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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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den Interessenten von Promi-Diamanten ganz normale Steine mit dem
entsprechenden Brimborium zu liefern, sehr gering und die Marge dann erheblich
größer ist«, setzte Palinski fort und bewies damit, dass er die Sache wirklich
kapiert hatte.
    »Richtig«, bestätigte der Russe, »denn man kann den
Unterschied zwischen einem synthetischen und einem natürlichen Diamanten im
Labor feststellen. Aber wer lässt sich ein offizielles Gutachten ausstellen,
wenn er chöchst inoffiziell zum Beispiel den Josephine-Baker-Diamanten erworben
hat. Das ist also ein risque négligeable.«
    »Wichtig ist allerdings, dass, um bei diesem Beispiel zu
bleiben, die Urne mit der Asche dieser Dame zu einem bestimmten Zeitpunkt vor
Lieferung des Diamanten nachweisbar verschwunden sein muss.« Die Sache war
derart verrückt, fand Palinski, doch langsam hatte er alle Zusammenhänge
verstanden. Fast zumindest, denn ein Punkt war noch offen.
    »Und wie passt die Entführung von Hildi …«, wieder
einmal war es dieses unselige Didelidei, Didelidum seines Handys, das Palinskis
Rede unterbrach.
    Es war Florian, der ihm mitteilte, dass das Foto von diesem
Herrn Rosner inzwischen eingetroffen war, der nach Maja Angelis Angaben dem
falschen Palinski wie aus dem Gesicht geschnitten aussehen sollte. Ja richtig,
per Telefax.
    Zudem erzählte er ihm ganz aufgeregt von den im Internet gefundenen
Aktfotos Hildi Forderbergs und informierte ihn über das Rautenzeichen und was
es seiner Meinung nach damit auf sich hatte.
    »Ich sage dir, Mario, ich habe ein ganz dummes Gefühl. Ich
glaube, diese Frau befindet sich in großer Gefahr.«
    Abschließend teilte ihm sein junger Kollege mit, dass die
Polizei eben angerufen habe. »Sie brauchen dich. Im Finanzamt soll eine
Geiselnahme stattgefunden haben. Als ich dem Major gesagt habe, dass du
wahrscheinlich im Café Kaiser sein wirst, hat er gemeint: ›Das trifft sich
gut‹, und …«
    Während Florian noch sprach, hatte ein uniformierter Polizist
das Café betreten und rief mit lauter Stimme: »Is do a Herr Balinsgy oder so
ähnlich. Herr Balinsgy bitte möden.«
    »Hier ist so ähnlich«, rief Mario und »mein Name ist Palinski.
Verstehen Sie, Palinski. Mit P wie Paula und nicht B wie Berta.«
    »No sog i do«, meinte der Staatsdiener. »Bitte kumman S’ mit,
da Herr Major Dollinger vom LKA wü mit Ihnan redn. Wir hom nämli a Geislnahme
im Finanzamt wisawi.«

     

6.
    Dienstag, 9. März, nachmittags

     
    Chefinspektor Helmut Wallner und seine Frau
Franka, die Leiterin der Kriminalpolizei im Kommissariat Döbling, hatten
angesichts der aktuellen Ereignisse ihren Kurzurlaub in Luzern vorzeitig
beendet. Der Nachtzug aus Zürich hatte wegen des im Westen Österreichs
überraschend zurückgekehrten Winters erheblich Verspätung gehabt und war erst
kurz nach 11 Uhr am Wiener Westbahnhof eingefahren.
    Nach einer raschen Dusche und frischer Kleidung in
ihrer Wohnung in der Fuchsthallergasse hatten sich die beiden sofort zu ihren
Dienststellen begeben. Der Chefinspektor wurde von einem Dienstwagen des
Bundeskriminalamtes abgeholt, die Frau Inspektor musste sich ein Taxi auf die
Hohe Warte nehmen.
    Bereits von Weitem konnte man den Stau erkennen,
der sich vor dem großen Bürogebäude auf der rechten Seite der Nußdorfer Straße
gebildet hatte, genau gegenüber des traditionsreichen ›Auge Gottes‹-Komplexes.
Ein ›Auge Gottes‹ mit Kino, Studentenheim und Apotheke, wahrlich ein Kuriosum
typisch wienerischer Prägung. Hier hatte die Polizei das Gebiet entlang des
gesamten Gebäudes, also auf einer Länge von rund 30 Metern abgesperrt.
    Zwar konnte man über eine provisorisch
eingerichtete Umleitung über die Viriotgasse–Liechtensteinstraße–Latschkagasse
ausweichen, aber das bekam kaum einer mit. Aus diesem Grund staute sich der
Verkehr bald zurück bis zur Canisiusgasse. Als endlich nichts mehr ging,
sperrte die aufmerksame Polizei die Nußdorfer Straße bei der Markthalle
überhaupt ab und leitete die ungebrochen nachdrängenden Fahrzeuge über die
Sechsschimmelgasse und die Alserbachstraße um. Lediglich die Straßenbahnlinien
37 und 38 durften mehr oder weniger ungehindert passieren.
    Mit einem Wort, es gab einen riesigen Stau auf
einer der Hauptschlagadern im Nordwesten der großen Stadt.
    Franka Wallner, deren Taxi es ungefähr bis zu
Schuberts Geburtshaus geschafft hatte, beglückwünschte sich zu der Tatsache,
dass die Linie 37 direkt am Kommissariat auf der Hohen Warte vorbeiführte,
bezahlte ihre

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