Diamantendiebe
zurück begleitet worden war, erntete sie von Sarah einen frostigen Blick.
»Na, du kleines Flittchen, bist du nicht schon etwas zu alt, um so ungeniert mit der Jugend zu flirten? Lass besser die Finger von den Wickelkindern, sonst kriegst du nur Probleme mit den jungen Damen im passenden Alter.« Sie sprach laut genug, um die anderen Gäste am Tisch auf sie aufmerksam zu machen.
Tess‹ Gesicht wurde dunkelrot. Wie konnte sie es wagen! Niemand hatte es bisher gewagt, sie öffentlich ein Flittchen zu nennen! Sarah war ganz offensichtlich eifersüchtig, weil sie nicht dieselbe Aufmerksamkeit bekommen hatte. Tess beobachtete, wie sie ein weiteres Glas Champagner in sich hineinschüttete und hatte sofort eine Idee. Statt ihr ordentlich die Meinung zu sagen, setzte sie sich hin und schenkte ihr noch nach. Gut, die dumme Gans trank wie ein Loch und würde am nächsten Tag mit ziemlicher Sicherheit den größten Kater ihres Lebens haben.
Tess überließ Sarah ihren Drinks, mischte sich unter die Gäste und erleichterte sie um ihre auffallenden Klunker, während sie sie mit Gesprächen ablenkte. Sie hatte dabei nicht die geringsten Gewissensbisse, da die Leute hoch versichert waren und ohne mit der Wimper zu zucken neuen Schmuck kaufen konnten.
Tess verabschiedete sich und verließ den Ballsaal. Die gestohlenen Stücke trug sie sicher verwahrt in einem Geheimfach in ihrer Handtasche und in ihrem Mieder, während keiner der Bodyguards oder der Sicherheitsleute auch nur irgendeinen Verdacht schöpfte. Am Hinterausgang des Schlosses wartete ihr langjähriger verlässlicher Komplize und Chauffeur, John Ripley.
Der fünfundvierzigjährige ehemalige Ex-Cop und Gelegenheitsdieb nahm die Chanelhandtasche entgegen und gab Tess dafür eine, die haargenau so aussah. Es war geplant, dass er die Beute in eine große Pralinenschachtel steckte und sie an eine Adresse in Mailand verschickte, wo Tess‹ Auftraggeber die Sachen entgegennehmen und sie weiterverkaufen würde. Sie und John arbeiteten schon seit vielen Jahren auf diese Art zusammen und er erhielt von ihr dafür einen Teil des Gewinns.
Als John weggefahren war, kehrte Tess gut gelaunt und zufrieden in den Ballsaal zurück, wo sie wieder ihren Platz bei Sarah einnahm. Es war wichtig für sie, ein Alibi zuhaben. Je mehr Leute sie bei den Promis sahen, desto besser und niemand würde annehmen, dass mit ihr irgendetwas nicht in Ordnung sei.
Das Hochzeitspaar kam während ihrer Gratulationstour herüber, um einige Worte zu wechseln. Frederik trug ein dunkles Samtjackett, das von kleinen Diamanten nur so glitzerte und die Braut sah atemberaubend schön in ihrem goldenen Seidenkleid aus, das mit Perlen und Rubinen bestickt war. Tess warf einen fachmännischen Blick auf die Juwelen der Braut und hätte fast einen überraschten Schrei ausgestoßen, als sie entdeckte, dass es sich um Fälschungen handelte, obwohl sie für jeden anderen unbedarften Beobachter haargenau so aussahen wie jene, die sie bei der Hochzeitszeremonie getragen hatte. In ihr stieg ein gewisses Misstrauen auf. Weshalb trug Jasmine falschen Schmuck?
Frederik starrte höchst aufdringlich auf ihre Brüste und als er sie fest umarmte, tat er dies auf eine Weise, die sie jeden Teil seines Körpers spüren ließ, sein erigiertes Glied mit eingeschlossen. Sie schob ihn weg, aber nicht schnell genug, um nicht noch schnell in den Hintern gekniffen zu werden.
»Ein bisschen aus dem Gleichgewicht geraten, nicht?«, flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er sie losließ und seiner Frau vorstellte. Die Braut erdolchte Tess mit ihren Blicken, bevor sie weiterging, um die Glückwünsche anderer Gäste entgegenzunehmen.
Tess verdrehte die Augen. Dummes Weibstück, sie brauchte wirklich keine Angst zu haben, dass sie ihr Frederik stehlen würde. Zum Glück war nicht sie mit ihm verheiratet. Er war so geil und treulos wie ein Kater. Langsam wurde sie ungeduldig, was ihren Beutezug betraf. Sie hatte geplant, sich in ihr dunkles Outfit zu werfen und dann die äußere Wand hochzuklettern, um in die Brautsuite zu gelangen, jetzt aber änderte sie ihren Plan. Frederik hatte in letzter Minute noch einige Sicherheitsleute beauftragt, die Türme und Gärten zu bewachen, also war die große Wendeltreppe, die zu den oberen Stockwerken führte, für Tess die einfachere Route.
Frederik hatte jedoch auch darauf geachtet, dass nicht einfach jeder zu den oberen Stockwerken gelangen konnte und einige recht kräftig aussehende Wachen am Fuß und am
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