Diamanten für die falsche Braut?
mich gut verteidigen.“
„Warum, zum Teufel, glaubst du, mich dir mit der Vase vom Leib halten zu müssen?“, fragte Sergej. „Ich bin nicht gewalttätig.“
Alissa dachte nicht daran, die Vase zurückzustellen. „Nein?“
Auf einmal wirkte er ernüchtert, erstaunlich ruhig sah er sie an. „Natürlich nicht. An einer Frau würde ich mich niemals vergreifen.“ Ehe sie reagieren konnte, packte er blitzschnell zu, entwand ihr die Vase und stellte sie auf das Tischchen zurück. „Du ängstigst dich schnell.“
„Überrascht dich das?“, hielt Alissa ihm empört vor. „Du stürmst hier herein wie ein wilder Stier …“
Sergej stieß eine Verwünschung auf Russisch aus und nahm ein Foto auf. „Hör auf, um den heißen Brei herumzureden. Wer ist der Mann?“
Etwas gefasster gürtete Alissa ihren Bademantel fester und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein Vater.“
„Spar dir die Lügen!“, fuhr Sergej sie an und betrachtete das Foto genauer. „Der Mann dürfte kaum älter sein als ich …“
„Dad würde sich bestimmt geschmeichelt fühlen, wenn er das hörte, aber lassen wir das. Warum prüfst du die Sachlage nicht erst, ehe du über andere herfällst?“
„Ich falle nicht über andere her.“ Widerstrebend musste Sergej sich eingestehen, dass er gegen seine Gewohnheit übereilt gehandelt hatte. Was war nur auf einmal in ihn gefahren? Unbehaglich bewegte er sich. „Wenn der Mann wirklich dein Vater ist … warum weinst du dann und hältst seine Hand?“
„Es war ein ziemlich emotionaler Moment, ich hatte ihn seit Wochen nicht mehr gesehen oder gesprochen.“ Alissa war immer noch aufgebracht. „Du führst dich auf, als wäre es üblich, dass Frauen dich hinter deinem Rücken betrügen.“
„So ist es nicht.“ Sergej fragte sich, wieso die Fotos von Alissa mit dem anderen Mann ihn hatten rot sehen lassen.
„Du bist nicht einmal mein fester Freund“, hielt sie ihm vor.
„Dafür werde ich morgen dein Ehemann sein.“
Herausfordernd warf Alissa den Kopf zurück. „Verzeih meine Offenheit, aber die Aussicht versetzt mich nicht gerade in atemlose Begeisterung.“
„Du sollst auch nicht begeistert sein“, erwiderte Sergej in unnachahmlicher Arroganz. „Ich bin, wie ich bin und werde mich nicht ändern.“
Drückendes Schweigen folgte dem Wortgefecht. Alissas Verhalten schien ihn dennoch aus dem Konzept gebracht zu haben.
„Deine Reaktion spricht Bände.“ Sie ging zum Gegenangriff über. „Wenn du klug wärst, würdest du aus deinen Fehlern lernen.“
Unvermittelt regte sich ihr schlechtes Gewissen. Warum musste sie stets das letzte Wort behalten, wenn sie mit Sergej aneinandergeriet? Eine schlechte Angewohnheit – und ein schlechter Start für ihre Beziehung. Sergej würde nicht aufhören zu kämpfen, weil er es so gewöhnt war. „Entschuldige, das war ein Schlag unter die Gürtellinie und nicht fair …“
„Seit wann sind Frauen fair?“, hielt Sergej ironisch dagegen.
„Mit solchen Äußerungen treibst du die Dinge nur auf die Spitze und erreichst nichts.“ Alissa konnte nicht umhin, seine seidigen langen Wimpern zu bewundern. „Na gut, es war falsch von mir, dir keine klare Antwort gegeben zu haben.“
Von Frauen hatte Sergej noch nie klare Antworten erhalten. Alissas Erklärung entlockte ihm nur ein müdes Lächeln.
„Aber mein Dad ist nun mal mein Dad. Ich konnte schließlich nicht ahnen, dass jemand uns für ein Liebespaar halten würde“, versuchte sie, sich zu rechtfertigen. „Seit meine Eltern sich getrennt haben, hatte meine Beziehung zu ihm stark gelitten. Deshalb war unsere Begegnung ziemlich … aufwühlend.“ Ihre Stimme bebte leicht.
„Wieso?“
„Wieso was?“
„Schließlich bist du erwachsen. Was deine Eltern tun, ist ihre Sache.“
„Enge Familienbande mögen dir fremd sein, Sergej, aber wir stehen uns alle sehr nahe.“ Entsetzt bemerkte Alissa, dass ihr erneut die Tränen kamen. Seit wann war sie so sentimental? „Das Ganze geschah völlig unvorbereitet. Vaters Fortgehen war ein schrecklicher Schock für uns. Aus heiterem Himmel erklärte er, sich in eine andere Frau verliebt zu haben, wenige Stunden später zog er bei ihr ein.“
Verwundert blickte Sergej auf die Tränen, die ihr über die Wangen rannen. Sie war unglaublich empfindsam, so ganz das Gegenteil von dem Psychoprofil, das seine Beauftragten von ihr erstellt hatten. Außerdem schien sie mit allen zu fühlen – außer mit ihm. Ihn hatte sie sogar angeschrien und mit
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