Diamantenschmuggel
Diamant?«
Verblüfft mussten sie eingestehen, dass sie keine Ahnung hatten. Nur Peter tat sich wieder hervor, indem er auf sein Lieblingsthema zu sprechen kam »Bei uns in Amerika gibt es ein Lied«, schmunzelte er. »Es sagt: Diamanten sind die besten Freunde einer jungen Frau.«
Applebloome kannte das Lied und wusste sogar, dass Marilyn Monroe es gesungen hatte. »Aber wisst ihr, woraus ein Diamant besteht und warum er so wertvoll ist? Ganz einfach. Diamanten bestehen aus Kohlenstoff. Vor vielen Millionen Jahren hat er sich in der Erde gebildet und verfestigt. Es ist das härteste Material der Welt, härter als Stein, Stahl und Eisen.« Er hielt ihnen den kleinen Finger seiner linken Hand hin, an dem er einen schmalen Ring mit einem dunkelrot funkelnden Stein trug. »Normalerweise sagt man, das Wichtigste an einem Diamanten sind seine Farbe und die Reinheit des Materials. Aber für mich zählt vor allem eins: seine Schönheit.« Er hauchte auf den Stein und rieb ihn sacht am Ärmel seines Sakkos. »Seht ihr, wie er leuchtet?« Statt auf den Stein sah Justus in Applebloomes Augen. Auch sie leuchteten.
»Übrigens«, sagte Applebloome plötzlich, »wieso habt ihr eigentlich die Figuren für meinen Freund Titus? Es ist schon bestimmt zwei Monate her, dass ich sie in die Hand bekommen habe und meinen Sohn gebeten habe, sie mit der Post nach Rocky Beach zu schicken.«
Justus zuckte die Schultern. »Er hat sie eben vergessen. Ihr Sohn ist sehr beschäftigt, wie Sie wissen. Aber jetzt sind sie ja wieder da.« Er hatte ein schlechtes Gewissen, den alten Herrn so anzuflunkern. Aber er konnte ihm ja nicht gut sagen, dass er seinen Sohn im Verdacht hatte, den drei ??? Diamanten statt Schachfiguren untergejubelt zu haben. Und dass die Schachfiguren für Onkel Titus wahrscheinlich noch irgendwo im piekfeinen Laden von Mr Applebloome junior in der Bond Street lagen.
»Jaja. Mein Sohn hat sehr viel zu tun. Das ist wahr.« Justus glaubte, ein leises Seufzen zu hören. »Er hat sich sehr viel zugemutet. Dieser ganze Umbau. So wie das Geschäft aussah, als ich es ihm hinterlassen habe, war es ihm nicht gut genug.« Sinnierend sah Applebloome auf die Themse hinaus. Seine drei Zuhörer schien er vergessen zu haben. Zwischen seinen Augen, die beim Anblick seines Diamanten eben noch so gestrahlt hatten, stand eine steile Falte. »Den Fleiß, den hat er von mir geerbt. Aber das ist ja nicht alles.«
Kommissar Zufall
Justus fuhr auf einem Ozeandampfer die Themse hinauf. Das Schiff war so groß und hoch, dass jedes Mal, wenn sie auf eine der Themsebrücken zufuhren, ein Aufprall unvermeidlich schien. Doch im letzten Moment kam jeweils der alte Applebloome in einer Kapitänsuniform an Deck und pfiff gellend auf den Fingern. Der Ozeandampfer schrumpfte, sodass er gerade unter der Brücke durchpasste, und dahinter wurde er wieder so riesig wie vorher. Nachdem das ein paarmal passiert war, kletterte Justus auf die Reling, um nachzusehen, ob Mario und Anna schon wieder Händchen haltend in einem der Rettungsboote saßen. Aber es gab gar keine Rettungsboote, sondern es gab nur Mr Alexander Burlington, der plötzlich von hinten kam und Justus mit seinen Schaufelhänden über Bord stieß und dabei dieses sonderbare Lachen ausstieß, das so gar nicht zu seiner massigen Gestalt passen wollte. Im Fallen bekam Justus ein Tau zu fassen. Er strampelte und versuchte, sich daran hochzuziehen, aber dafür war er zu schwach, genau wie Mr Thomas an der Windmühle. Er blickte flussaufwärts und sah ein solches Ungetüm mit vier Flügeln aus dem Wasser ragen. Der Ozeandampfer trieb direkt darauf zu. Und dann entdeckte er oben an der Reling Burlington und den jungen Applebloome. Lachend zeigten sie auf ihn herunter. Er merkte, wie seine Kräfte nachließen. Unter ihm rauschte die Themse und die höchsten Wellen leckten schon an seinen Füßen.
Als er das Seil losließ, fuhr Justus mit einem Schrei hoch – und stieß den Kopf an etwas Weiches. Er riss die Augen auf. Wie war er hierhergekommen? Dieses Bett, dieses Zimmer kannte er nicht.
Über ihm, dort, wo eben noch Burlington und Applebloome junior gewesen waren, erschien der vertraute blonde Schopf seines Freundes Bob. »Ist ja schon gut!«, rief er. »Schlecht geträumt? Macht nichts, ich bin bei dir.«
Justus brauchte ein paar Sekunden, um sich zu erinnern. Natürlich, das war das Zimmer in der Jugendherberge in London, und er und Bob lagen in einem Stockbett.
Ächzend sank er nach hinten. »Wo
Weitere Kostenlose Bücher