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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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tief in ihren Gliedern und lähmte sie. Kathrin reagierte nicht. Sie verfügte über viel weniger Energie und Durchhaltevermögen als Pat oder Angie, und von einem bestimmten Punkt der Entkräftung an gab sie auf.
    Wenn Tom doch hier wäre, dachte Pat sehnsüchtig, ohne zu wissen, was das eigentlich an ihrer Lage geändert hätte. Vermutlich wäre er entsetzt, wenn er wüsste, was hier vor sich ging; doch mit seiner ruhigen Art würde er allen ein Gefühl der Sicherheit geben. Tom, der große Retter, dachte Pat und musste beinahe über sich selber lachen. Wie sehr hatte sie früher ihre Schulfreundinnen verachtet, wenn diese wegen irgendeines Jungen in Schwärmereien ausgebrochen waren. Pat hingegen hatte sich immer sehr selbstständig gefühlt und ihre Freiheit genossen. Niemals wollte sie sich anbinden lassen! Warum auch? Das Leben mit Toby und Fairytale war so schön und unbeschwert. Doch jetzt, ganz plötzlich eigentlich, war es, als habe Tom ihre Gedanken für sich beschlagnahmt. Und viel zu oft ertappte sie sich dabei, dass sie ihn herbeiwünschte.
    »Denkst du an Tom?«, fragte Angie leise und sah die Freundin von der Seite an. Doch noch ehe Pat etwas erwidern konnte, erkannten die Mädchen das weitläufige Gemäuer der Eulenburg, das in der Ferne aufgetaucht war. Beinahe jedes Fenster war hell erleuchtet, und vom Hof schallten Stimmen herüber. Irgendwo stand ein Streifenwagen, dessen Blaulicht gespenstisch in der Dunkelheit blinkte.
    »Nicht schon wieder«, stöhnte Pat, »warum muss Frau Andresen immer gleich die Polizei verständigen?«
    Als die Ankömmlinge durch das Hoftor ritten, wurden sie zunächst von niemandem bemerkt. Überall liefen Schülerinnen und Schüler im Schlafanzug durcheinander. Dazwischen stand Frau Andresen. Ihr Gesicht war von der Aufregung rot gefleckt, und immer wieder versuchte sie, irgendjemanden zum Schlafengehen zu bewegen. Doch keiner hörte ihr zu. Plötzlich stieß die sommersprossige Tina einen Schrei aus: »Seht nur, da kommen sie!« Sofort drehten alle ihre Köpfe herum und verstummten.
    Frau Andresen eilte auf die Mädchen zu: »Pat, Angie, Kathrin! O Kinder, ich bin so froh, dass ihr wieder da seid!« Einen Moment lang schwankte ihre Stimme. Noch hatte sie sich nicht wieder ganz im Griff.
    Einer der Polizisten grinste boshaft. »Ich sehe schon, es sind immer dieselben Gäste, die Ihnen und uns Ärger bereiten. An Ihrer Stelle würde ich mir sehr genau überlegen, wen ich hier noch einmal einquartiere. Es gibt doch sicherlich so etwas wie eine Hausordnung, die nächtliche Ausritte verbietet.« Triumphierend blickte er in die Runde, als habe er eine besonders wichtige Feststellung gemacht. Doch niemand hörte ihm zu. Alle waren viel zu erleichtert, als dass sie den nörgelnden Polizisten beachtet hätten. Die Mädchen wurden sofort in warme Decken gepackt und in die Krankenstation gelegt.
    »Morgen früh erzählt ihr mir alles ganz genau«, sagte Frau Andresen streng, »und ihr anderen geht sofort in eure Betten!«
    Langsam kehrte wieder Ruhe in der Eulenburg ein. Doch immer wieder wurden drei Namen geflüstert: Pat, Angie und Kathrin.

    Als Pat am anderen Morgen erwachte, fand sie sich in dem weiß gekalkten Raum der Krankenstation wieder. Einen Moment lang hatte sie Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Doch dann sah sie die Ereignisse der vergangenen Nacht blitzschnell an sich vorüberziehen. Typisch Frau Andresen, dass sie mich gleich in die Krankenstation verfrachten muss, dachte sie unwillig. Vermutlich sind Kathrin und Angie auch hier.
    Die Krankenstation im Erdgeschoss der Eulenburg bestand nur aus Einzelzimmern, denn die stets mürrische Schwester Elfriede vertrat die Ansicht, dass nur absolute Ruhe den Heilungsprozess fördern könne.
    Isolationsfolter, dachte Pat grimmig, und das auch noch ohne jede Krankheit! Gerade als sie sich mit einem Ruck aufsetzte und in ihre Hausschuhe schlüpfen wollte, wurde an die Tür geklopft. Das kann nur Frau Andresen sein, schoss es Pat durch den Kopf, vermutlich kommt jetzt eine ausführliche Standpauke. Sie spürte den alten Trotz in sich aufsteigen. Dennoch gelang es ihr, ein halbwegs freundliches »Herein« zu rufen. Die Tür öffnete sich, und zu Pats Erstaunen trat Tom ins Zimmer.
    »Ich wollte nur wissen, wie es dir geht«, flüsterte er, »es ist ein Wunder, dass ich hier bin: Die Krankenschwester passt mal wieder höllisch auf, dass niemand euch besucht. Ich habe daher ganz einfach Chris vorgeschickt. Er hat ihr

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