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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Euro wohlfeil sein.«
    »Was bedeutet das?«, bohrte der Russe weiter und erinnerte
Florian dabei an einen seiner Lehrer von der Polizeiakademie. »Was sagt uns das
für den gesamten Fall?«
    »Das bedeutet einmal, dass ein Hildi-Diamant mehr als doppelt
so wertvoll ist wie ein echter Boreskov. Zum anderen heißt das vor allem, dass
die Ermordung der Sängerin jemandem eine Menge Geld wert sein könnte. Falls die
Anbieter nicht schummeln und einen normalen Diamanten nehmen.«
    Er schluckte mehrmals, bevor er fortfuhr: »Ich hoffe
inbrünstig, dass der Käufer in diesem Fall beschissen wird wie noch nie zuvor.
Sonst … das arme Mädchen.«
    Sichtlich beeindruckt von dem glasklaren Befund des Jungen,
nickte der Russe mit seinem schlohweißen Schädel. »Da, da, das war sehr gut.
Nein, chervorragend. Kennt Palinski deine Schlussfolgerungen?«
    »Nicht direkt, ich habe bisher keine Gelegenheit dazu
gehabt«, bekannte Florian. »Aber die schreckliche Pointe der Geschichte ist ihm
natürlich längst bewusst. Nämlich, dass die lebende Hildi nichts anderes ist
als die Vorstufe zu einer toten Hildi, die wiederum die Basis für die Asche
wäre, aus der ein Hildi-Diamant gepresst werden kann.« Er schüttelte sich.
»Allein der Gedanke ist zum Kotzen.«
    Nachdenklich schaute Malatschew aus dem Fenster. Wenige Sekunden
später drehte er sich wieder zu Florian. »Was schlägst du vor, wie wir der
jungen Frau am besten chelfen können?«
    Er hatte wieder seine Prüfer-Miene aufgesetzt, die allerdings
in völligem Widerspruch zur nächsten Aussage stand.
    »Um ehrlich zu sein, ich chabe nicht die leiseste
Idee, wo man in diesem Fall einsetzen könnte. Das kommt selten vor«, bekannte
er. »Bei den Tätern scheint es sich offenbar um neue Spieler in einem im
Wesentlichen neuen Markt zu chandeln. Gut, ich kann cherumchorchen, aber …«
    Florian hatte langsam den Verdacht, dass sich der Russe in
Kürze in einem widerlichen Maße selbst bedauern würde, etwas, das mit
Sicherheit mit einem weinerlichen ›Ich werde chalt alt‹ enden würde. So was
konnte er absolut nicht ausstehen.
    »Ich habe eine Idee«, fiel er Juri ins Wort. »Nicht gerade
das Originellste unter der Sonne, allerdings das Beste, was ich im Moment
anbieten kann.«
    Gespannt starrte ihn Malatschew an.
    »Wir machen den Scheißkerlen ein Angebot, das sie nicht
ausschlagen können, und geben ihnen gleichzeitig zu verstehen, dass wir
Barzahler sind. Sehr gute Barzahler.« Florian grinste, ehe er die Konsequenz
dieser Vorgangsweise für die ganz Begriffsstutzigen wiederholte. »Wenn wir mit
dem Geldkoffer unterwegs sind, müssen sie sich mit uns treffen. Und bei der
Gelegenheit …«

     
    *
    Palinski hatte das Büro des Oberamtsrats
Federbeis kaum betreten, als ihm dieser Mann seine Pistole unter die Nase
hielt. Oder war es ein Revolver? Komisch, dass er die beiden Arten von
Handfeuerwaffen noch immer nicht auseinanderhalten konnte. Er kannte den
Unterschied in der Theorie, doch in der Praxis? Na egal, auf jeden Fall wirkte
das dunkle, mattmetallisch-glänzende Trum in den zittrigen Händen des Nerverls
vor ihm äußerst bedrohlich.
    Das wollte er sich auf keinen Fall anmerken lassen. Nun war
kühle Überlegenheit gefragt. Einfach Coolness, wie das neudeutsche Wort dafür
lautete.
    »Palinski«, stellte er sich daher vor und streckte dem darob
völlig überraschten Geiselnehmer die Hand zum Gruße hin. »Freut mich. Sagen Sie,
ich kenn Sie doch von irgendwo. Helfen Sie mir schnell, mein Gedächtnis für
Namen ist nicht mehr das beste.« Er grinste den Mann freundlich an. Ja, war das
nicht der Eigentümer des kleinen Trödelladens gleich neben der Apotheke? »Jetzt
fällt es mir wieder ein, Sie sind der Herr … Nosberti, nein,
Rastelli … oder?«
    »Noselli, Sebastian Noselli.« Der Mann hatte die Waffe in die
linke Hand genommen und schüttelte mit seiner Rechten fahrig die des
Neuankömmlings. »Freut mich, dass Sie sich noch an mich erinnern.«
    Nachdem das geklappt hatte, wandte sich Palinski nun dem
Hausherrn zu. »Begrüße Sie, Herr Oberamtsrat. Kennen Sie mich noch? Ist ja eine
Weile her.«
    »Natürlich, Herr Palinski«, erwiderte der Finanzer
freundlich. »So einen netten Kunden wie Sie vergisst man nicht. Sie haben sich
aber wieder recht gut derfangen nach dem … Tief vor … wie viele Jahre
ist das her?«
    »Na ja«, Palinski überlegte, »gut fünf, nein, eher sechs
Jahre. Die Zeit vergeht so schnell. Ja, ja, mir geht’s wieder recht gut.

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