Diamanten für die falsche Braut?
stöhnte auf. „Meine Güte! Wie soll ich mich da herausreden?“
„Mach dir da keine Sorgen! Sergej ist steinreich, bald ist er Mums Schwiegersohn und gehört zur Familie. Deshalb habe ich ihr gesagt, er hätte dir das Geld gegeben, es sei deine Sache, was du damit anfängst. Danach habe ich Mum davon abgebracht, ihn anzurufen und darauf anzusprechen.“
Alexas Talent, sich aus kritischen Situationen herauszulavieren, war legendär. Kopfschüttelnd betrachtete Alissa ihre Zwillingsschwester.
Die hielt ihrem Blick triumphierend stand. „Wieder einmal musstest du gar nichts tun. Ich habe uns gerettet.“
Alissa beherrschte sich nur mühsam. Ihr war es zu verdanken, dass ihre Schwester in vierundzwanzig Stunden ihren Harry heiraten konnte, dennoch führte diese sich auf, als wäre sie es, der Unrecht getan worden war. „Nein, meine Liebe, diesmal bin ich es, die uns gerettet hat“, widersprach Alissa. „Du hast den Vertrag ohne mein Wissen unterschrieben, und jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als Sergej zu heiraten.“
„Donnerwetter! Was für ein Opfer!“, spottete Alexa. „Er sieht super aus, ist steinreich und unerhört großzügig. Sieh dir nur die Geschenke an, die er dir schickt, ganz zu schweigen von den vielen Blumen! Und diesen tollen Mann heiratest du morgen!“
Verletzt schwieg Alissa und ging nach oben. Sie hasste es, mit Alexa zu streiten und musste sich damit abfinden, dass ihrer Zwillingsschwester Geld und Luxus wichtiger zu sein schienen als ihr Harry oder sogar das Baby.
In den letzten Tagen hatte Sergej seiner zukünftigen Frau jeden Morgen Blumen und unerwartete Geschenke geschickt. Wollte er Alissas Mutter mit seiner Großzügigkeit davon überzeugen, dass sie ein ganz normales Brautpaar waren? Inzwischen besaß Alissa eine diamantbesetzte Uhr, ein Set Designerkoffer und einen Diamantverlobungsring, der Alexa so neidisch machte, dass sie Harry angefahren hatte, als er sie am Abend zur Trauungsprobe abholen kam.
Versucht Sergej einfach nur, allen den verliebten Bräutigam vorzuspielen? fragte Alissa sich verunsichert. Er hatte sie jeden Tag angerufen, gab sich jedoch enttäuschend wortkarg und sachlich, wenn er mit ihr sprach. Er sei in New York und hätte gerade ein Geschäft zum Abschluss gebracht, oder er erging sich über seinen Fußballklub und die Spieler. Um die unbehaglichen Gesprächspausen zu überbrücken, hatte Alissa über belanglose Dinge geplaudert und sich danach über sich selbst geärgert.
Andererseits stellte Sergej ihr ab und zu Fragen, die sie in Bedrängnis brachten.
„Wie viele Männer hat es in deinem Leben gegeben?“, hatte er sie einmal direkt gefragt und damit aus der Fassung gebracht.
„Einen oder zwei“, hatte sie ihm schließlich widerstrebend geantwortet und sich mit einer forschen Gegenfrage aus der Affäre zu ziehen versucht. „Warst du je bis über beide Ohren verliebt?“
„Du meinst so sehr, dass es für mich keine andere mehr gab? Nein, ganz bestimmt nicht“, hatte Sergej ihr selbstzufrieden versichert, als würde richtigen Männern so etwas gar nicht passieren.
„Warum hast du dann geheiratet?“, platzte Alissa heraus, obwohl sie sich auf so persönliche Dinge lieber nicht versteigen wollte.
Am anderen Ende der Leitung folgte unbehagliches Schweigen.
„Sie war die schönste Frau, die mir je begegnet war“, hatte Sergej ihr schließlich abweisend enthüllt. Das ist doch viel zu oberflächlich! hätte Alissa ihm am liebsten vorgehalten, jedoch sicherheitshalber geschwiegen.
So hatten diese Telefonate sie dem Mann, den sie heiraten wollte, keinen Schritt nähergebracht. Nach wie vor war er ihr ein Rätsel, ein Fremder – unberechenbar und ein Buch mit sieben Siegeln –, was sie mit jedem Tag neugieriger und rastloser machte. Immer neue Fragen stürmten auf sie ein: Was für ein Mensch war Sergej Antonovich? Was ärgerte oder freute ihn, was machte ihn glücklich?
Am Nachmittag verabschiedete Alissa sich zu Hause von ihrer Mutter und Alexa.
Ihre Schwester war gereizt und verstimmt, und Alissa wünschte ihr und ihrem Verlobten alles Glück dieser Erde, ehe sie allein zum Flughafen fuhr. Doch natürlich war sie nie wirklich allein, seit sie mit Sergej zusammen war. Er bestand darauf, dass sie stets von zwei Leibwächtern begleitet wurde, wie auch jetzt auf der Fahrt zum Flughafen.
Unterwegs klingelte ihr Handy. Als sie sich meldete, erkannte sie zu ihrer Überraschung die Stimme ihres Vaters. „Deine Mutter hat mir
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