Diamantendiebe
Marmorfoyer war leer. Sie rannte zum Lift, der gerade auf dem Weg nach unten war. Sie hob die Faust und schlug gegen die Lifttür. Sie verspürte nicht den geringsten Wunsch, die Treppe hinunterzurennen, um den Dieb zu verfolgen. Es würde nur das Personal und die Gäste misstrauisch machen, wenn sie plötzlich völlig zerzaust in ihrem Bademantel in der Lobby erschien. Der Hotelmanager würde zweifellos die Polizei alarmieren.
Arggh… Wenn sie diesen Bastard von einem Dieb jemals wieder treffen sollte, dann, so schwor sie sich, würde sie ihn zu Tode prügeln. Nein, ihn in Stücke reißen und an die Wölfe verfüttern.
Auch wenn sie den Dieb hätte verfolgen wollen, so würde der Schmerz in ihren Rippen sie dabei gehindert haben. Sie beobachtete wütend, wie der Lift weiter hinunterfuhr und schließlich in der Lobby anhielt. »Mistkerl«, fluchte sie laut. Dann, ihre verletzte Seite haltend, kehrte sie langsam in ihre Suite zurück. Sie warf die Tür mit einem lauten Knall zu und stolperte zurück in ihr Schlafzimmer, wo sie sich wimmernd auf das breite Bett fallen ließ. Ihr Blick fiel auf die Pistolenkugeln, die am Boden verstreut lagen. Sie war irgendwie froh, dass er sie entfernt hatte, denn sie hatte nicht die Absicht, ihn zu töten. In Wahrheit fand sie an Mord keinen Geschmack.
Der Kupfergeschmack seines Blutes in ihrem Mund war eklig. Eine plötzliche Angst überkam sie. Sie war mit seinem Blut in Kontakt gekommen. Was war, wenn er AIDS hatte oder irgendeine ansteckende Krankheit? Sie blickte auf ihre Brüste und ihren Bauch, das Blut war schon getrocknet. Sie stand auf und eilte ins Badezimmer, um sich den Mund zu spülen und zu duschen. Verdammt, jede Bewegung, die sie machte, schmerzte von Kopf bis zu den Füßen und ganz besonders ihre Rippen taten weh. Sie wusch und rubbelte sich so gründlich wie möglich ab, aber sie wusste, dass es nicht genug war. Sie musste schnellstmöglich einen Labortest machen lassen.
Nachdem sie geduscht und sich abgetrocknet hatte, riss sie einen Teil des weißen Betttuchs in Streifen und bandagierte ihre Rippen damit. Dann nahm sie zwei Aspirin und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie das Hotel so schnell wie möglich verlassen sollte, aber sie konnte sich nicht rühren. Der Schmerz und die Erschöpfung waren übermächtig. Langsam fielen ihre Augen zu und sie fiel in einen tiefen Schlaf.
Sie träumte. Es war ein wunderbar erotischer Traum.
Der sexy Dieb war in ihrem Hotelzimmer. Er entkleidete sie und sich selbst, zog sie ins Bett und legte sich auf sie. Er rieb sich an ihrem feuchten Eingang, bevor er machtvoll in sie eindrang. Dann zog er sich zurück und ließ sich wieder in sie zurückfallen. Im gleichmäßigen Rhythmus bewegte er sich hinein und hinaus. Sie stöhnte und wand sich unter ihm.
Kurz bevor sie ihren Höhepunkt erreichte, nahm der Traum eine Wendung. Der Dieb wurde von einigen wütenden Männern grob von ihr weggezerrt. Sie versuchte ihn festzuhalten, aber einer der Schläger trat sie hart in den Bauch. Sie fühlte den Schmerz. Und dann war da die Explosion eines Schusses und Blut. Viel Blut.
Tess schrie auf und erwachte. Sie setzte sich in ihrem Bett auf, ihr Herz raste, ihr Körper war nass mit kaltem Schweiß. Heilige Kuh, der Traum war so real gewesen. Sie hatte den Schmerz spüren können, die Angst. Nach den Aufregungen dieser Nacht war es wohl kein Wunder, wenn ihr Gehirn überbeansprucht war. Sie wandte den Kopf und blickte auf die Nachttischuhr. Sie hatte fast eine Stunde geschlafen. Es war Zeit aufzustehen und das Hotel zu verlassen.
Während sie packte, musste sie unentwegt an den gutaussehenden Dieb denken. Blöd wie sie war, sehnte sie sich sogar danach, ihn wiederzusehen. Er hatte ihre Neugier und ihr Verlangen geweckt. Sie würde nicht eher ruhen, bis sie nicht seine wahre Identität herausgefunden hatte.
Max Edgewater starrte im Badezimmer in sein Spiegelbild, während er seine blutende Nase mit einem Eisbeutel kühlte. Er war sowohl stocksauer als auch amüsiert über das, was in dieser Nacht geschehen war. Es war das erste Mal, dass er während eines Beutezugs einen anderen Dieb getroffen hatte – eine unvorhergesehene Komplikation. Natürlich war er überrascht gewesen, eine Frau anzutreffen. Und es hatte ihn nicht begeistert, mit ihr kämpfen zu müssen. Er war nicht der Typ, der eine Frau schlug. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt, es war Selbstverteidigung gewesen.
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