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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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fast taghell.
    Die Schützen gingen nacheinander einzeln in die Häuser, den Karabiner im Anschlag. Zurück kamen sie immer zu zweit – sie schleppten Tote heraus und legten sie auf die Erde. Der Kommandeur beugte sich über sie und betrachtete die Gesichter.
    Masa zählte neun große Körper und vier kleine. Zwei Erwachsene fehlten.
    »Tamba ist nicht dabei«, sagte der Kommandeur laut. »Und der Gaijin auch nicht. Sie sind in dem Haus am Abgrund.«
    Er entfernte sich, aber nur ein paar Schritte.
    Plötzlich kam Leben in einen der Körper. Ein Mann (Masa erkannte den gesprächigen, freundlichen Rakuda) streckte sich wie eine Katze, sprang dem Kommandeur auf den Rücken, ein Messer blitzte, doch der Anführer der Schwarzjacken reagierte geschickt – mit einem Kopfzucken wich er aus, warf sich nach hinten und rollte übers Gras. Von allen Seiten eilte Hilfe herbei – ein formloser schwarzer Krake mit unzähligen Armen und Beinen wälzte sich am Boden.
    Ein weiterer Körper nutzte das Durcheinander, diesmal ein kleiner, und regte sich ebenfalls. Es war der achtjährige Yaiti. Er richtete sich ein Stück auf, taumelte und schüttelte sich. Zwei Schwarzjacken wollten den Jungen packen, aber er huschte zwischen ihren Beinen hindurch und kletterte in Windeseile auf einen Baum.
    »Haltet ihn! Haltet ihn!«brüllten die Verfolger. Schüsse krachten.
    Yaiti sprang auf den benachbarten Baum, dann noch einen Baum weiter. Ein abgeschossener Ast brach unter seinen Händen, doch der kleine Teufel klammerte sich an einen anderen.
    Inzwischen waren die Schwarzjacken mit Rakuda fertig. Zwei von ihnen lagen am Boden. Die übrigen schleiften den toten Shinobi beiseite und halfen dem Kommandeur aufstehen. Der stießdie hilfsbereiten Hände wütend weg und riß sich die Kapuze vom Kopf. Ein Revolver blitzte auf. Der Lauf, auf den von Baum zu Baum hüpfenden Jungen gerichtet, beschrieb eine kurze gekrümmte Linie, spuckte Feuer, und Yaiti fiel wie ein Stein zu Boden.
    Masa erstarrte mit offenem Mund. Nicht die Treffsicherheit des Schützen verblüffte ihn, sondern der Anblick seines glattrasierten Schädels. Diesen Mann hatte er schon einmal gesehen, vor ein paar Tagen! Das war der Wandermönch, der zusammen mit dem »Bauarbeiterartel« von Kamata in jenem Dorfgasthaus übernachtet hatte!
    Nun wurde ihm alles klar.
    Tsurumaki war ein umsichtiger Mann. Er hatte sich nicht allein auf den treuen, aber ein wenig einfältigen Kamata verlassen, sondern einen Beobachter mitgeschickt, der im verborgenen alles auskundschaftete. Er hatte das Gemetzel auf dem Berg gesehen, den Eingang zum unterirdischen Gang und den Seilzug … Saubere Arbeit, das mußte man sagen!
    Der Mönch (so nannte Masa den Anführer der Schwarzjacken nun) fürchtete offenbar, ein weiterer Ninja könne plötzlich wieder zum Leben erwachen. Er zog ein kurzes Schwert und ging ans Werk. Dreizehnmal hob und senkte sich die Klinge. An der Hauswand wuchs eine Pyramide aus abgeschlagenen Köpfen, großen und kleinen. Der Mönch handhabte das Schwert sehr geschickt, darin hatte er offenbar Übung.
    Vor dem letzten Teil des Sturmangriffs ließ der Kommandeur die Truppe antreten.
    »Unsere Verluste sind bislang gering«, sagte der Mönch, wobei er federnd die Reihe abschritt. »Zwei hat das Mädchen getötet, zwei der wiederauferstandene Tote, einer hat sich beim Fall vom Seilzug zu Tode gestürzt. Aber das Gefährlichste liegt noch vor uns. Wir werden streng nach dem Plan von Herrn Shirota vorgehen. DerPlan ist gut, das habt ihr selbst gesehen. Herr Shirota nimmt an, daß das Haus des Oberhaupts voller Fallen ist. Darum also äußerste Vorsicht! Keinen Schritt ohne Kommando! Klar?« Plötzlich blieb er stehen und schaute ins Dunkel. »Wer ist da? Du, Ruhei?«
    Masa begriff, daß er entdeckt war, und lief langsam vorwärts. Was tun? Hingehen oder wegrennen?
    »Bist doch wieder aufgestanden? Hast dir nicht die Knochen gebrochen? Schön. Reih dich ein.«
    Die meisten Schwarzjacken waren dem Beispiel des Kommandeurs gefolgt und hatten die Kapuzen abgenommen, einige aber, Buddha sei Dank, waren noch immer verhüllt, so daß Masa nicht verdächtig wirkte; nur sein Nachbar schaute ihn schräg an und stieß ihm den Ellbogen in die Seite – aber vermutlich nur zur Begrüßung.
    »Zwanzig Mann umzingeln die Lichtung«, befahl der Mönch. »Karabiner im Anschlag, nicht träumen. Wenn ein Shinobi durchzubrechen versucht, sofort niederstrecken. Die anderen kommen mit mir ins Haus. Nicht

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