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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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vergaß für einen Moment, dass sie eigentlich weinen wollte. Doch Angie hatte sie schon mit einer ärgerlichen Armbewegung beiseite gestoßen.
    »Komm«, wandte sie sich an Pat. »Da unsere liebe Erna es vorzieht, die Ahnungslose zu spielen, müssen wir uns eben so auf den Weg machen. Kathrin ist bestimmt noch nicht sehr weit gekommen.« Schnell sattelten die Mädchen ihre Pferde und verließen den Stall. Erna blieb leise schluchzend zurück.
    Draußen tobte inzwischen ein stürmischer Wind. Ein Gemisch aus eisigem Schnee und Salzwassertropfen wirbelte durch die Luft, begleitet von dem lauten Tosen der Wellen, das auf einmal sehr nahe klang. Die Mädchen schlugen den Weg zum Dorf ein. Immer wieder riefen sie Kathrins Namen, doch sie erhielten keine Antwort.
    »Mir ist so kalt«, stöhnte Angie, als sie an dem unheimlichen Krähenhof vorbeikamen. Die Mauern wirkten in der Dunkelheit noch gespenstischer, und der Wind heulte in den verfallenen Türmen und Fenstern der Ruine.
    »Ausgerechnet für Kathrin müssen wir hier draußen Kopf und Kragen riskieren!« Pat lachte grimmig. »Ich verstehe sowieso nicht, wie sie zu Fuß schon so weit gekommen sein soll. Vielleicht hält sie sich ja auch irgendwo versteckt, wartet, bis die Luft rein ist und kehrt dann in ihr Bett zurück.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, erwiderte Angie und wischte sich die Nässe aus dem Gesicht. »Kathrin ist zwar ziemlich schwierig, doch ich glaube nicht, dass sie seelenruhig mit ansehen würde, wie wir hier mitten in der Nacht nach ihr suchen.«
    Pat schüttelte den Kopf. »Kathrin hat etwas zu verbergen. Was immer sie im Stall getan hat, sie wollte nicht, dass jemand es erfährt. Vielleicht ist sie jetzt so panisch, dass sie nur noch daran denkt, wie sie ihre Haut retten kann. Oder aber sie hat sich hier draußen verirrt.«
    »Wir reiten noch bis zum Dorf«, entschied Angie, »wenn wir sie bis dahin nicht gefunden haben, verständigen wir die Polizei.«

    Erna stand unentschlossen vor Frau Andresens Zimmertür. Sie wusste, dass Pat und Angie sich in Gefahr begeben hatten und dass sie eigentlich Hilfe holen musste. Andererseits befürchtete sie, dass Frau Andresen würde wissen wollen, warum sie mitten in der Nacht im Stall war. Aber sie hatte keine andere Wahl: Zögernd klopfte sie an die Tür. Sofort wurde innen das Licht angeknipst, und wenig später erschien Frau Andresen in der Tür.
    »Was ist denn los?«, fragte sie besorgt und zog Erna ins Zimmer. »Ist dir nicht gut?«
    Nun war es mit Ernas Fassung endgültig vorbei. »Angie und Pat sind mit den Pferden unterwegs«, schluchzte sie, »und ich glaube, Kathrin ist auch fort.«
    »Was? Bei dem Wetter? Und jetzt, mitten in der Nacht?« Frau Andresen wurde blass. »Komm mit, wir müssen sofort die Polizei anrufen.«
    Sie zog sich rasch einen Morgenmantel über und verließ das Zimmer. Erna trottete hinter ihr her. Auf einmal fühlte sie sich sehr elend.

    Angie und Pat hatten mittlerweile tatsächlich das Dorf erreicht. Die Straßen waren nur schwach beleuchtet. Vermutlich sind einige Laternen durch den Sturm ausgefallen, dachte Angie schaudernd und zügelte ihr Pferd. Dann wandte sie sich an Pat: »Komm, lass uns umkehren. Ich glaube, es hat keinen Sinn mehr.«
    Pat nickte resigniert. Doch gerade als sie umkehren wollte, erblickte sie eine in sich zusammengesunkene Gestalt, die am Wegrand kauerte.
    »Um Gottes willen, Kathrin!«, rief Pat entsetzt und erleichtert zugleich. »Was tust du hier draußen? Du hättest dir den Tod holen können! Angie und ich dachten schon, wir würden dich gar nicht mehr finden!«
    Kathrin hob mühsam den Kopf. Die sonst so wohlgeordneten Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, und ihre Lippen waren blau von der Kälte.
    »Ich wollte umkehren, aber ich konnte den Weg nicht mehr finden«, sagte sie mühsam. Ohne Widerspruch ließ sie sich auf Fairytale heben.
    Der Heimweg wurde besonders mühsam. Zwar hatte der Sturm etwas nachgelassen, doch dafür hingen dicke Wolken vor dem Mond und verdunkelten die Nacht noch mehr. Kathrin saß wie leblos auf dem Pferd. Sie war völlig entkräftet, und immer wieder musste Pat sie abstützen, damit sie nicht hinunterfiel. Vermutlich hätten sie sich verirrt, wenn ihnen nicht der ausgeprägte Richtungssinn der braven Pferde zu Hilfe gekommen wäre. So ließen sie die Tiere einfach laufen.
    »Du meine Güte, Kathrin, lass dich nicht so hängen«, fauchte Pat, die nun ihrerseits allmählich immer schwächer wurde. Die Kälte saß

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