Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
Vom Netzwerk:
verstehen. Dann tue ich es eben ohne Sekundanten! Ich werde keine Schmerzen empfinden. Im Gegenteil, ich erlöse mich damit von dem Schmerz, der mich von innen her verbrennt! Dieser Unhold hat einen großen Mann verraten, der ihm vertraute! Er hat mich mit einem Stiefeltritt beiseite geschleudert wie ein Stück Dreck! Und nun berauscht er sich an seinem Sieg! Ich kann es nicht ertragen, wenn das Böse triumphiert. Der Verbrecher Suga als Chef der Polizei! Bewundert sich vorm Spiegel in seiner neuen Uniform, macht es sich gemütlich in seinem neuen Anwesen Takarazaka! Er ist überzeugt, daß ihm die ganze Welt zu Füßen liegt. Das ist unerträglich!«
    Fandorin runzelte die Stirn. Takarazaka? Irgendwo hatte er den Namen schon einmal gehört.
    »W-was ist das für ein Anwesen?«
    »Ein vornehmes Gut in der Nähe der Hauptstadt. Suga hat es vor ein paar Tagen beim Kartenspiel gewonnen. Oh, er ist ein Glückspilz, er hat ein starkes Karma!«
    Fandorin fiel das Gespräch ein, das er in Bullcocks’ Kabinett belauscht hatte. »Ach, Onokoji, das ist echt japanisch«, hatte der Engländer gesagt. »Jemandem eine Rüge erteilen und ihn eine Woche später mit einer Beförderung belohnen.« Der Fürst hatte entgegnet: »Das ist keine Belohnung, lieber Aldgernon, sondern lediglich die Besetzung einer entstandenen Vakanz. Aber eine Belohnung für die geleistete Arbeit bekommt er außerdem. Das Gut Takarazaka vor der Stadt. Ach, die herrlichen Pflaumen dort! Und die Teiche!« Die Rede war also von Suga gewesen!
    »Was ist mit Ihnen?« fragte der Inspektor und sah Fandorin erstaunt an.
    Der erwiderte langsam: »Ich glaube, ich weiß, was wir tun müssen. Wir haben zwar keine Beweise, aber möglicherweise einen Zeugen. Oder zumindest einen Informanten. Es gibt jemanden, der den wahren Hintergrund des Mordes kennt.«
    Fandorin erzählte dem Inspektor von dem durchtriebenen Dandy, der mit fremden Geheimnissen handelte. Asagawa hörte ihm begierig zu, wie ein Verurteilter, dem man die Begnadigung verkündet.
    »Onokoji hat gesagt, Suga habe ›seine Arbeit geleistet‹? Also weiß der Fürst tatsächlich einiges von der Sache!«
    »Auf jeden Fall mehr als wir beide. Am interessantesten ist die Frage, wer den Intendanten so großzügig belohnt hat. Läßt sich vielleicht herausfinden, wem das Anwesen vorher gehörte?«
    »Einem Verwandten eines gestürzten Shogun. Aber Takarazaka stand seit langem zum Verkauf. Jeder Beliebige kann es gekauft und anschließend beim Kartenspiel verloren haben. Das finden wir heraus, das ist kein Problem.«
    »Und was machen wir mit dem Fürsten? Es wäre töricht, zu hoffen, daß er freiwillig aussagt.«
    »Doch, das wird er«, erklärte der Inspektor überzeugt. »Freiwillig und offenherzig.«
    Die Wangen des Japaners färbten sich rosig, seine Stimme klang nun munter und energisch. Kaum zu glauben, daß dieser Mann noch vor fünf Minuten wie ein lebender Leichnam ausgesehen hatte. »Onokoji ist weich und schwach. Vor allem aber anfällig für alle möglichen Laster, auch verbotene. Ich habe ihn bislang nicht angerührt, weil ich diesen Müßiggänger im Grunde für harmlos hielt. Zudem hat er viele hochgestellte Beschützer. Aber nun werde ich ihn festnehmen.«
    »Wofür?«
    Asagawa überlegte höchstens ein paar Sekunden.
    »Er geht fast jeden Tag in ›Zimmer neun‹. Das bekannteste Bordell von Yokohama, kennen Sie es?«
    Fandorin schüttelte den Kopf.
    »Ach, ja, Sie sind ja erst seit kurzem hier … Dort gibt es Angebote für jeden Geschmack. Zum Beispiel das sogenannte ›Pensionat‹ für Liebhaber blutjunger Mädchen. Darunter sind Dreizehn-, Zwölf-, ja, sogar Elfjährige. Das ist gegen das Gesetz, aber da im ›Zimmer neun‹ nur Ausländerinnen arbeiten, mischen wir uns nicht ein, das fällt nicht in unsere Jurisdiktion. Onokoji ist ein großer Liebhaber der Kleinen. Ich werde den Besitzer (er ist mir etwas schuldig) auffordern, mir Bescheid zu geben, sobald der Fürst sich mit einem Mädchen zurückzieht. Dann nehmen wir ihn fest. Doch das kann ich leider nicht selbst tun – das muß die Munizipalpolizei übernehmen.«
    »Wir werden also wieder mit Sergeant Lockstone zusammenarbeiten.« Fandorin nickte. »Sagen Sie, sind unter den minderjährigen P-prostituierten vielleicht russische Staatsangehörige? Das würde meine Teilnahme an der Aktion rechtfertigen.«
    »Ich glaube, es gibt eine Polin«, erinnerte sich Asagawa. »Ich weiß nur nicht, was für einen Paß sie besitzt. Vermutlich

Weitere Kostenlose Bücher