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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Gegenteil, die Polizei nahm ihn darüber hinaus mit aufs
Kommissariat, um ihn zum falschen Palinski zu befragen. Um Viertel vor 11 Uhr
war der ganze Wirbel jedenfalls längst wieder vorüber und Florian konnte sich
erneut seinen Recherchen widmen.
    Kurz nach 11 Uhr waren die ersten Aktfotos von Hildi
Forderberg im Internet aufgetaucht. Sehr gut gemachte, durchaus auch aus
künstlerischer Sicht anspruchs- und geschmackvolle Fotos. Die bislang
unbekannte Adresse im Web lautete www.connaisseurs-corner.com; wer
dahintersteckte, war, wie nicht anders zu erwarten, zunächst nicht
herauszufinden.
    Zusätzlich zu dem, was bereits zu sehen war, wurde Hardcore
in Aussicht gestellt, falls man gewisse Bedingungen zu erfüllen und vor allem
entsprechend zu bezahlen gewillt war.
    Es dauerte nicht lange, da hatten, völlig unabhängig
voneinander, sowohl Florian Nowotny als auch der Internetspezialist der ›SOKO
Hildi Forderberg‹ die Seiten entdeckt und ganz genau in Augenschein genommen.
    Natürlich nur aus rein professioneller Sicht.
    Zusätzlich dazu hatte Florian etwas bemerkt, das ihm bereits
vorher auf anderen Seiten aufgefallen war, wie zum Beispiel auf der, die die
Hinweise auf Kammersänger Konstantin Boreskov enthalten hatte. Nämlich eine
Raute. Fand man es nur gelegentlich, wie zufällig im Text verloren gegangen,
dann machte die Seite einfach den Eindruck, von jemandem gestaltet worden zu
sein, der es mit der Korrektur von Tippfehlern bei der Texteingabe nicht so
genau nahm. Die Häufigkeit und vor allem der Zusammenhang, in dem er das
Zeichen auf Connaisseurs Corner fand, ließ in ihm allerdings den Verdacht aufsteigen,
dass dem Rautenzeichen eine Aussage, eine bestimmte Symbolkraft zukam.
    Mit etwas Fantasie konnte man in ihm … einen Diamanten
sehen. Bildete er sich das nur ein oder war es eine Tatsache? Konnte das
Rautenzeichen Eingeweihten etwas signalisieren, das Unaussprechliche bedeuten?
    Auf jeden Fall musste Florian Palinski so rasch wie möglich
auf die Seiten im Internet aufmerksam machen und ihn mit seinem Verdacht
konfrontieren. Hastig drückte er die Kurzwahltaste mit der Rufnummer Marios.
    Wahrscheinlich war seine Schlussfolgerung übertrieben,
haltlos. Florian hoffte es sehr, vor allem für die junge Frau. Aber …

     
    *

     
    »Und du, du meinst allen Ernstes«, Palinski
stotterte fast vor Aufregung, »dass der Raub der Leiche des Kammersängers
Boreskov mit der Entführung dieser Hildi Forderberg in Verbindung steht?«
    »Ja, unbedingt«, bestätigte Juri, »aber auch der Einbruch bei
diesem Edelsteingroßchändler vorletzte Woche in Graz chat wahrscheinlich etwas
damit zu tun. Das liegt doch auf der Chand.«
    Wenn etwas für Palinski auf der Hand lag, dann nur, dass er
keine Ahnung hatte, was der alte Russe eigentlich meinte. »Sorry«, erwiderte er
daher, »aber das wirst du mir erklären müssen. Wahrscheinlich bin ich einfach
zu blöd dafür, ich sehe da keine Zusammenhänge.«
    Juri hatte in der Zwischenzeit Doris herbeigewunken und sich
die Speisekarte bringen lassen. »Es geht deutlich auf Mittag zu und mein Magen
verlangt sein Recht«, brummte er. »Du chast doch sicher nichts dagegen, wenn
ich einmal mit einem Süppchen beginne.«
    Er bestellte eine klare Rindsconsommé mit einem Griesnockerl.
Wie immer, wenn er sich ein Süppchen im Café Kaiser gönnte. Was praktisch jedes
Mal der Fall war.
    »Als in den 50er-Jahren des vorigen Jahrchunderts die ersten
Diamanten aus der Asche Verstorbener gepresst worden sind«, Malatschew hatte
sich als Sofortmaßnahme ein Salzstangerl aus dem Körberl geholt, ein Zipferl
davon abgebrochen und in den Mund geschoben, »mampf, mampf, chat nat …,
mampf, mampf …ürlich das … mampf.«
    »Kannst du nicht zuerst hinunterschlucken und
anschließend sprechen«, fuhr der sichtlich genervte Palinski sein Gegenüber an,
»das ist ja nicht mit anzuhören.«
    »Organisierte Verbrechen, die … mampf, mampf«, Juri
malmte ungerührt weiter. Das war eine bewährte Methode, seinen
Gesprächspartnern den Eindruck zu vermitteln, dass sie ihm, dem Mann aus Kasan,
ausgeliefert waren. Mehr oder weniger zumindest. Und ihn infolgedessen nehmen
mussten, wie er war, oder es ganz einfach bleiben ließen. Mampf, so einfach war
das. Zu Juris Erstaunen funktionierte es bei jedem. Ausnahmslos. Auch Palinski
sagte nichts mehr. Er kannte das Prozedere und wusste, dass jedes Aufbegehren
sinnlos war. Am besten, man wartete ab, bis das Salzstangerl Geschichte war.
    »…

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