das?«
    Wir standen direkt unter einer flackernden

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