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Diamantenraub

Diamantenraub

Titel: Diamantenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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panisch, es kann nicht gut gehen!
    Und in diesem Moment rutschten sie auch schon. Es ging ganz schnell, auf einmal drehte sich alles, die Straße schien im Kreis herumzuwirbeln, und dann stürzten sie einen Abhang hinab, und Steffi dachte: Das ist das Ende!
    Sie lag im tiefen Schnee und stellte verwundert fest, dass sie lebte und offenbar nicht einmal schwer verletzt war. Nacheinander bewegte sie vorsichtig Arme und Beine, dann die Finger, drehte den Kopf. Alles saß noch am alten Platz, nichts tat weh. Im Gesicht musste sie ein paar Hautabschürfungen haben, denn hier brannte es etwas, aber das konnte nicht schlimm sein.
    Nun rutschte Sabine den Abhang hinunter und kauerte sich neben Steffi nieder. Sie weinte fast. »Steffi! Steffi, um Gottes willen, hast du dir etwas getan?«
    »Ich glaube, ich bin in Ordnung«, erwiderte Steffi. Mit Sabines Hilfe rappelte sie sich auf, kam etwas schwankend auf die Beine. Sie schaute sich um. »Wo ist Martin?«
    »Der liegt auf der Straße. Komm, wir müssen schnell nach ihm sehen!« Sabine weinte nun tatsächlich. Sie machte sich furchtbare Vorwürfe. Warum hatte sie nur nicht auf Steffi gehört?
    So rasch sie konnten, kletterten die Mädchen den Hügel hinauf, wobei sie knietief in den Schnee sanken. Steffi dachte: Das hat mich gerettet. Der tiefe Schnee. Wer weiß, was mir sonst passiert wäre!
    Martin lag wie ein kleines Häufchen Unglück auf der Straße. Er hatte weniger Glück gehabt als Steffi. Er war nicht in das tief verschneite Feld geschleudert worden, sondern auf die Fahrbahn. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er zu Stefan auf, der neben ihm kniete. »Ich kann nicht aufstehen. Beim besten Willen nicht. O Gott, ich glaube, ich hab mir was gebrochen ...« Tränen liefen ihm über das Gesicht. Er musste schreckliche Schmerzen haben.
    »Tu doch was!«, schrie Sabine, die nahe daran war, die Nerven zu verlieren.
    »Was denn?«, schrie Stefan zurück.
    Es war eine makabre Szene, wie sie da saßen und einander anschrien, unter einem frostklaren, pechschwarzen Sternenhimmel, zwischen mondbeschienenen, endlos weiten Schneefeldern.
    Steffi hielt glücklicherweise ihren Verstand beisammen. »Wir müssen Hilfe holen«, bestimmte sie. »Stefan, du fährst zur Eulenburg. Aber vorsichtig - wir brauchen keinen zweiten Unfall! Klingel jemanden aus dem Bett, sie sollen einen Krankenwagen verständigen und gleich mit Wolldecken herkommen, sonst erfriert Martin noch! Mach schon!«
    Stefan schwang sich auf sein Moped und tuckerte davon. Die Mädchen blieben bei Martin, hielten ihm die Hände und versuchten, ihn mit ihren langen Schals zu wärmen. Er zitterte vor Kälte und jammerte ständig leise.
    »Hoffentlich kommt bald jemand!«, sagte Sabine nervös. »Oh, Steffi, ich wünschte, ich hätte auf dich gehört! Ich wünschte, ich ...«
    »Jetzt mach dir keine Vorwürfe. Wenn Martin nicht plötzlich ausgeflippt wäre, wäre gar nichts passiert. Ich fürchte nur, wir werden ganz schönen Ärger kriegen ...«
    Die Mädchen schwiegen bedrückt. Angestrengt starrten sie die Straße entlang. Wie lange würde Stefan brauchen?

    Im Stall war die Stimmung inzwischen auf dem Nullpunkt angelangt. Die Freunde fühlten sich müde und ausgelaugt, doch keiner von ihnen wollte zugeben, dass er am liebsten ins Bett gegangen wäre. Diane, die eine Weile lang eingenickt war, spürte einen unangenehmen Schmerz in ihren Knochen. Sie erhob sich schwerfällig.
    »Ich gehe einen Moment an die frische Luft«, flüsterte sie ihrer Schwester zu. Dann verließ sie den Stall.
    Draußen war die Luft eisig kalt, und Diane fröstelte unwillkürlich. Alles um sie herum war totenstill, nur das Geräusch ihrer Schritte klang gedämpft durch die Nacht. Der Schnee unter ihren Füßen fühlte sich weich und flockig an.
    Es ist einfach traumhaft hier draußen, dachte Diane. Egal, ob Winter oder Sommer, ob Tag oder Nacht, die Natur und das Meer sind immer faszinierend. Ihr Blick wanderte zu dem großen Wohngebäude hinüber. Tagsüber, wenn die vielen jungen Stimmen herausdrangen, wenn die Fenster aufgerissen und geschlossen wurden, wenn Türen schlugen, dann schien es manchmal, als erwache jeder einzelne Stein zum Leben. Sie hielt inne und versuchte, die Fenster den ihr bekannten Räumen zuzuordnen. Ganz oben waren die Appartements der Lehrerinnen, darunter das Stockwerk der Jungen und einige Unterrichtsräume. Im ersten Stock befanden sich die Schlafräume der Mädchen und im Erdgeschoss die Krankenstation, Küche, Esszimmer

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