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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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sagte er. »So schlimm kann es gar nicht sein.«
    »Wer sind Sie?« fragte Nell.
    »Nur ein Freund, der dir helfen will. Komm mit«, sagte er und nickte mit dem Kopf zum Strand hinunter. »Ich muß einen Moment mit dir reden und will deinen Freund nicht aufwecken.«
    »Worüber reden?«
    »Wie ich dir helfen kann. Komm jetzt, möchtest du Hilfe oder nicht?«
    »Klar«, sagte Nell.
    »Okay. Dann komm«, sagte der Fremde und richtete sich auf. Er kam einen Schritt auf Nell zu, bückte sich und streckte die Hand aus.
    Nell hielt ihm die linke Hand hin und warf ihm im letzten Augenblick mit der rechten eine Handvoll Sand ins Gesicht. »Scheiße!« sagte der Fremde. »Das wirst du mir büßen.«
    Der Tschako lag wie immer unter Harvs Kopf. Nell zog ihn hervor, drehte sich zu dem Fremden herum und schnappte im letzten Augenblick mit dem Handgelenk, wie Dojo es ihr gezeigt hatte. Das Ende des Tschakos traf die linke Kniescheibe des Fremden wie eine Kobra aus Stahl, und sie hörte etwas brechen. Der Fremde schrie erstaunlich laut und fiel in den Sand. Nell ließ den Tschako kreisen, bis er summte, und zielte auf den Schläfenknochen des Mannes. Aber bevor sie zuschlagen konnte, hielt Harv sie am Handgelenk fest. Das freie Ende der Waffe wirbelte unkontrolliert herum, knallte ihr gegen die Augenbraue, die aufplatzte, und dann bekam sie Kopfschmerzen am ganzen Körper, wie wenn sie zu schnell zu viel Eis gegessen hatte. Sie wollte sich übergeben.
    »Nicht schlecht, Nell«, sagte er, »aber jetzt wird es Zeit, schnellstens von hier zu verschwinden.«
    Sie schnappte sich die Fibel. Zu zweit liefen sie den Strand entlang und sprangen über die silbernen Larven, die grell im Mediatronlicht funkelten. »Wahrscheinlich sind die Cops schon hinter uns her«, sagte Harv. »Wir müssen irgendwo untertauchen.«
    »Greif dir eine von diesen Decken«, sagte Nell. »Ich hab eine Idee.«
    Ihre eigene silberne Decke hatten sie zurückgelassen. Eine herrenlose quoll aus einem Abfalleimer am Damm; Harv schnappte sie im Vorbeilaufen und knüllte sie zu einem Bündel zusammen.
    Nell führte Harv zu dem kleinen Wäldchen zurück. Sie fanden den Weg zurück zu der kleinen Höhle, wo sie zuvor schon einmal gewesen waren. Diesmal breitete Nell die Decke über ihnen beiden aus, dann steckten sie sie ringsum fest, so daß eine Kuppel entstand. Sie warteten lautlos eine Minute, dann fünf, dann zehn. Von Zeit zu Zeit hörten sie eine Spore über sich hinwegsausen, doch es hielt keine an, und ehe sie sich versahen, waren sie eingeschlafen.
     

Geheimnisvolles Souvenir von Dr. X;
Hackworths Ankunft in Vancouver;
das Atlantische Viertel besagter Stadt;
er legt sich ein neues Fortbewegungsmittel zu.
    Dr. X hatte einen Boten mit der Anweisung, Hackworth zu suchen, zum Aerodrom von Shanghai geschickt. Der Bote hatte sich neben ihn gestellt, als er vor einem Pissoir stand, fröhlich gegrüßt und selbst gepißt. Danach hatten die beiden Männer ihre Visitenkarten getauscht, die jeder mit beiden Händen und einer knappen Verbeugung entgegennahm.
    Hackworths Karte war ähnlich aufgemotzt wie er selbst. Sie war weiß, und sein Name stand in ziemlich strengen Großbuchstaben darauf. Sie bestand aus SmartPapier wie die meisten Karten und hatte jede Menge Speicherplatz übrig, um digitalisierte Informationen aufzunehmen. Dieses spezielle Exemplar enthielt ein Materiekompilierungsprogramm wie das, mit dem die ursprüngliche
Fibel für die junge Dame
geschaffen worden war. Diese überarbeitete Version benutzte automatische Stimmgenerierungsalgorithmen, statt auf professionelle Rakteure zurückzugreifen, und enthielt sämtliche Hinweise, die die Programmierer von Dr. X brauchten, um den Text ins Chinesische zu übersetzen.
    Die Karte des Doktors war auffälliger gestaltet. Einige Hanzi-Schriftzeichen waren daraufgekritzelt, außerdem trug sie das Siegel von Dr. X. Heutzutage, nach der Erfindung des SmartPapiers, waren alle Siegel dynamisch. Der Stempel übermittelte dem Papier ein Programm, das immer wieder eine kleine animierte Grafik abspielte. Das Siegel von Dr. X zeigte einen pockennarbigen Opa, mit einem spitzen Hut an einem Band auf dem Rücken, der mit einem Bambusstab auf einem Felsen hockte und einen Fisch aus dem Wasser zog - nein, Augenblick mal, es war kein Fisch, sondern ein Drachen, der sich auf der Spitze des Stabs wand, und wenn einem das gerade klargeworden war, drehte sich der Opa zu einem um und grinste unverschämt. Danach erstarrte die kitschige

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