Diamanten fuer die Braut
schwieg und blickte Bethany aufmerksam an, als würde er eine Bemerkung erwarten.
„Zwei Jahre sind ein ziemlich langer Zeitraum“, sagte sie vorsichtig.
„Michael hatte schon immer eine Schwäche für die schönen Dinge im Leben: Frauen, Wein, Glücksspiel … Dadurch wird er natürlich zu einer leichten Beute für skrupellose Menschen.“ Joels Stimme klang hart und kalt wie Stahl, als er hinzufügte: „Meine Großmutter wusste, dass Michael beschützt werden muss. Deswegen legte sie fest, dass ich die Kontrolle haben soll, bis er fünfundzwanzig ist – in der Hoffnung, bis dahin würde er ein wenig zur Vernunft kommen und nicht alles zum Fenster hinauswerfen.“
5. KAPITEL
Nach einer Weile, als Bethany nichts bemerkte, fragte Joel: „Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt, du und Michael?“
„Er kam eines Nachmittags in das Antiquitätengeschäft“, sagte sie unvorsichtigerweise und sah, wie Joel daraufhin die Lippen zusammenpresste. Offenbar hatte sie sich auf gefährliches Terrain begeben. Wenn Michael das Haus erst nach seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag verkaufen darf, gilt das dann auch für die Einrichtung?, überlegte sie. Auf ihre Frage, wie viele Stücke er verkaufen wolle, hatte er geantwortet: „Eins, höchstens zwei. Ansonsten würde es vielleicht …“ Hatte er befürchtet, es könne sonst auffallen?
„Was wollte er denn in dem Geschäft?“, fragte Joel betont gelassen.
Die Situation machte Bethany nervös. „Er wollte sich nur ein bisschen umsehen“, log sie unbeholfen.
„Wirklich? Ich wusste gar nicht, dass er sich für Antiquitäten interessiert.“
„Ich glaube auch nicht, dass er das tut“, gab sie zu.
„Was suchte er dann in einem Antiquitätengeschäft?“
„Manchmal kommen Kunden zu uns, die gar nichts von Antiquitäten verstehen, nur um zum Beispiel ein Hochzeitsgeschenk zu kaufen“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
„Aha. Was passierte, nachdem Michael in den Laden gekommen war?“
„Wir … wir haben uns unterhalten.“
„Und worüber?“
Bethany fühlte sich wie in einem Kreuzverhör. „Das … das weiß ich nicht mehr“, wich sie aus.
„Hat er dir vielleicht erzählt, dass er das Haus seiner Großmutter geerbt hat?“
„Schon möglich.“
„Aber mich hat er nicht erwähnt?“, fragte Joel.
Bethany schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wusste bis neulich Abend noch nicht einmal, dass Michael einen Stiefbruder hat.“ Einem spontanen Impuls folgend, fügte sie hinzu: „Ihr versteht euch wohl nicht besonders gut?“
„Nein, leider nicht.“ Joel war deutlich anzusehen, dass er an seinem jungen Stiefbruder hing und das schlechte Verhältnis zu Michael ihn bedrückte. „Ich habe mich immer bemüht, in seinem Interesse zu handeln. Aber wie du dir vorstellen kannst, nimmt er es mir sehr übel, dass ich die Kontrolle habe … Mit anderen Worten, die Situation ist ohnehin schon angespannt – auch ohne zusätzliche Komplikationen.“
Damit meint er wohl mich, dachte Bethany und erwiderte vorsichtig: „Statt noch mehr Probleme zu bereiten, könnte ich mich aus deinem und seinem Leben zurückziehen und den Kontakt zu euch abbrechen …“
In diesem Moment klopfte es.
„Herein.“ Stirnrunzelnd fragte Joel, als der Steward erschien, kurz angebunden: „Was gibt es, Henri?“
„Captain Ross bittet um Entschuldigung, aber er hat noch eine Frage zu dem Diagramm, das Sie ihm vorhin gezeigt haben. Könnte er noch einen Blick darauf werfen?“
„Ich komme gleich wieder“, sagte Joel zu Bethany. Er nahm ein kleines Flipchart aus seiner Aktentasche und verschwand.
Henri, der die Tassen abgeräumt hatte, wollte ihm folgen. Dabei blieb er mit dem Tablett an Joels Aktentasche hängen und riss sie zu Boden.
„Verzeihung“, murmelte er und begann, den Inhalt einzusammeln.
„Lassen Sie nur, Henri, ich werde das aufheben“, sagte Bethany.
Nachdem der Steward sich bedankt hatte und hinausgegangen war, kniete sie sich auf den Boden, um die Papiere aufzusammeln. Dabei berührten ihre Finger etwas Metallenes. Es war ein goldenes Armband mit tiefroten Steinen. Wie angewurzelt verharrte Bethany und betrachtete starr das Schmuckstück in ihrer Hand, auch dann noch, als die Tür aufging und Joel zurückkam.
„Du hast es also gefunden.“ Er ging zu ihr, umfasste ihren Arm und half ihr auf die Beine. Dann nahm er das Armband und streifte es ihr über das Handgelenk.
Während er die Papiere in die Aktentasche schob und diese schloss, blickte Bethany
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