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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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würde ihm nie wieder passieren,
hatte er sich damals geschworen.
    Seither gab es immer erst einen kräftigen Hieb auf den Kopf,
der das Mädel bewusstlos machte. Na gut, ein einziges Mal hatte er zu hart
zugeschlagen und die Kleine war tot gewesen. Aber so eine Panne war ihm seither
nie mehr unterlaufen.
    War ja auch zu ärgerlich, mit einer Toten zu bumsen. Völlig
unsexy, wenn sie später, nachdem sie normalerweise wieder bei der Sache sein
sollte, nicht schrie, stöhnte oder zumindest um Gnade winselte.
    Wie gesagt, jetzt hatte er den Dreh heraus, beherrschte die
richtige Dosierung beim Schlagen.
    In der Kammer konnte Hildi die sich nähernden Schritte und
das erregte Schnaufen hören. Die junge Frau wusste sofort, dass das nichts
Gutes zu bedeuten hatte. Rasch blickte sie sich in dem kleinen Raum nach einem
Gegenstand um, den sie als Waffe verwenden konnte. Nur da war nichts.
    Leicht panisch riss sie den kleinen Kasten in der
Ecke auf, in dem sich noch alte Aktenordner, Papier und sonstige Reste früheren
Bürolebens befanden. Ganz hinten in der Ecke, halb versteckt unter alten
Zeitungen und schmutzigen Wischtüchern, fand sich doch tatsächlich ein Ding,
das zumindest besser als nichts war. Das Ablaufdatum auf der äußeren Hülse war
allerdings seit Langem überschritten, aber sie wollte das Zeug ja nicht
fressen.
    Inzwischen war der Mann vor der Tür eingetroffen
und begann, mit ihr zu sprechen. »Keine Angst, Kleine«, versuchte er sie mit
öliger Stimme zu beruhigen. »Wir werden uns bestimmt gut vertragen. Warum
sollst du nach diesem scheiß Vickerl nicht auch einmal einen richtigen Mann in
Aktion erleben.« Er lachte dreckig. »Damit du siehst, wie gut ficken wirklich
sein kann.«
    Hildi fand, dass es nun langsam an der Zeit war, Angst zu
zeigen. Auch wenn das lediglich dazu gut sein sollte, den Kerl da draußen in
die Irre zu führen, dachte sie kämpferisch. Tatsächlich zitterte sie am ganzen
Körper und hatte schreckliche Angst, als sie mit dem Ding in der Hand hinter
der Türe Stellung bezog und einen ersten Hilfeschrei ausstieß.
    »Ruhig, Kleines«, kam es heftig atmend von der anderen Seite
der Türe zurück. Es war offensichtlich, dass sich das Schwein da draußen an der
Angst seiner Opfer aufgeilte, ehe er sie vergewaltigte.
    Nicht mit mir, nahm sich Hildi vor und glaubte fest daran.
Sie hörte, wie sich der Schlüssel langsam im Schloss drehte. Erst einmal und
schließlich ein zweites Mal.
    Bereits nach der ersten Umdrehung hatte sie gellend zu
schreien begonnen, auf eine Art und Weise, von der sie hoffte, dass sie dem
Arsch das Gefühl vermittelte, sie würde vor Angst durchdrehen.
    Dabei war sie ruhiger geworden und registrierte dieses Gefühl
mit einigem Erstaunen. Das Brüllen schien sie befreit zu haben. Auf jeden Fall
ging es ihr gerade besser als noch vor drei Minuten.
    Langsam schob sich die Türe auf und Hildi konzentrierte sich
darauf, einen Kopf zu sehen. Auf den sie mit aller Kraft einschlagen konnte.
Mit dem alten, längst nicht mehr funktionsfähigen Feuerlöscher, den sie im
Kasten gefunden hatte. Der mit seinen, na, mindestens fünf Kilogramm Gewicht
hervorragend geeignet war, ihrem Angreifer …
    Da war auch schon Adams Kopf, dann der Schlag und gleich
darauf nur mehr der erstaunte Ausdruck in den Augen des Monsters. Plötzlich
tauchte da Vickerl auf, der den bereits bewusstlos wirkenden Angreifer von
hinten umschlang, ihn mit seinen kräftigen Armen gleichsam fesselte und seinen
Kopf mit aller Wucht gegen den Türstock drosch.
    Vor Erleichterung war Hildi auf den Boden gesunken und fing
an zu weinen.
    »Hör endlich auf, Viktor«, forderte sie schließlich ihren
Beschützer auf, der noch immer den Kopf seines Widersachers demolierte, »ich
glaube, Adam ist tot.«
    »Tot?«, Vickerl merkte erst jetzt, was er in seiner
Wut angerichtet hatte. Er ließ den leblosen Körper zu Boden sinken, wo sich
längst eine große Blutlache gebildet hatte.
    Hildi, die einmal aus PR-Gründen an einem
Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen hatte, war froh darüber. Sie wusste nämlich ganz
genau, wo sie einen Puls hätte finden müssen, falls einer da gewesen wäre. Was
jedoch nicht der Fall war.
    »Und?« Vickerl hing förmlich an ihren Lippen, er
hoffte, sie würde ihm irgendwie zu verstehen geben, dass Adam doch noch lebte.
Aber Hildi starrte nur stumm vor sich hin.
    »Es war Notwehr oder so etwas Ähnliches«, versuchte
sie, ihn nach Überwinden des Schweigens zu trösten. »Sonst hätte er

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