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Diamantene Kutsche

Diamantene Kutsche

Titel: Diamantene Kutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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drei Löcher. Erst glaubte Masa, der Kommandeur sei übervorsichtig gewesen, dann aber vernahm er ein Knarren, die Wand schwankte, und ein Mann im schwarzen Ninjagewand fiel mit dem Gesicht zuerst heraus.
    In der Wand befand sich eine schwarze Nische – ein Geheimversteck.
    Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren, warf der Mönch den Revolver in die Linke, riß sein Schwert heraus und hieb es in denHals des Gestürzten. Er riß ihm die Maske herunter und hob den Kopf am Zopf hoch.
    Goheis pockennarbiges Gesicht starrte seinen Mörder mit wütend aufgerissenen Augen an. Der Kommandeur schleuderte die Trophäe in den Flur, direkt vor Masas Füße, wischte sich das Blut vom Arm und schaute vorsichtig in die Nische.
    »Aha, hier ist etwas!« verkündete er eifrig. Ungeduldig winkte er einen seiner Männer zu sich, der eben die Kapuze abgenommen hatte.
    »Shinzo, zu mir! Sieh nach, was da ist. Kriech rein!«
    Er legte die Hände zusammen, Shinzo stieg darauf, und sein Oberkörper verschwand.
    »A-a-ah!« ertönte ein gedämpfter Aufschrei.
    Der Mönch sprang rasch zur Seite, und Shinzo fiel herab wie ein Mehlsack. In seinem Nasenrücken steckte ein stählerner Stern mit scharfgeschliffenen Zacken.
    »Ausgezeichnet!« sagte der Kommandeur. »Sie sind auf dem Dachboden! Du, du und du – zu mir! Ihr bewacht den Zugang. Wegbleiben von der Nische, sonst werfen sie wieder einen Shuriken. Hauptsache, die Shinobi kommen hier nicht raus. Die anderen mir nach! Irgendwo muß hier auch der Zugang zum Keller sein.«
    Masa wußte, wie man in den Keller gelangte. Das Zimmer nebenan, das zweite rechts, hatte einen raffinierten Fußboden – ehe man einmal nieste, war man schon unten. Gleich würde der Kahlrasierte kriegen, was er verdiente.
    Aber der Mönch machte auch hier keinen Fehler. Er rannte nicht gleich los, wie Masa damals, sondern hockte sich hin und betrachtete eingehend die hölzernen Dielen. Er klopfte mit dem Stab darauf, begriff und ächzte zufrieden. Dann drückte er mit der Faust kräftig darauf – und der Boden wippte hoch.
    »Da ist ja der Keller!« Der Kommandeur grinste. »Drei Männer an die Tür, und Augen auf!«
    Vor der letzten Tür standen dichtgedrängt Schwarzjacken. Sie schoben sie auf und starrten ihren schlauen Anführer erwartungsvoll an.
    »So-o«, sagte der gedehnt und ließ den Blick über die kahlen Wände schweifen. »Was haben wir hier? Aha. Die Ausbuchtung da in der Ecke gefällt mir nicht. Wozu ist die wohl da? Verdächtig. Mal sehen.« Ohne hinzuschauen, griff der Mönch hinter sich und packte Masa am Ärmel. »Geh, klopf sie ab.«
    Ach, wie sehr es ihm widerstrebte, diese verdammte Ausbuchtung abzuklopfen! Aber wie konnte er sich weigern? Der Mönch trieb ihn an: »Was stehst du noch rum? Beweg dich! Wer bist du, Ruhei? Nimm die Kapuze ab, die brauchst du nicht mehr, sie stört nur.«
    Ich bin sowieso verloren, dachte Masa und riß die Kapuze herunter – zum Glück wandte er den Schwarzjacken und ihrem Kommandeur den Rücken zu.
    In Gedanken flehte er: »Tamba-sensei, wenn Sie jetzt durch irgendeinen raffinierten Spalt schauen, halten Sie mich nicht für einen Verräter. Ich bin hier, um meinen Herrn zu retten.« Für alle Fälle zwinkerte er der verdächtigen Wand zu, als wollte er sagen: He, ich gehöre zu euch!
    »Das ist nicht Ruhei«, sagte jemand hinter ihm. »Ruhei hat doch nicht so kurze Haare!«
    »He, wer bist du? Los, dreh dich um!« befahl der Mönch.
    Masa tat zwei rasche Schritte vorwärts. Der dritte mißlang – die Tatami vor der verdächtigen Ausbuchtung war eine Falle – darunter gähnte Leere. Mit einem verzweifelten Schrei fiel Masa ins Nichts.
    Direkt vor sich sah er Metall aufblitzen und kniff die Augen zu, doch der Hieb blieb aus.
    »Masa!« flüsterte eine vertraute Stimme. »Tschut ne ubil!« 4
    Sein Herr! Lebendig! Blaß, mit gerunzelter Stirn, in einer Hand einen Dolch, in der anderen einen kleinen Revolver.
    Neben ihm stand Midori-san – im schwarzen Kampfgewand, nur ohne Maske.
    »Hier können wir nicht länger bleiben. Gehen wir!« sagte die Herrin, fügte etwas in Gaijinsprache hinzu, dann eilten sie zu dritt fort von dem rechteckigen Loch, durch das sanftes gelbes Licht herabdrang.
    In der Ecke des Kellers befand sich eine dunkle Rinne, in der Masa zwei Juteseile entdeckte – das war vermutlich die Ausbuchtung, die dem Mönch verdächtig erschienen war.
    Der Herr ergriff eins der Seile und schwebte wie durch Zauberei in die Höhe.
    »Jetzt du!« befahl

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