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Diagnose zur Daemmerung

Diagnose zur Daemmerung

Titel: Diagnose zur Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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musste Dren ja nur nach draußen zu Jorgen bringen. Danach wäre er mir etwas schuldig. Und das musste ihm ja wohl ein bisschen Blut wert sein. Und hinterher konnte ich vielleicht zurückkommen und das Mädchen holen. Zwar wusste ich immer noch nicht, was ich gegen Stahlgitter und Magie ausrichten sollte, aber es musste irgendetwas geben, irgendwas …
    In dem Moment, als wir die Treppe erreichten, öffnete sich unten die Eingangstür.
    Mist, verdammter.
    Dren begann hektisch zu keuchen. »Lass nicht zu, dass er mir wehtut, Edith. Er darf mir nicht wieder wehtun«, wimmerte er wie ein verängstigter kleiner Junge.
    »Schhhh.« Es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken, und nur diesen einen Weg nach draußen. Kurz überlegte ich, Dren einfach die Treppe runterzuwerfen – umkommen konnte er dabei schließlich nicht –, ihm irgendwie hinterherzuhechten, die Tür aufzureißen und Jorgen irgendwie hindurchzuzerren, damit er uns half.
    Ganz schön viele »irgendwies«.
    Der Neuankömmling war inzwischen bei der Treppe angekommen und betrat die knarzende unterste Stufe. Dann erreichte er die ersten Ausläufer des Lichts, das von der Lampe über unseren Köpfen ausging. Und ich erkannte ihn.
    »Ti?« Mein Exfreund, der Zombie. Vor lauter Überraschung hätte ich Dren fast fallen gelassen.
    »Zum Glück, Ti … was für ein perfektes Timing! Kannst du mir helfen?« Mühsam zog ich Dren höher auf meine Schulter. Er hing wie ein nasser Sack an mir. »Dren ist verletzt, und da oben in dem Käfig ist ein Mädchen …«, begann ich, und erst dann wurde mir klar, wie groß mein Glück tatsächlich war. »Und du bist stark genug, um ihren Käfig aufzubrechen!«
    »Edith«, sagte Dren warnend. In seiner Stimme schwang nackte Panik mit.
    Stumm erklomm Ti die zweite und die dritte Stufe.
    »Ti?« Er musste mich doch gesehen haben, oder? »Beeil dich und hilf mir!«
    Dren fing an zu zittern, versuchte aber gleichzeitig seine widerspenstigen Gliedmaßen unter Kontrolle zu bekommen und wegzuhumpeln. »Du musst uns irgendwie an ihm vorbeibringen, schnell!«
    »Was …?« Verwundert sah ich zu, wie Dren sich von mir löste und versuchte, sich an der Wand abzustützen, dann wanderte mein Blick zurück zu Ti, der unbeeindruckt die Treppe hinaufstieg.
    Er hatte ein langes Messer in der Hand.
    »O nein. Nein, nein, nein, das ist alles nicht wahr«, stammelte ich entsetzt. Verunsichert wich ich einen Schritt zurück, während Ti immer näher kam. »Ti … Das kannst du doch nicht machen. Du bist nicht du selbst!«
    Der Ti, den ich kannte, stellte seine Ehre über fast alles andere. Er wollte Menschen helfen und nicht verletzen, außer sie hatten es verdient. Er wollte die verlorene Hälfte seiner Seele zurückerobern, damit er nach dem Tod in den Himmel kommen konnte. »Ti, bitte …«
    Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Keine Spur von dem Mann, den ich einmal geliebt hatte – es war nicht der kleinste Funke einer Persönlichkeit zu erkennen, seine Miene war absolut leer.
    »Ti – bleib stehen«, befahl ich ihm, in der Hoffnung, das könnte irgendetwas in ihm auslösen. »Sofort! Ich bin’s, Edie. Du weißt, wer ich bin. Da bin ich mir sicher.«
    Die unerklärliche Spannung in der Luft geriet weiter in Bewegung, bis sich mir fast die Haare aufstellten. Ich drängte Dren gegen die Wand und schob mich zwischen ihn und Ti. Nun würde mein Exfreund der Zombie mich umbringen, und meine Knochen würden in das Zimmer dieser armen Frau wandern; Silber hatte auf Zombies keine Wirkung. Mit fahrigen Bewegungen zog ich meinen alten Dienstausweis hervor und betete, dass er mich noch einmal so beschützen möge wie zu meiner Zeit auf Y4.
    Die Plastikkarte flammte auf wie ein Streichholz, und Ti verharrte reglos auf der Stufe unter uns.
    »Geh, Dren. Irgendwie, aber geh.«
    Der Vampir drückte sich an mir vorbei. Die ersten Stufen nahm er fast im Sturzflug, so eilig hatte er es, an Ti vorbeizukommen, dann kroch er langsam hinunter, indem er sich mit dem gesunden Arm am Geländer voranzog.
    Ti wollte ihm folgen. Schnell rannte ich an ihm vorbei die Treppe hinunter, bis ich wieder vor ihm stand, und streckte ihm den Ausweis entgegen. Die magischen Stromstöße wurden stärker und schlängelten sich zischend um meinen Körper, als würde jemand einen Zauberstab auf mich richten. Dann flackerte mein Dienstausweis wie eine verlöschende Wunderkerze, und sofort stapfte Ti unerbittlich die Stufen hinunter, Dren hinterher. Ich stellte mich ihm in den

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