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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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Bringen Sie das hier zu Sergeant Lockstone. Die Einzelheiten erklären Sie ihm selbst. Den z-zweiten Brief zu Inspektor Asagawa.«
    »Auch im Laufschritt, ja?«
    »Nein, im Gegenteil. Von Lockstone zum japanischen Polizeirevier gehen Sie langsam, Sie k-können unterwegs ruhig noch Tee trinken.«
    Shirota starrte den Vizekonsul verwirrt an. Dann schien er zu verstehen und nickte.
    Der Sergeant kam mit seiner ganzen Truppe – sechs Constables mit Karabinern.
    Fandorin erwartete die Verstärkung am Dorfeingang, lobte sie für ihr schnelles Eintreffen und erklärte rasch, wie sie sich verteilen sollten.
    »Was denn, wir werden nicht stürmen?« fragte Lockstone enttäuscht. »Meine Jungs sind ganz wild auf das Gefecht.«
    »Kein G-gefecht. Wir sind zwei Meilen vom Settlement entfernt, außerhalb der Jurisdiktion der Konsulate.«
    »Ich pfeife auf die Jurisdiktion, Rusty! Vergessen Sie nicht: Diese drei Bastarde haben einen weißen Mann getötet! Vielleicht nicht selber, aber das ist doch alles eine Bande.«
    »Walter, wir müssen die Gesetze des Landes respektieren, in dem wir uns befinden.«
    Der Sergeant war beleidigt.
    »Warum haben Sie dann geschrieben: ›So schnell wie möglich, und bringen Sie Schußwaffen mit großer Reichweite mit‹?«
    »Ich brauche Ihre Männer zum Abriegeln. Verteilen Sie sie rings um das Feld, gut getarnt. Sie sollen sich auf die Erde legen und mit Stroh zudecken. Immer im Abstand von zwei-, dreihundert Schritten. W-wenn die Verbrecher übers Wasser fliehen wollen, eröffnen Sie das Feuer, aber nicht gezielt, sie sollen nur auf den Hügel zurückgetrieben werden.«
    »Und wer verhaftet die Räuber?«
    »Die japanische Polizei.«
    Lockstone kniff die Augen zusammen.
    »Warum haben Sie nicht gleich nur die Japsen geholt? Wozu dann die Munizipalpolizei?«
    Fandorin antwortete nicht, und der Sergeant nickte verstehend.
    »Zur Sicherheit, ja? Sie trauen den Gelbhäuten nicht? Sie haben Angst, die kriegen sie nicht oder lassen sie laufen, ja?«
    Auch auf diese Frage bekam er keine Antwort.
    »Ich werde Asagawa im Dorf erwarten. Für die übrigen drei Seiten des Quadrates sind Sie verantwortlich«, sagte Fandorin.
     
    Diesmal mußte er lange warten – offenbar hatte Shirota auf dem Weg zum japanischen Polizeirevier nicht nur Tee getrunken, sondern auch Mittag gegessen.
    Als die Sonne im Zenit stand, verließen die Bauern das Feld, um sich vor der Nachmittagsarbeit eine Weile auszuruhen. Auch Masa kam zurück.
    Er bedeutete Fandorin mit Gesten: Sie sind alle drei dort, und der Bucklige auch. Sie überwachen alle Seiten, man kann sie nicht überrumpeln.
    Fandorin trug seinem Kammerdiener auf, den Pfad zum Tempel zu beobachten. Er selbst ging ins Dorf, um die japanische Polizei in Empfang zu nehmen.
    Nach drei weiteren Stunden kam auf dem Weg ein schwarzer Fleck in Sicht. Fandorin sah durchs Fernglas und stöhnte auf. Von Yokohama her näherte sich eine ganze Kampfkolonne. In einer Staubwolke blitzten Bajonette, an den Seiten ritten Offiziere.
    Fandorin rannte dem Trupp entgegen und winkte von weitem, sie sollten stehenbleiben. Es fehlte noch, daß die Männer auf dem Hügel den waffenstarrenden Vielfüßer entdeckten!
    Voran ritt Suga, der Vize-Intendant der Polizei. Auf Fandorins Gestikulieren hin hob er die Hand, und die Kolonne blieb stehen.
    Die japanischen Soldaten gefielen Fandorin nicht: Klein, schmächtig, bartlos, keinerlei Haltung; die Uniformröcke hingen sackartig an ihnen. Er erinnerte sich, daß Doronin ihm erzählt hatte, die Wehrpflicht sei in Japan erst vor kurzem eingeführt worden und die Bauern dienten nicht gern in der Armee. Kein Wunder! Dreihundert Jahre lang war es den einfachen Leuten verboten gewesen, eine Waffe in die Hand zu nehmen, dafür schlugen ihnen die Samurai den Kopf ab. So teilte sich die Nation in eine riesige Herde von Bauernschafen und eine Meute von Samurai-Hütehunden.
    »Exzellenz, Sie hätten noch m-mit Artillerie anrücken sollen!« rief Fandorin dem großen Chef wütend zu.
    Der lachte zufrieden und zwirbelte seinen Schnurrbart.
    »Wenn nötig, tun wir auch das. Bravo, Mister Fandorin! Wie ist es Ihnen nur gelungen, diese Wölfe aufzustöbern? Sie sind ein echter Held!«
    »Ich habe den Inspektor um ein Dutzend f-fähige Agenten gebeten. Warum kommen Sie mit einem ganzen Regiment?«
    »Das ist ein Bataillon.« Suga schwang sich aus dem Sattel und sprang ab. Seine Ordonnanz nahm ihm die Zügel ab. »Als ich dasTelegramm von Asagawa bekam, habe ich

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