Diamantenraub
erzählt, er habe starke Bauchschmerzen und eifrig, wie sie ist, hat sie ihn sofort in das Behandlungszimmer mitgenommen.« Tom kicherte bei dem Gedanken an Chris' hilfloses Gesicht. »Und weil Chris im ›Leuchtfeuer‹ wohnt, kann Schwester Elfriede ihn nicht einbuchten«, schloss er triumphierend. »Doch jetzt sag mir schnell, wie es dir geht!«
»Ich fühle mich topfit«, antwortet Pat. Sie war sehr selten krank, und manchmal schon hatte sie die Klassenkameraden beneidet, die wegen einer Erkältung vom Unterricht fernbleiben durften. Jetzt jedoch war sie sehr froh, nicht länger liegen zu müssen.
Tom ließ sich auf der Bettkante nieder. »Angie hat einen rauen Hals«, sagte er, »und Kathrin hat es ganz schlimm erwischt: Sie hustet und schnupft, dass man es sogar auf dem Gang hören kann. Was in aller Welt wollte sie zu dieser späten Stunde da draußen? Und warum waren du und Angie bei ihr?«
Pat ließ sich in die Kissen zurücksinken. Die Erinnerungen an die vergangene Nacht wirbelten in ihrem Kopf herum. Außerdem verwirrte es sie, dass Tom so dicht bei ihr auf dem Bett saß. Doch der sah sie aufmunternd an, dass sie ihre Gedanken verwarf und zunächst zögernd, dann immer flüssiger von den Ereignissen berichtete. Tom unterbrach sie mit keinem Wort. »Ich möchte nur gern wissen, was Erna und Kathrin im Stall zu suchen hatten«, schloss Pat ihren Bericht. »Wir sollten ...« Weiter kam sie nicht, denn die Tür wurde aufgerissen und Schwester Elfriede schoss in den Raum. Sie sah sehr wütend aus. »Das habe ich mir fast gedacht«, sagte sie, »unsere Patricia muss alle Vorschriften ignorieren. Und du, Tom, scheinst ein Kurzzeitgedächtnis zu haben; das meine ist dafür allerdings um so besser: Ich glaube, vor ungefähr zwanzig Minuten habe ich dir ausdrücklich verboten, Krankenbesuche zu machen. Erinnerst du dich wieder?«
Tom erhob sich. »Es tut mir leid«, sagte er, »aber Pat ist nicht krank. Wenn sie sich elend fühlen würde, wäre ich natürlich wieder gegangen.«
»Wer hier krank ist und Ruhe braucht, entscheide immer noch ich«, schnaubte Schwester Elfriede.
Pat versuchte ein versöhnliches Lächeln. »Ich habe mich sehr über Toms Besuch gefreut. Wirklich, Schwester Elfriede, es hat mir gut getan, einen von meinen Freunden zu sehen.«
Doch wenn Schwester Elfriede schlechte Laune hatte, ließ sie sich durch nichts erweichen. »Für Anstand und Manieren scheinst du kein Gefühl zu haben, Patricia. Aber eigentlich sollte mich das nicht wundern. Man hört ja so einiges über dich und Tom. Andresens werden nicht gerade begeistert sein, wenn ihnen zu Ohren kommt, mit wem ihr Sohn seine freie Zeit verbringt!«
Tom und Pat warfen einander einen Blick zu, der hieß: Lass sie reden! Was kann uns das schon anhaben?
»Morgen«, sagte Schwester Elfriede, »morgen kannst du die Krankenstation verlassen. Das wird auch für meine Nerven das Beste sein«, fügte sie düster hinzu.
Zunächst ging alles seinen üblichen Trott. Frau Moos hielt ihren Unterricht wegen des bevorstehenden Reitabzeichens mit größter Schärfe und Strenge, und immer öfter brach irgendein Schüler in Tränen aus. »Elke, du sitzt auf dem Pferd, als ob es das erste Mal wäre! Und du, Tina, plumpst bei jedem Tritt wie ein Hefekloß auf und nieder.«
Tina biss die Zähne aufeinander. Die übrigen Schüler zogen die Köpfe ein. Keiner fühlte sich mehr sicher vor Frau Moos' bissigen Kommentaren. Am Ende der Stunde hatte jeder sein Fett abbekommen, sogar Diane, die sonst immer gelobt wurde.
Sabine und Steffi sattelten ihre Pferde ab und schimpften dabei auf Frau Moos.
»Ich brauche dringend ein bisschen Ablenkung«, stöhnte Sabine. »Ich gehe sonst noch ein! Ewig das frühe Aufstehen, und dann diese entsetzlich anstrengenden Reitstunden! Im Sommer konnte man zwischendurch wenigstens noch behaglich in der Sonne liegen, aber jetzt friert man ständig! Ich bin schon ganz unruhig!«
»So schlimm ist es doch auch nicht«, meinte Steffi. »Ich finde, es lässt sich im Winter auch ganz gut hier aushalten. Aber du hast recht, es wäre schön, mal was anderes zu machen. Hast du eine Idee?«
»Ja ...«, sagte Sabine langsam. »Mir ist etwas eingefallen. Pass auf, wir ...« Sie sah sich um. Es waren zu viele ihrer Reitkameraden in der Nähe. »Komm, wir gehen in unser Zimmer. Da erzähle ich es dir.«
Sie legten Striegel und Bürste weg, schlangen ihre Schals fester um den Hals. Draußen wehte ein heftiger Wind, trieb Schneeflocken vor
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