Diamanten für die falsche Braut?
verheiratet.
Da sie im Moment nichts unternehmen konnte, um ihre Lage zu ändern, beschloss Alissa, sich in einer der malerischsten und geschichtsträchtigsten Städte der Welt ein wenig umzusehen. Sie unterrichtete Borya, der ständig an ihrer Seite war, von ihrem Vorhaben, St. Petersburg zu besichtigen. Wieso hatte der Getreue seinen Herrn und Meister eigentlich nicht nach London begleitet?
In einem roten Wollkleid, passendem langem Mantel und Stiefeln verließ Alissa mit Borya und seinem Sicherheitsteam das Haus und begann ihre Besichtigungsrunde.
Der Rest des Tages verging wie im Flug. Sie besuchte die am Fluss Newa gelegene Eremitage, mittlerweile eins der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt, und den dazugehörigen mächtigen, grün-weißen barocken Winterpalast. Beeindruckt schlenderte sie durch die weitläufigen Gebäude von Saal zu Saal und bewunderte unermessliche Kunstschätze, kostbare Gemälde und Antiquitäten, dankbar, auf diese Weise von ihren Sorgen abgelenkt zu werden.
Im gegenüberliegenden Park wurde es Alissa zu kalt für einen Spaziergang, als es zu schneien begann. Dicke Schneeflocken legten sich auf alles, und obwohl sie sich warm angezogen hatte, fror sie. Zielstrebig eilte sie zur Limousine zurück, als jemand sie rief.
Überrascht blieb Alissa stehen und drehte sich um. Zu spät entdeckte sie die Kamera, die auf sie gerichtet war, und konnte sich nicht mehr rechtzeitig in Deckung bringen. Wütend stürmten Borya und seine Männer dem flüchtenden Paparazzo nach.
Alissa war erleichtert, als sie wieder in der Villa war, wo sie der lukullischen Speisenfolge des stolzen Kochs alle Ehre erwies. Als sie später ins Bett ging, war sie erschöpft und schlief die ganze Nacht über tief und fest.
Auch am nächsten Tag wollte Alissa nicht tatenlos herumsitzen, um auf Sergejs oder Alexas Anruf zu warten, und besuchte Schloss Peterhof, einen Palastkomplex außerhalb St. Petersburgs. Der Park mit seinen vergoldeten Statuen bot sich ihr tief verschneit dar, und es war bitterkalt. Nach dem Wettereinbruch des Vortags schlau geworden, trugen die Sicherheitsleute warme Mützen und Thermomäntel. In dieser Nacht träumte Alissa, von Wölfen durch eine Grünanlage und endlose Räume gejagt zu werden.
Am folgenden Nachmittag wurde Alissa zu Sergejs Jacht geflogen, die vor Cap Antibes ankerte, wo das Wetter angenehm mild war. Höflich führte man sie durch das luxuriös ausgestattete schlanke Schiff mit dem zutreffenden Namen „Platinum“, dessen Crew fast nur aus Engländern bestand. Hier gab es alles, was das Herz begehrte: Heimkino, Fitnessraum, Discobar und einen Swimmingpool mit Sonnendeck. Die Hauptsuite war nicht nur besonders weitläufig und elegant, sie verfügte auch über abgeschirmte Terrassen, Sitzbereiche und ein so verschwenderisch ausgestattetes Marmorbad, dass Alissa sich fast wie Cleopatra vorkam.
Sobald sie an Bord gegangen war, hatte die Jacht abgelegt. Nach dem Abendessen auf der Terrasse mit Panaromablick übers Meer machte Alissa es sich auf einem Sofa im Hauptsalon gemütlich und schaltete die Abendnachrichten im an der Wand angebrachten Flachbildfernseher ein.
Unwillkürlich spannte sie sich an, als sie Sergejs Namen hörte, und stellte den Ton lauter. Ein Foto von ihrer Hochzeit wurde eingeblendet, dann sah man Sergej auf einem Podium in einem überfüllten Raum, in dem ein halbes Dutzend Journalisten ihn mit Fragen bombardierten. Offenbar hatte er soeben eine internationale Firma übernommen. Danach zeigte ein Schnappschuss Alissa im verschneiten St. Petersburg. Es musste das Foto sein, das der Paparazzo am Vortag von ihr geschossen hatte. Die Stimme des Sprechers klang ernst, und auch Sergej wirkte betroffen. An einem Tag die Hochzeit, am nächsten ein Milliardengeschäft auf der anderen Seite der Erde … dann seine Braut, die sich allein amüsierte …
Später als geplant flog Sergej zu seiner Jacht. In seinen Ohren hallten noch Jelenas Vorhaltungen wider, die ihn vor einer Stunde angerufen hatte, um sich nach dem Befinden des Brautpaars zu erkundigen. Als sie erfuhr, dass er sich ohne Alissa auf einer Geschäftsreise befand, war sie entsetzt, dass Sergej seine junge Frau gleich nach der Hochzeit sich selbst überließ. Alissa hat Großmutters Herz erobert, erkannte er, denn noch nie hatte Jelena sich in seine Beziehungen zum weiblichen Geschlecht eingemischt.
Eine Flasche Champagner und zwei Kelche wurden auf der Terrasse serviert, auf der Alissa den Sonnenuntergang
Weitere Kostenlose Bücher