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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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beschwert.«
    »Haben Sie diese Schwerter alle Einbrechern abgenommen?« fragte Nell.
    »Nein - das wäre vergleichsweise einfach gewesen«, sagte Constable Moore. Er sah sie eine Weile nachdenklich an. »Nell, wir beide werden prima miteinander auskommen«, sagte er. »Und jetzt gehe ich mein Verbandszeug holen.«
     

Carl Hollywoods Aktivitäten im Tarnasse;
Gespräch bei einem Milchshake;
Erklärung des Mediensystems;
Miranda sieht ein, daß ihre Suche vergeblich ist.
    Miranda fand Carl Hollywood in der Mitte der fünften Reihe des Parnasse sitzend, wo er ein großes Blatt SmartPapier hielt, auf das er Skizzen für ihre nächste Live-Produktion gekritzelt hatte. Offenbar hatte er eine Verbindung mit einer Kopie des Drehbuchs hergestellt, denn als sie seitlich den schmalen Gang entlangtänzelte, konnte sie mechanische Stimmen hören, die Text lasen, und als sie näher kam, sah sie kleine X und O, die sich stellvertretend für die Schauspieler auf der Skizze der Bühne bewegten, die Carl angefertigt hatte.
    Die Skizze zeigte auch einige kleine Pfeile am Rand, die alle nach innen zeigten. Miranda überlegte, daß die Pfeile kleine Scheinwerfer für die Balkongeländer sein mußten, die Carl Hollywood gerade programmierte.
    Sie drehte den Kopf hin und her und versuchte, ihren verkrampften Nacken zu entspannen, während sie zur Decke sah. Die Engel oder Musen oder was auch immer präsentierten sich allesamt dort oben, von einigen Cherubim begleitet. Miranda dachte an Nell. Sie dachte immerzu an Nell.
    Das Drehbuch kam zum Ende der Szene, und Carl stellte es auf Pause. »Du hattest eine Frage?« erkundigte er sich ein wenig zerstreut.
    »Ich habe dir von meiner Box aus bei der Arbeit zugesehen.«
    »Böses Mädchen. Du solltest Geld für uns verdienen.«
    »Wo hast du das gelernt?«
    »Was - Regie führen?«
    »Nein. Die technischen Sachen - Scheinwerfer programmieren und so weiter.«
    Carl drehte sich um und sah sie an. »Es mag deinen Ansichten, wie die Menschen lernen, etwas widersprechen«, sagte er, »aber ich mußte mir alles selbst beibringen. Kaum mehr jemand spielt live Theater, daher müssen wir unsere eigene Technologie entwickeln. Ich habe die ganze Software erfunden, die ich gerade benutzt habe.«
    »Hast du auch die kleinen Spots erfunden?«
    »Nein. Mit diesem Nanozeug bin ich nicht so gut. Die hat sich ein Freund von mir in London ausgedacht. Wir tauschen ständig Sachen aus - meine Medienware gegen seine Materieware.«
    »Nun, ich will dich irgendwohin zum Essen einladen«, sagte Miranda, »und du sollst mir erklären, wie das alles funktioniert.«
    »Das ist ein ziemlich heftiger Auftrag«, sagte Carl ruhig, »aber ich nehme die Einladung an.«
     
    »Okay, möchtest du einen vollständigen Crashkurs in der ganzen Sache, angefangen bei Turing-Maschinen, oder was?« sagte Carl freundlich - er veralberte sie. Miranda beschloß, nicht eingeschnappt zu sein. Sie saßen in einer mit rotem Vinyl ausgekleideten Nische in einem Lokal in der Nähe des Bund, das angeblich im Stil eines amerikanischen Schnellimbißlokals am Vorabend des Kennedy-Attentats gehalten sein sollte. Chinesische Hipster - klassische Typen der Küstenrepublik mit teuren Haarschnitten und schicken Anzügen - saßen auf den Drehstühlen an der Bar, nuckelten an ihrem Root Beer und warfen allen jungen Frauen, die hereinkamen, lüstern grinsende Blicke zu.
    »Ich denke, ja«, sagte Miranda.
    Carl Hollywood lachte und schüttelte den Kopf. »Ich habe nur Spaß gemacht. Du mußt mir genau sagen, was du wissen willst. Warum interessierst du dich plötzlich für diesen Kram? Reicht es dir nicht, daß du gut davon leben kannst?«
    Miranda saß einen Augenblick reglos da und war hypnotisiert von den bunten Lichtern der Musikbox.
    »Es hat etwas mit Prinzessin Nell zu tun, richtig?« sagte Carl.
    »Ist das so deutlich?«
    »Ja. Also, was willst du?«
    »Ich will wissen, wer sie ist«, sagte Miranda. Vorsichtiger konnte sie es nicht ausdrücken. Sie ging davon aus, daß es nicht hilfreich sein würde, Carl das gesamte Ausmaß ihrer Empfindungen zu offenbaren.
    »Du willst einen zahlenden Kunden aufspüren«, sagte Carl.
    Es hörte sich schrecklich an, wenn er es in diese Ausdrucksweise kleidete.
    Carl sog heftig an seinem Milchshake und betrachtete über Mirandas Schulter hinweg den Verkehr auf dem Bund. »Prinzessin Nell ist ein kleines Mädchen, richtig?«
    »Ja. Ich schätze, etwa fünf bis sieben Jahre alt.«
    Er drehte den Kopf und sah ihr in

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