Diamantendiebe
Markierungspunkt für Frederiks Schlafzimmer.
Plötzlich hörte sie aus einem der Schlafzimmer die Stimme einer Frau, die auf Französisch mit zwei Männern sprach. Tess sprang zurück und presste sich an die Wand.
»Danke, meine Herren, Sie können jetzt gehen. Kommen Sie bitte in etwa fünfzehn Minuten wieder.«
»Madame, wir können unseren Posten nicht verlassen. Graf De Fleur hat explizit angeordnet, dass wir die Suite bewachen sollen«, erwiderte einer der Sicherheitsleute fest und sein Partner murmelte etwas Zustimmendes.
»Ich bin hier aber sicher. So viele von Ihnen passen auf uns auf, dass nichts passieren wird. Gehen Sie jetzt.«
»Aber Madame, das ist unmöglich!«
»Gehen Sie oder ich werde meinem Mann sagen, dass ich Sie beide schlafend im Dienst erwischt habe. Ich bin sicher, dass er Sie unter diesen Umständen nie wieder anheuern wird.«
»Wie Sie wünschen, Madame«, sagten die beiden Männer ebenso resigniert wie indigniert.
Tess hörte, wie sie sich entfernten, dann erklang wieder die Stimme der Frau. Sie flüsterte etwas auf Englisch: »Komm heraus, Darling, sie sind weg.«
Man hörte Schritte auf dem Korridor. Tess konnte sich schon denken, wer die Frau war. Sie schob schnell den Kopf vor, um ihren Verdacht bestätigt zu sehen und sah gerade noch, wie die Gräfin und ihr männlicher Begleiter in dem Zimmer verschwanden. In Fredericks Schlafzimmer. Die Tür fiel mit einem leichten Klicken hinter ihnen zu.
Tess‹ Augen wurden schmal, als sie vorsichtig zum Schlafzimmer schlich und dann ihr Ohr gegen die geschlossene Tür hielt. Drinnen unterhielten sich die beiden leise. Neugierig schlich sie auf Zehenspitzen ins nächste Zimmer, vermutlich die Brautsuite.
Sie hatte Recht gehabt, es war tatsächlich die Brautsuite. Der Raum war groß und überladen, im Stil von Ludwig XIV. Die hohe Decke war mit Tauben und Engeln bemalt und das massive Himmelbett, das mitten im Zimmer stand, mit einem himmelblauen Baldachin und ebensolchen Vorhängen geschmückt. Auf der blauen Satindecke waren Rosenblüten verstreut und das Hochzeitskleid der Gräfin De Fleur hing an der offenen Schranktür, die mit Juwelen besetzten weißen Hochzeitsschuhe standen ordentlich darunter.
Wie seltsam, dass nicht einige vertrauenswürdige Freunde der Familie oder Zimmermädchen über die Brautsuite wachten, dachte Tess. Nun, umso besser für mich, das machte die ganze Sache einfacher. Sie warf einen Blick an die Decke, hinter ein Gemälde und eine Wanduhr, um zu prüfen, ob sich dort nicht Überwachungskameras versteckten, von denen sie vielleicht nichts wusste. Nichts. Sehr gut. Ihr Blick glitt durch den Raum, verdammt, die Zeit lief ihr davon und sie hatte schon so viel verschwendet. Denk nach!
Frederik hatte beiläufig erwähnt, dass die Brautjuwelen im Wert von drei Millionen Dollar über Nacht im Schloss bleiben sollten. Er hatte ihr sogar genügend vertraut, um ihr das Versteck zu verraten: nämlich in Jasmines Gepäck.
Ein Dutzend Louis Vuitton-Koffer und -Taschen standen auf der einen Seite des Zimmers. Schnell öffnete Tess jede Tasche, um nach den Juwelen zu suchen. Nichts. Sie besah sich die Dinge auf der Frisierkommode. Es waren Flaschen und Tiegel bekannter Designer-Kosmetika, Cremes, Parfüms, aber weder hier noch in den Schubladen die geringste Spur von den Diamanten. Tess suchte unter dem Bett, in den Laden der Nachttische, in den beiden Schränken und sogar im WC-Wassertank im benachbarten Bad.
Hm.... wo konnten sie sein? Sie klopfte mit dem Finger an ihr Kinn. Eine intelligente Person wie die Gräfin würde einen so unbezahlbaren Schmuck wohl kaum offen oder in ihren Taschen herumliegen lassen. Sie betrat die Garderobe, die von oben bis unten mit Kleidern gefüllt war und schob die Kleider beiseite, um zu sehen, ob sich dahinter vielleicht ein Wandsafe verbarg. Nachdem sie eine Weile gesucht hatte, fand sie hinter einigen Kleidern endlich einen kleinen Safe. Sie drehte den Griff und zu ihrer größten Überraschung ging die Tür auf. War das leicht gewesen! Aber Moment, das konnte natürlich auch eine Falle sein. Sie öffnete den Safe ein wenig mehr und da lagen die Juwelen auch schon. Tess leuchtete mit einer Speziallampe hinein, um nach etwaigen unsichtbaren Infrarotstrahlen zu suchen, die einen Alarm auslösen konnten. Alles in Ordnung. Sie war gerade dabei, die Juwelen in ihr Geheimversteck zu packen, als sich die Tür zur Brautsuite öffnete. Sie sprang hinter die Kleider und verbarg sich
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