Diamantenraub
und Aufenthaltsräume. Gerade als Diane sich abwenden und zu den anderen zurückkehren wollte, sah sie einen dünnen Lichtkegel, der unruhig hinter einer Fensterscheibe hin und her geisterte. Ich bin übermüdet, dachte sie und schüttelte sich. Doch sie war hellwach. Ab und zu verschwand das Licht, dann tauchte es plötzlich wieder auf; immer hinter demselben Fenster. Das muss unser Zimmer sein, schoss es ihr durch den Kopf, doch wer schleicht um diese Zeit darin herum?
Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief in den Stall zurück. Dort rüttelte sie ihre Freunde: »Wacht auf, schnell. Irgendjemand ist in unserem Zimmer!« Im Nu waren alle hellwach und redeten aufgeregt durcheinander.
Tom hob beschwörend die Hände. »Ihr gackert wie die Hühner! Ich finde, wir sollten nachschauen, wer da sein Unwesen treibt. Vielleicht ist es ja nur Kathrin, die irgendetwas von ihren Sachen sucht.«
Der Vorschlag wurde angenommen, und kurze Zeit später tappten die Kinder durch die Eingangshalle der Eulenburg. Diane fühlte sich sehr unwohl in ihrer Haut. Warum nur mussten immer solche Dinge geschehen? Sie sehnte sich nach geruhsamen Ferien ohne Stress und ohne Einbrecherscharen, die das Leben gefährlich werden ließen. Die anderen schienen das jedoch zu genießen. Eifrig schlichen sie vorwärts, allen voran Pat, dicht gefolgt von Tom. Sie stiegen die Stufen hinauf und erreichten beinahe lautlos das Stockwerk, das die Mädchen bewohnten. Durch die Fenster schien zaghaft der Mond, sodass die Konturen der Wände und Möbel schwach zu erkennen waren.
»Seid ganz leise!«, flüsterte Pat, obwohl ohnehin niemand einen Laut von sich gab.
Im selben Moment wurde an der Eingangstür Sturm geläutet. Das kam so unerwartet und durchschnitt so schrill die Ruhe der Nacht, dass alle zusammenzuckten.
»Was ist denn jetzt los!«, rief Angie verwirrt. »Wer klingelt denn um diese Zeit?«
Während sie noch erschreckt und verwirrt und für ein paar Sekunden untätig herumstanden, wurde plötzlich die Tür zu Angies und Dianes Zimmer aufgerissen und eine dunkle Gestalt rannte auf den Gang hinaus, an den Freunden vorbei, die Treppe hinunter.
»Schnell hinterher!«, rief Pat aufgeregt, aber es war schon zu spät. Unten fiel eine Tür ins Schloss. Wer immer es gewesen war, er war durch eine der Nebentüren unten im Haus entkommen.
Nun gingen auch schon überall die Lichter an, verschlafene Schülerinnen und Schüler erschienen auf den Gängen.
»Wer macht denn hier solchen Lärm?« - »Ist etwas passiert?«, fragte es durcheinander.
Frau Andresen tauchte auf und ging sofort hinunter, um die Tür zu öffnen. Noch immer wurde unvermindert heftig geklingelt. Als Frau Andresen den Sicherheitsschlüssel umdrehte, drängten sich sämtliche Bewohner der Eulenburg hinter ihr auf der Treppe: Alle wollten sehen, wer der nächtliche Besucher war.
Ein Junge stand vor ihnen, mit blau gefrorener Nasenspitze, blassem Gesicht, weit aufgerissenen Augen.
»Wir hatten einen Unfall«, stammelte er. »Wir brauchen einen Krankenwagen.«
Frau Andresen packte ihn heftig am Arm. »Ist jemand von uns verwickelt?«
»Zwei Mädchen ... Sabine und Steffi ...« Er sah, wie Frau Andresen bleich wurde vor Schreck, und fügte eilig hinzu: »Aber den beiden ist nichts passiert. Nur einem Freund von mir. Ich glaube, er hat sich das Bein gebrochen.«
Nun schwirrten erschrockene und aufgeregte Stimmen durcheinander. Ein Unfall in der Nacht ... und Steffi und Sabine mitten dabei!
»Die werden verdammten Ärger kriegen«, sagte Pat leise.
Zunächst war niemand dazu zu bewegen, ins Bett zu gehen. Sie saßen in den Aufenthaltsräumen und warteten. Erst mussten sie wissen, was mit Steffi und Sabine war - und mit dem fremden verletzten Jungen.
Gegen ein Uhr kehrten Steffi und Sabine in die Eulenburg zurück, völlig verfroren und übermüdet. Der Schreck steckte ihnen noch tief in den Gliedern.
»Ihr legt euch sofort ins Bett!«, befahl Frau Andresen. »Und zwar in die Krankenstation. Schwester Elfriede wird euch Wärmflaschen und heißen Tee bringen. Über alles Weitere reden wir morgen.«
»Was ist mit dem verletzten Jungen?«, fragte Diane.
»Tatsächlich ein gebrochenes Bein«, erwiderte Frau Andresen. »Das ist noch harmlos, verglichen mit dem, was hätte passieren können. Aber nun geht ihr auch schlafen. Die Nacht ist sowieso nicht mehr lang.«
Chris hatte sich bereits in Toms Zimmer zurückgezogen, er würde dort heimlich übernachten und dann am anderen Tag in
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