Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
erst nach Eintritt
des Todes zugefügt worden.«
    »Und die riesige Blutlache am Fundort«, warf
Palinski ein. »Wie erklärst du dir die?«
    »Da kommen wir zur nächsten Kuriosität dieses
Falles.« Es war nicht zu übersehen, wie sehr der gegenständliche Fall
Heidenreich zu faszinieren schien. »Bei der roten Flüssigkeit am Boden handelt
es sich um kein menschliches, sondern um tierisches Blut. Das Labor meint, es
stammt von einem Schwein. Und die acht Tschicks, die wir in und neben der Lache
gefunden haben, stammen von einer rumänischen Billigmarke, die der Herr Lesonic
nach unseren bisherigen Erkenntnissen gar nicht angerührt hätte. Soweit wir
wissen, hat er ausschließlich diese französischen Filterlosen geraucht, ich
glaube, die Marke heißt Gipsy.«
    Der Inspektor nahm einen Schluck Mineralwasser, ehe er
fortfuhr.
    »Das Beste ist aber, dass die Kippen am Boden nicht wirklich
geraucht, sondern lediglich zum Verbrennen gebracht waren. Und das von zwei
Personen, von denen wir jetzt astreines DNS-fähiges Material haben.« Er grinste
zufrieden. »Bloß, die beiden müssen wir erst noch finden.«
    »Na bumm«, meinte Palinski, »da tut sich ja wahrlich einiges.
Leider kann ich nach meinem Gespräch mit Frau Wurminzer nichts
Spektakuläres …«
    »Wart einmal ab«, fiel ihm der Inspektor ins Wort, »ich bin
noch lange nicht fertig.«
    Wilma, die sich normalerweise nicht allzu sehr für
die Kriminalfälle interessierte, mit denen Palinski zu tun hatte, fand diese
spezielle Geschichte immer interessanter. Sie beinhaltete sämtliche
Ingredienzien, die der Story eine Bandbreite von der Tragödie bis hin zum
absurden Spektakel verliehen.
    »Die Kopfverletzung wurde Lesonic durch zwei
Schläge mit einem stumpfen Gegenstand beigefügt«, führte Heidenreich seine
Erzählung aus. »Die schwere Standuhr dagegen ist nicht auf den Mann gestürzt,
sondern wurde auf ihn draufgelegt. Sie fügte der Leiche lediglich einen blauen
Fleck im Bereich der Stirn hin zur Schläfe zu. Es kommt noch besser. Von dem
Medikament, von dem die fast leere Verpackung herumgelegen ist, wurde nichts im
Körper gefunden. Absolut gar nichts. Lediglich Spuren von K.-o.-Tropfen, mit
denen er offenbar betäubt worden ist. Also Suizid war’s definitiv keiner.
Obwohl Selbstmord an sich durchaus plausibel gewesen wäre, denn Lesonic hatte
nur mehr einige Monate zu leben. Lungenkrebs im Endstadium. Aber woran er jetzt
wirklich gestorben ist, ist noch nicht ganz klar. Professor Hallwang vermutet,
dass eine Luftembolie zum Herzstillstand geführt hat.«
    »Was bedeutet das konkret?«, wollte Palinski wissen.
    »Das würde heißen, dass Lesonic aller Wahrscheinlichkeit nach
von jemandem eine oder mehrere Luftblasen injiziert erhalten hat. Dazu passt,
dass einige relativ frische Einstichstellen gefunden wurden.« Der Inspektor
blickte prüfend auf seinen kleinen Notizblock. »Ja, eines noch. Nach dem ersten
Bericht des Labors war Lesonic bereits mindestens 36 Stunden tot, ehe man seine
Leiche fand. Es könnten durchaus auch 48 Stunden sein. Die niedrige Temperatur
in der Waschküche macht die zeitliche Eingrenzung etwas schwierig.«
    »Wusch«, entfuhr es Palinski unfreiwillig. »Wenn man das
alles so betrachtet, scheint der Mörder etwas einfältig vorgegangen zu sein.
Oder versucht, uns das zumindest weiszumachen.«
    »Das würde wiederum bedeuten, dass wir es mit einer besonders
raffinierten Person zu tun haben«, ergänzte Heidenreich. Er griff in die
Brusttasche seines Sakkos, holte ein mehrfach gefaltetes Blatt Papier heraus
und legte es vor Palinski auf den Tisch. »Und dann ist da dieser Brief, den wir
in der Gesäßtasche des Toten gefunden haben. Was hältst du davon?«
    Das Schreiben war auf den 4. Januar datiert und damit rund
zwei Monate alt. Darin beschimpfte der oder die Schreiberin Lesonic auf das
Schlimmste und das, abgesehen vom etwas zu deftigen Ton, völlig zu Recht, wie
Palinski fand. Angeblich hatte der miese Kinderverzahrer [7] wiederholt Jugendliche im Park zum Rauchen motiviert und den 12- bis
13-Jährigen sogar Zigaretten spendiert. Für den Fall, dass er dieses Verhalten
nicht sofort völlig und für immer einstellte, wurden Lesonic nachhaltige
Konsequenzen angedroht.
    »›Ich appelliere ein letztes Mal an Ihre Vernunft.
Falls Sie diesen Appell nicht ernst nehmen, werden wir nicht zögern,
unsererseits Maßnahmen in die Wege zu leiten, die Sie Drecksau für alle Zeiten
aus dem Verkehr ziehen.‹«
    Unterfertigt war das

Weitere Kostenlose Bücher