Diamantenraub
sie sich aus, wie die beiden viele schöne Dinge unternahmen, miteinander lachten und glücklich waren. Hatte sie nicht viel schönere Kleider als Pat, war sie nicht viel hübscher?
Kathrin schrak aus ihren Gedanken hoch, als an die Tür geklopft wurde. Wer konnte das sein? Erna hatte ihren heutigen Besuch bereits absolviert. Sie setzte sich auf und ordnete rasch ihre Haare. Dann rief sie: »Herein!«
Es war Bernd. Gewichtig stapfte er durch das Zimmer und ließ sich auf den Besuchersessel sinken. Dann musterte er Kathrin eindringlich von oben bis unten. »Nun, wie ist es mit uns beiden?«, fragte er dreist. Kathrin, die sonst nicht auf den Mund gefallen war, verschlug es die Sprache. Da habe ich mir etwas eingebrockt, fuhr es ihr durch den Kopf, nur weil ich Toms Aufmerksamkeit erregen wollte, habe ich diesen aufgeblasenen bayerischen Ziegentreiber am Hals.
»Ich finde, wir sollten uns aussprechen«, fuhr Bernd fort und verschränkte selbstgefällig die Arme vor der Brust. »Ich sehe gut aus, und du bist ein attraktives Mädchen. Das könnte doch etwas werden ...«
»Das klingt nach einer Drohung«, sagte Kathrin, die sich mittlerweile von ihrem Schrecken erholt hatte. Was bildete Bernd sich ein! Nun, sie würde ihn schon abblitzen lassen!
Bernd schüttelte gönnerhaft den Kopf. »Du brauchst dich nicht zu verstellen, ich weiß Bescheid. Bei unserem Spaziergang hast du dich eindeutig benommen, und außerdem haben die anderen mir alles erzählt.«
»Was haben sie dir erzählt?«
»Dass du mich magst. Liebe auf den ersten Blick, nicht wahr?«
»O nein!« Kathrin stöhnte. »Das waren sicher Pat und ihre Freunde. Du kannst mir glauben, es stimmt nicht! Hast du gehört?!«
»Wenn du jemanden magst, solltest du wenigstens dazu stehen.« Bernds Stimme klang plötzlich quengelig. »Ich finde, du bist ein tolles Mädchen und viel hübscher als Pat oder die Schwestern oder was sonst hier herumläuft. Vor allen Dingen weißt du dich vortrefflich zu kleiden.« Er ging zum Schrank und wollte ihn öffnen, jetzt aber war es mit Kathrins Geduld endgültig vorbei.
»Geh raus!«, zischte sie wütend. »Den Schwachsinn kannst du deiner Oma auf der Alm erzählen. Lass mich damit in Ruhe!«
Bernd verließ gehorsam den Raum. Trotz der eben erhaltenen Abfuhr wirkte er nicht unsicher, im Gegenteil, fast schien es, als trüge er seine Nase noch höher. Kathrin starrte wütend hinter ihm her. Wie unverschämt von den anderen, solche Gerüchte zu verbreiten! Und sie selbst setzte all dem noch die Krone auf, indem sie Bernd beim Spaziergang um den Hals gefallen war. Kurz entschlossen drückte sie auf die Klingel neben ihrem Bett und hörte nicht eher auf zu läuten, bis Schwester Elfriede zur Tür hereinkam. »Um Gottes willen, Kind, was ist los?«, rief sie ängstlich. »Geht es dir nicht gut?«
»Und ob es mir gut geht», schnaubte Kathrin, »doch wenn ich hier schon gefangen gehalten werde, dann sorgen Sie wenigstens dafür, dass solche Personen wie dieser schreckliche Bernd mich niemals mehr belästigen!«
In der Reithalle wurde wieder eifrig trainiert. Frau Moos hatte allen Grund, mit ihren Schülern zufrieden zu sein: Alle strengten sich an, und es war offensichtlich, dass sie schon einiges dazugelernt hatten. Besonders Diane saß kerzengerade auf ihrem Pferd, ritt exakte Hufschlagfiguren und gab die Hilfen beinahe unsichtbar. Es stand fest, dass sie die beste Dressurprüfung ablegen würde. Angie hatte ebenfalls gute Chancen, allerdings lag ihre Stärke eher im Springen. Sie war wesentlich mutiger als ihre Schwester, und kein Hindernis konnte sie erschrecken. Im Gegenteil: Sie liebte das prickelnde Gefühl in der Magengegend, das sie empfand, sobald sie in den Parcours einritt.
Die einzigen Sorgenkinder waren Kathrin und Erna. Kathrin, die auf der Krankenstation lag, mangelte es an Training. Und gerade sie hätte es am nötigsten gebraucht! Frau Moos zog ernsthaft in Erwägung, das Mädchen zur Prüfung nicht zuzulassen. Immerhin stand ihr Ruf als Reitlehrerin auf dem Spiel! Noch schwieriger war es mit Erna: Sie war durch und durch unsportlich, schaukelte im Sattel hin und her und beendete fast jede Unterrichtsstunde mit einem Sturz. So auch heute. Kaum hatte sich die gutmütige Bessy zum Abschluss noch einmal in einen zockeligen Trab fallen lassen, da verlor Erna auch schon das Gleichgewicht. Sie hing auf dem Hals, die Mähne fest umklammert, doch für Eingeweihte schon zum Fallen verurteilt. »Durchparieren zu
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