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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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würde. Nach einer Pause, in der sie etwas zu Mittag aß, ging sie diesen Weg entlang, ließ den Himmel aber nie aus den Augen.
     
    Es folgte ein komisches kleines Kapitel, in dem Nell die Fußspuren eines anderen Reisenden fand, zu denen sich schon bald die eines weiteren Reisenden gesellte, dann wieder eines anderen. Das ging bis zum Einbruch der Nacht so weiter, und da untersuchte Purpur die Fußspuren und erklärte Prinzessin Nell, daß sie den ganzen Tag im Kreis gegangen war.
     
    »Aber ich bin immer dem Weg gefolgt«, sagte Nell.
    »Der Weg ist einer von König Elsters Tricks«, sagte Purpur. »Es ist ein kreisförmiger Weg. Wenn wir sein Schloß finden wollen, müssen wir unsere Denkerkappen aufsetzen und unsere Gehirne anstrengen, denn alles in diesem Land ist in der einen oder anderen Form ein Trick.«
    »Aber wie können wir das Schloß finden, wenn alle Wege geschaffen wurden, um uns zu täuschen?« fragte Peter Karnickel.
    »Nell, hast du deine Nähnadel?« fragte Purpur.
    »Ja«, sagte Nell, griff in die Tasche und holte ihr Nähzeug heraus.
    »Peter, hast du deinen Zauberstein?« fuhr Purpur fort.
    »Ja«, sagte Peter und holte den Stein aus seiner Tasche. Der Stein sah überhaupt nicht wie ein Zauberstein aus, nur wie ein grauer Klumpen, aber er besaß die magische Eigenschaft, daß er kleine Metallkrümel anzog.
    »Ente, kannst du auf den Korken einer Limonadenflasche verzichten?«
    »Die hier ist fast leer«, sagte Ente.
    »Ausgezeichnet. Jetzt brauche ich noch eine Schüssel mit Wasser«, sagte Purpur und ließ sich alle drei Sachen von ihren Freunden geben.
     
    Nell las weiter in der Fibel und lernte, wie Purpur einen Kompaß bastelte, indem sie die Nadel magnetisch machte, durch den Korken bohrte, und diesen im Wasser schwimmen ließ. Sie las von der drei Tage währenden Reise durch das Land von König Elster und all seinen Tricks - Tiere, die ihnen das Essen stahlen; Treibsand; plötzliche Unwetter; leckere, aber giftige Beeren; Fallstricke und Fallgruben, um ungebetene Gäste zu fangen. Nell wußte, wenn sie wollte, konnte sie zurückblättern, zu allem Fragen stellen und viele Stunden über diesen Teil des Abenteuers nachlesen. Doch das Wichtigste schienen die Unterhaltungen mit Peter zu sein, die das Ende jeder Tagereise bildeten.
     
    Peter Karnickel war ihr Führer durch all diese Gefahren. Seine Augen waren scharf, weil er immer nur Karotten aß, und mit seinen großen Ohren konnte er schon auf Meilen Entfernung hören, wenn Ärger im Verzug war. Seine bebende Nase witterte Gefahren, und mit seiner Intelligenz entlarvte er fast alle Tricks von König Elster. Es dauerte nicht lange, da erreichten sie den Stadtrand von König Elsters Residenz, die nicht einmal von einer Mauer umgeben war, so sehr verließ sich König Elster darauf, daß kein Eindringling jemals alle Fallen und Gruben im Wald überwinden konnte.
     

Prinzessin Nell in der Stadt von König Elster;
Ärger mit Hyänen; Peters Geschichte;
Nell begegnet einem Fremden.
    Die Stadt von König Elster kam Prinzessin Nell furchterregender als jede Wildnis vor, und sie hätte ihr Leben eher einem wilden Tier als einem der Bewohner anvertraut. Sie versuchten, in einem hübschen Wäldchen mitten in der Stadt zu schlafen, das Nell an die Wälder auf der verzauberten Insel erinnerte. Aber bevor sie es sich auch nur gemütlich machen konnten, kam eine fauchende Hyäne mit roten Augen und geifernden Fangzähnen und jagte sie fort.
    »Vielleicht können wir in das Wäldchen schleichen, wenn es dunkel ist und die Hyäne uns nicht sehen kann«, schlug Nell vor.
    »Die Hyäne kann uns immer aufspüren, sogar im Dunkeln, weil sie das Infrarotlicht sehen kann, das unsere Körper abgeben«, sagte Purpur.
    Schließlich fanden Nell, Peter, Ente und Purpur einen Lagerplatz auf einem Feld, wo noch andere arme Leute lebten. Ente schlug ein kleines Lager auf und machte Feuer, und sie aßen etwas Suppe, bevor sie sich schlafen legten. Aber so sehr sie sich auch bemühte, Prinzessin Nell konnte nicht einschlafen. Sie sah, daß Peter Karnickel auch nicht schlafen konnte; er saß nur mit dem Rücken zum Feuer und sah in die Dunkelheit.
    »Warum schaust du in die Dunkelheit, und nicht ins Feuer wie wir anderen?« fragte Nell.
    »Weil die Gefahr aus der Dunkelheit kommt«, sagte Peter, »vom Feuer dagegen nur Illusionen. Als ich ein kleines Kaninchen war und von zu Hause fortlief, war das die erste Lektion, die ich gelernt habe.«
     
    Peter erzählte

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