Diamantenraub
aller Frühe den Heimweg antreten. Angie und Diane tappten zu ihrem Zimmer. Als sie das Licht anknipsten, erstarrten sie. Ein schrecklicher Anblick bot sich ihnen: Die Schränke waren aufgerissen, Hosen, Jacken und Pullover über den Fußboden verstreut. Dazwischen lagen Kleiderbügel und Schuhe.
»Nein!«, rief Diane entsetzt. »Wer hat das denn getan?«
Auch Angie war fassungslos. »Wir müssen sofort nachschauen, ob irgendetwas fehlt«, sagte sie, »hoffentlich ist unser Geld noch da.«
Obwohl die Schwestern todmüde waren, gingen sie daran, alles wieder einzuräumen. Auch Kathrins Sachen waren nicht verschont geblieben, und so dauerte es ziemlich lange, bis die alte Ordnung wiederhergestellt war. Seltsamerweise war alles vollständig vorhanden. Sogar das Geld befand sich noch im Portemonnaie.
»Das hätten wir geschafft«, sagte Angie und ließ sich auf ihr Bett sinken. »Wenn ich denjenigen, der das getan hat, zwischen die Finger kriege, hat er nichts zu lachen.«
Es war fast halb drei Uhr morgens, als die Mädchen unter ihre Decken krochen, müde und ausgelaugt. Sie schliefen sofort ein.
Am nächsten Morgen traf man sich wie üblich zum großen allgemeinen Frühstück. Es gab frische Brötchen, dazu selbst gemachte Marmelade, Butter und Honig und natürlich Müsli, das fast jeder haben wollte. Die dicke, freundliche Köchin lief mit großen Kakaokannen herum und schenkte jedem so viel ein, wie er nur trinken konnte.
»Ihr seid mir heute eine langweilige Gesellschaft«, schimpfte sie. »Fast sieht es so aus, als seien einige von euch ziemlich übermüdet! Angie, Diane, wann seid ihr ins Bett gegangen?«
Angie senkte ihren Kopf tief über ihre Tasse. »Diane und ich fühlen uns heute etwas schlapp. Das vergeht aber bestimmt, wenn wir erst mal auf den Pferden sitzen!«
Auch Steffi und Sabine waren zum Frühstück erschienen. Erstaunlicherweise hatten sie aus der letzten Nacht keine Erkältung davongetragen. Sie sahen sehr blass und ernst aus. Als sie nach dem Essen den Raum verlassen wollten, rief Frau Andresen sie zurück. »Ihr beide kommt gleich zu mir in mein Büro!«
Schweigend und sehr betreten erschienen sie dort dann auch. Frau Andresen sah sie sehr streng an. »Ich denke, ich muss euch nicht erklären, was bei solchen Eskapaden wie der in der letzten Nacht alles passieren kann, einen Vorgeschmack habt ihr ja durch Martins gebrochenes Bein schon bekommen. Ihr wisst, dass es auch wesentlich schlimmer hätte ausgehen können.
Ihr wisst auch, dass es streng verboten ist, nach zwanzig Uhr die Eulenburg zu verlassen, ohne sich abzumelden!«
»Ja«, murmelte Steffi.
»Es war meine Schuld«, sagte Sabine, »ich habe ...«
Frau Andresen winkte ab. »Ich will nicht wissen, wessen Schuld es war. Tatsache ist, ihr seid beide an der Geschichte beteiligt, und ihr seid alt genug, um dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Allerdings finde ich, dies ist Sache eurer Eltern. Ich ...«
»O nein!«, riefen beide wie aus einem Mund. »Nein! Bitte nicht, Frau Andresen! Sagen Sie nichts unseren Eltern!«
»Kommen eure Eltern zum Turnier?«
»Ja.«
»Gut. Dann ist da immer noch Zeit. Nein!« Frau Andresen hob abwehrend beide Hände, als die Mädchen sich erneut aufs Bitten verlegen wollten. »Für den Moment ist alles geregelt. Ich möchte nicht weiter über die Angelegenheit diskutieren. Ihr könnt jetzt gehen. Hoffentlich benehmt ihr euch in Zukunft ein bisschen erwachsener!«
Eingeschüchtert verließen die Mädchen das Zimmer. Draußen holten sie tief Luft. »So ein Mist!«, sagte Steffi. »Meine Eltern werden mich nie wieder hierherlassen!«
»Meine auch nicht«, sagte Sabine düster.
»Glaubst du, sie sagt es ihnen wirklich?«
»Warum sollte sie nicht?«
Bedrückt gingen sie in ihr Zimmer.
»Hic, haec, hoc, huius ... ach verdammt, das merke ich mir nie!« Pat stand auf und ging ans Fenster. Seit einer halben Stunde versuchte Tom, ihr lateinische Deklinationen beizubringen. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Zu viele verschiedene Dinge spukten ihr im Kopf herum.
Tom legte das Grammatikbuch beiseite. »Du warst schon mal besser«, sagte er, »mach mir bitte keine Schande! Wenn du nach den Ferien keine guten Noten schreibst, werden deine Eltern doch noch einen Hauslehrer einstellen. Und wer weiß, ob du dann im Frühjahr wieder zu uns kommen darfst!«
Pat nickte. Tom hatte recht, überhaupt hatte er beinahe immer recht. Doch es behagte ihr gar nicht, die Zeit bei ihm mit Lateinlernen zu
Weitere Kostenlose Bücher