Diamantrausch - Hot Ice
zu«, versicherte er Max.
»Der trifft immer zu«, gab Max zurück.
Hunt schüttelte den Kopf. Max irrte sich. »Bist du verrückt? Ich kenne diese Frau erst fünf Sekunden. Liebe ist nicht einmal im entferntesten im Spiel, wenn ich in ihrer Nähe bin. Ich bin sauer, frustriert, Teufel - mordlustig - wäre wohl das passendere Wort.«
»Geil«, ergänzte Max und griente spöttisch.
Hunt konnte das nicht abstreiten. Immerhin war er kein Mönch. »Auch das. Aber das habe ich vollkommen unter Kontrolle.«
»Es ist wesentlich leichter, ein steifes Glied zu kontrollieren als deine Gefühle.«
»Ach, wirklich?«, antwortete Hunt und zwang sich, seiner Stimme eine Lockerheit zu geben, die er gar nicht fühlte. In den letzten Monaten war ihm die Kontrolle über seine unvernünftige Lust auf Taylor Kincaid nicht gerade leicht gefallen.
Seit dem Augenblick, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, verlangte er nach ihr.
Doch jetzt hatte er nur noch acht Stunden dieser rein körperlichen Qual vor sich, dann wäre sie verschwunden. Das schaffte er schon. Er würde es schaffen. Lust war etwas, das man unter Kontrolle halten konnte. Er wusste, er war gut darin, seine Gefühle zu beherrschen.
Lust war etwas, das man unter Kontrolle halten konnte. Liebe nicht.
Das hatte er auf die harte Art gelernt, dieser Schaden war nie wiedergutzumachen.
Die neunundzwanzigjährige Sylvie war groß, blond, gebildet und fünf Jahre älter als Hunt, als sie einander auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Washington D. C. begegnet waren. Er hatte gerade erst sein Diplom in Jura von der Universität London bekommen und war nach D. C. zurückgekommen, um seinen Vater zu besuchen. Er hatte noch einen ganzen Monat Urlaub, ehe er sich im Hauptquartier von T-FLAC melden musste, um dort seine Ausbildung zu beginnen.
Hunt hatte nicht den ganzen Monat gebraucht, um sich in die wunderschöne junge Anwaltsangestellte zu verlieben. Schon nach der Hälfte ihrer ersten gemeinsamen Woche hatte er sich Hals über Kopf in sie verliebt. Er und Sylvie waren unzertrennlich gewesen...
»Du hast schon einmal versucht, dem Fluch zu entkommen«, rief ihm Max ins Gedächtnis, der seine Gedanken gelesen hatte, wie nur ein Freund das konnte. »Es hat dich beinahe umgebracht.«
»Die Betonung liegt auf beinahe », antwortete er. »Diese Erfahrung hat mich geprägt. Ich bin seither immun dagegen.
Außerdem wird sich in ein paar Stunden alles in Wohlgefallen auflösen.« Das Flugzeug würde in Zürich landen, Taylor würde ihnen die Disketten übergeben, und er würde sie nie wiedersehen.
Max warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. »Nur ein Dummkopf und einer, der unendlich arrogant ist, kann glauben, dass er ungeschoren davonkommt.«
»Diese Worte sind für immer in meine DNA eingegraben«, versicherte ihm Hunt.
»Von was für einem Fluch redet ihr?«, wollte Bishop wissen, der aus der vorderen Kabine gekommen war.
»Von dem Fluch der L-I-E-B-E«, buchstabierte Max das Wort für den jüngeren Mann und ließ dabei den Blick nicht von Hunt. »Der tödlichste Fluch von allen. Einer der Gründe, warum wir in unserem verdammten Job so gut sind, ist der, dass wir einander so ähnlich sind. Wir alle haben das Bedürfnis, unsere Umgebung unter Kontrolle zu haben. Und das tun wir mit der Arbeit, die wir erledigen. Bis wir...«
»Bis wir so dumm sind, eine Frau ins Spiel zu bringen«, unterbrach Hunt ihn. »Dann sitzen wir in der Tinte. Es gibt kein verdammtes Mittel, das ein Mann hat, um die Liebe zu kontrollieren. Es ist eine schmutzige, schmerzliche, verräterische und unsichere Sache.«
»Liebe ist der Fluch«, erklärte Max. »Wenn es darum geht, kannst du nicht gewinnen, je eher du das in deinen Kopf bekommst, Junge, desto besser für dich.«
Bishop runzelte die Stirn, er blickte von Hunt zu Max und dann wieder zurück. »Aber es gibt doch Ausnahmen...«
Sie schüttelten beide den Kopf über so viel Naivität. »Die berühmten letzten Worte«, meinte Hunt. »Die verdammten, berühmten letzten Worte. Die haben wir auch irgendwann
einmal ausgesprochen und sogar daran geglaubt - früher einmal.« Hunt salutierte spöttisch vor Max und ging dann aus der Kabine.
Er musste noch acht Stunden durchhalten.
Taylor hatte sich zusammengerollt und schlief fest auf ihrem Sitz. Offensichtlich hatte sie sich nicht im geringsten von seiner Beobachtung während der Besprechung gestört gefühlt. Hunt ging um einen kleinen Tisch herum und drehte den Sessel ihr gegenüber so,
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