Diamanten und heiße Küsse
flogen damals nach Afrika, um bestimmte Diamantenminen zu besichtigen.“
„Muss eine schöne Reise gewesen sein. Denn du lächelst, und das passiert nicht sehr oft.“
„Nein?“ Das klang eher abwesend, denn inzwischen war sein Blick auf das zweite Foto gefallen.
„Bist du das mit April?“
„Ja.“ Wie gut konnte er sich an diese Situation erinnern. Es war einer der wenigen glücklichen Augenblicke in seinem Leben gewesen. „Ich war damals elf. Sie hatte gerade einen neuen Job bekommen, als Kassiererin in einem Supermarkt. Und das haben wir gefeiert.“
„Erzähl mir mehr von ihr“, bat Holly leise.
„Bis ich ungefähr zehn war, sind wir dauernd umgezogen.“ Wieder stand Jake auf. Die Erinnerung schmerzte. Langsam trat er ans Fenster und blickte auf die Stadt mit ihren glitzernden Lichtern herunter. „Howards Haushälterin und ihr Freund sollen die Entführer und Erpresser gewesen sein.“
„Ja, ich weiß. Sie hatten einen Autounfall.“ Auch Holly hatte sich erhoben und hinter ihn getreten.
„April hat mich gerettet.“
„Warum hat sie dich nicht der Polizei übergeben?“
„Ein Jahr zuvor hatte sie ihr eigenes Kind verloren, und darunter litt sie noch immer. Als sie mich unverletzt neben dem Wagen liegen sah, betrachtete sie das als einen Wink des Schicksals. So als sei ihr noch einmal eine Chance gegeben worden.“
„Dann hat sie dich einfach behalten?“
Überrascht von der Kälte in Hollys Stimme, drehte Jake sich zu ihr um. „Ja.“
„Wusste sie denn nicht, wer du warst? Dass der kleine Junge auch Eltern hatte, die um ihn trauerten?“
„Doch. Aber der Wagen fing an zu brennen, und sie hat ihr eigenes Leben riskiert, um mich zu retten. Und da hat sie wohl geglaubt, dass sie ein Recht auf mich hatte. Das heißt, wahrscheinlich hat sie anfangs überhaupt nicht nachgedacht. Und nachher war es zu spät. Da konnte sie mich nicht mehr hergeben.“
„Das glaube ich.“ Nachdenklich betrachtete Holly diesen großen kräftigen Mann, den sicher viele fürchteten. Und doch hatte er sich ihr in seiner Verletzlichkeit gezeigt, wenn auch nur zögernd. Ein Mann wie er war es nicht gewohnt, Gefühle zu offenbaren, geschweige denn darüber zu sprechen.
Wie sehr konnte sie nachempfinden, was er durchgemacht hatte, auch wenn ihre eigene Kindheit und Jugend anders verlaufen waren. Und wenn sie daran dachte, was ihm jetzt noch bevorstand, stieg ein überwältigendes Mitgefühl in ihr auf. Und sie hatte nur den einen Wunsch, ihm zu helfen und ihn irgendwie zu trösten.
„Bei uns lief auch nicht alles so ideal“, flüsterte sie. „Jemand, der an unserer Firma interessiert war, hatte versprochen, uns zu helfen, wenn wir in finanzielle Schwierigkeiten kämen.“
Weshalb erzählte sie ihm das jetzt? Langsam wandte er sich zu ihr um und musterte sie nachdenklich.
„Dann aber wurden wir übernommen, und kurz darauf wurde die Firma liquidiert. Man hat alle Angestellten entlassen. Zwanzig Familien waren davon betroffen, viele Ehen gingen kaputt.“
„Und Dad war nicht mehr derselbe, nachdem er die Firma verloren hatte. Er hatte keinen Lebensmut mehr. Die Leute machten ihn für ihr Elend verantwortlich, und er gab ihnen recht.“
Sie seufzte tief auf. „Nach Dads Schlaganfall hatte auch meine Mutter keine Kraft mehr. Unsere Schulden wegen der Arztrechnungen stiegen in astronomische Höhen …“ Aber was ging Jake das an? „Entschuldige, dass ich abgeschweift bin. Wir sprachen über dich. “
Doch ein Blick in sein Gesicht genügte, um zu begreifen, dass die Gelegenheit, mehr von ihm zu erfahren, vorbei war. Wie üblich hatte er seine undurchdringliche Maske aufgesetzt.
„Es ist schon spät. Ich lasse Steven vorfahren, damit er sich vergewissert, dass kein Reporter mehr vor deiner Tür herumlungert. Hast du nun genug Stoff beisammen, um die Presseerklärung zu skizzieren?“
„Wird schon gehen.“
Am Mittwoch fuhr Jake zu dem exklusiven Vorort Vancluse. Am Vortag war die Ankündigung von dem großen Wohltätigkeitsball durch die Presse gegangen. Und seitdem hatten die Telefone bei Blackstone Diamonds und bei Ad-Vance Corp nicht mehr stillgestanden.
Immer wieder warf er einen Blick zur Seite. Die Hausnummern waren oft schwer zu finden, denn die Grundstücke waren groß und die Einfahrten lang. Irgendwie stand ihm das Treffen mit Sonya Hammond bevor, aber es musste sein. Eigentlich war er nicht sehr daran interessiert, die ganze Familie kennenzulernen. Und auch Ryan und Ric hatten sich
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