Diamantene Kutsche
berührte, klirrte etwas in der Wand. Vom Flur aus konnte Masa nicht sehen, was geschehen war. Saburo schrie erstaunt auf, griff sich mit beiden Händen an die Brust und krümmte sich.
»Ein Pfeil«, krächzte er und drehte sich um.
Tatsächlich – mitten in seiner Brust steckte ein Metallstift.
Der Mönch zielte mit dem Revolver auf die Wand, schoß jedoch nicht.
»Selbstschuß«, murmelte er. »Eine Feder unterm Fußboden.«
Saburo nickte, als sei er mit dieser Erklärung vollauf zufrieden, schluchzte auf wie ein Kind und sank zur Seite.
Der Kommandeur schritt über den Toten hinweg, klopfte mit dem Revolvergriff rasch die Wand ab, fand aber nichts.
»Weiter!« rief er. »He, du! Ja, ja, du! Los!«
Der Kämpfer mit Kapuze, auf den er zeigte, zögerte einen Augenblick, dann ging er zur nächsten Tür. Unter der Maske drang gedämpftes Murmeln hervor.
»Ich vertraue auf Buddha Amida, ich vertraue auf Buddha Amida«, verstand Masa – die heilige Beschwörungsformel derer, die an den Pfad des Reinen Landes glauben.
Ein gutes Gebet, genau das Richtige für eine sündige Seele, die nach Vergebung und Erlösung dürstete. Verblüffend: An der Wand des Zimmers, das zu betreten sich der Anhänger des Buddhas Amida anschickte, hing eine Schriftrolle mit einem Ausspruch des großen Shinran 3 : »Selbst ein guter Mensch kann im Reinen Land wiedergeboren werden, ein schlechter aber erst recht.« Was für ein erstaunlicher Zufall! Vielleicht würde die Schriftrolle ihn erkennen und retten?
Nein.
Der Betende durchquerte das Zimmer ohne Zwischenfälle. Er las den Ausspruch und verbeugte sich ehrfürchtig. Doch der Mönch sagte: »Nimm die Schriftrolle ab! Sieh nach, ob darunter ein Hebel verborgen ist!«
Es war kein Hebel unter der Schriftrolle, aber als der Ärmste die Wand abtastete, schürfte er sich die Hand an einem verborgenen Nagel auf. Er schrie auf, leckte sich die blutende Wunde, und kurz darauf krümmte er sich am Boden – der Nagel war mit Gift präpariert.
Hinter der dritten Tür befand sich der Gebetsraum. Womit würde er wohl die Eindringlinge empfangen? Masa, nicht zu dicht hinter dem Mönch (um nicht aufzufallen) und nicht zu weit entfernt (um genug zu sehen), reckte den Hals.
»Na, wer ist der Nächste?« rief der Kommandeur und packte, ehe sich ein Freiwilliger melden konnte, den erstbesten am Kragen und stieß ihn nach vorn. »Nicht so ängstlich!«
Am ganzen Leib zitternd, öffnete der Mann die Tür. Als er den Altar mit der brennenden Kerze davor entdeckte, verbeugte er sich. Mit Schuhen wagte er sich nicht hinein – das wäre Gotteslästerung gewesen. Er warf seine Strohschuhe ab, trat in den Raum und hüpfte auf einem Bein, den anderen Fuß mit beiden Händen umklammernd.
»Dornen!« sagte der Mönch.
Er stürmte ins Zimmer (er selbst trug solide Gaijin-Stiefel), schleifte den Verwundeten in den Flur, doch der war bereits verstummt und hatte die Augen verdreht.
Die Wände des Gebetsraumes klopfte der Kommandeur selbst ab – keine Hebel oder versteckten Federn.
Er ging wieder hinaus in den Flur und rief: »Nur noch vier Türen! Eine davon führt uns zu Tamba! Vielleicht die da!« Er zeigte auf die Tür am Ende des Ganges. »Tsurumaki-dono hat eine Belohnung versprochen für den, der als erster in die Höhle des altenWolfs geht! Wer möchte Rottenführer werden und obendrein tausend Yen bekommen?«
Niemand wollte. Durch den Flur verlief eine unsichtbare Grenze: Am hinteren Ende stand ganz allein der Kommandeur, vorn aber drängten sich bestimmt fünfzehn Mann, und von draußen kamen weitere.
»Ach, ihr feigen Eidechsen! Ich schaffe es auch ohne euch!«
Der Mönch riß die Tür auf und streckte die Hand mit dem Revolver aus. Als er die schwarze Leere sah, wich er zurück, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.
Er lachte.
»Seht nur, wovor ihr Angst hattet! Vor der Leere! So, nun sind es nur noch drei Türen! Will jemand sein Glück versuchen? Nein? Na schön …«
Er öffnete die hintere linke Tür, ging aber nicht gleich hinein. Er hockte sich hin, winkte nach einer Lampe und betrachtete den Boden. Er schlug mit der Faust auf die Tatami, dann erst trat er darauf. Auf dieselbe Weise machte er einen weiteren Schritt.
»Einen Stock!«
Man reichte ihm einen Bambusstab.
Der Mönch klopfte gegen Decke und Wände. Als die Bretter in der Ecke hohl klangen, eröffnete er sofort das Feuer. Ein Schuß krachte, ein zweiter, ein dritter.
In der hellgelben Oberfläche gähnten nun
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