Diamanten und heiße Küsse
aufgewachsen?“
Sein ironisches Lächeln machte klar, dass er ihre Strategie genau durchschaute. „Als ich zehn war, zogen wir nach Tanunda im Süden Australiens. April heiratete, als ich fünfzehn war.“
„Warst du glücklich?“
„Teenager sind nie glücklich. Außerdem hatten wir kein Geld. Das Leben war hart. Wir zogen ständig um, je nachdem, wo meine Mutter Arbeit finden konnte. Und ich war ständig ‚der Neue‘ in der Klasse.“
„Ich kann mir vorstellen, wie schwierig das war.“
„Nein, das kannst du eben nicht!“, fuhr Jake sie an. „Du kommst aus einer Kleinstadt, wo jeder jeden kennt, wo deine Familie zu Hause ist. Wahrscheinlich kanntest du den Filialleiter der Bank beim Namen, und die Nachbarn luden sich gegenseitig zum Grillen ein. Ich dagegen …“
Unfähig, seine Gefühle länger verbergen zu können, drehte er sich schnell zum Fenster um, damit Holly sein Gesicht nicht sehen konnte. „Dich haben sie sicher nie verachtet und als uneheliches Kind einer stadtbekannten Hure bezeichnet.“
„Oh, Jake …“
Ihr Entsetzen traf ihn wie ein scharfes Messer und brachte all die grauenhaften Erinnerungen wieder zurück. Mitleid war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Gewaltsam löste er sich von den Albträumen seiner Vergangenheit, atmete tief durch und wandte sich dann wieder um. „Ich habe keine Zeit mehr. In einer halben Stunde muss ich auf der anderen Seite der Stadt sein. Schreib einfach auf, was du über mich und meinen Werdegang weißt, und lass das andere offen. Am besten schickst du mir deinen Entwurf per E-Mail, ich mache dann die notwendigen Ergänzungen.“
Damit wandte er sich wieder seinen Aktenstapeln auf dem Schreibtisch zu, während Holly langsam aufstand und frustriert den Kopf schüttelte.
Als spüre er ihre Gegenwart, hob er schließlich den Kopf. „Ist noch was?“, fragte er leise, sehr darum bemüht, nicht zu zeigen, was er fühlte. Geh jetzt. Bitte, geh.
Halb traurig, halb mitleidig sah sie ihn an. Doch bevor er etwas sagen konnte, wandte sie sich zum Gehen.
„Nein, das ist alles.“
7. KAPITEL
Um halb sechs schließlich saß Holly in Jakes Wagen. Nervös spielte sie mit ihrem Ohrring und starrte aus dem Fenster, weil ihr das letzte Gespräch mit Max nicht aus dem Kopf ging.
Er hatte sie angerufen und wissen wollen, was sie Neues herausgefunden habe. Zwangsläufig hatte sie ihm von dem geplanten Wohltätigkeitsball erzählen müssen, was ihn jedoch nicht zufriedenstellte. Denn er hatte ironisch gemeint: „In was für einer selbstlosen Firma arbeiten wir bloß!“
Daraufhin hatte sie nur erwidert: „Tut mir leid, das ist alles.“ Danach hatte sie sich kurz verabschiedet und einfach aufgelegt.
Glücklicherweise hatten die Vorbereitungen für den Ball sie so abgelenkt, dass sie kaum mehr an Max gedacht hatte. Doch das Telefongespräch hatte sie unbarmherzig wieder an ihre fatale Situation erinnert. Indem sie ihr erzählten, wer Jake wirklich war, hatten die Blackstones gezeigt, wie sehr sie ihr vertrauten. Wie konnte sie auch nur mit dem Gedanken spielen, dieses Vertrauen zu missbrauchen?
Was sollte sie nur tun?
Auf alle Fälle musste sie versuchen, Max bis nach dem Ball hinzuhalten. Dann hoffte sie, ihre Zuverlässigkeit ausreichend bewiesen zu haben. Und da an dem Abend auch das Geheimnis um Jake gelüftet werden sollte, konnte Max sie nicht mehr unter Druck setzen. Denn hinter James Blackstone hinterherzuspionieren ergab keinen Sinn.
Verstohlen warf sie Jake einen Blick zu. James Blackstone. Immer wieder hatte sie während des Tages daran denken müssen, und immer wieder konnte sie es kaum glauben. Wie gern hätte sie ihm tausend Fragen gestellt, aber nach ihrem kurzen Gespräch über die Presseerklärung hatte sie ihn den ganzen Tag nicht mehr gesehen.
Und jetzt saß er neben ihr.
„Kannst du mir vielleicht noch mal erklären, warum ich nicht einfach mit einem Taxi nach Hause fahren konnte?“, fragte sie und wandte sich ihm zu.
„Hast du nicht die Reporter gesehen, die vor dem Eingangsportal lauern?“ Er grinste kurz. „Und da du momentan als meine neueste Eroberung gehandelt wirst, bist du es, an der sie interessiert sind.“
„Und du meinst, es ist besser, wenn sie mich in deinem Auto erwischen?“ Kurz lachte sie auf. „Du hast doch sicher den Artikel im Telegraph gelesen?“
Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Das ist doch alles Unsinn. Wir beide wissen, dass du kein Kind von mir erwartest. Oder wünschst du dir
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