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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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sauber.« Miranda wurde klar, daß Mr. Beck sie mit einer Art Display in seiner Phänomenoskop-brille einer Untersuchung unterzogen hatte.
    Miranda überlegte sich immer noch eine unfreundliche Antwort, als Mr. Oda sich in einer Wolke von Zigarrenrauch nach vorne beugte. »Man hat uns wissen lassen«, sagte er, »daß Sie eine Verbindung herzustellen wünschen. Ihr Wunsch ist sehr ausgeprägt.«
    Freibeuter.
Das Wort bedeutete auch, daß diese Gentlemen, zumindest ihrer eigenen Meinung nach, eine Art Zugriff hatten, eine Möglichkeit, aus der fehlenden Stammeszugehörigkeit Kapital zu schlagen.
    »Man sagte mir, daß so etwas unmöglich sei.«
    »Besser wäre es, in der Terminologie der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu sprechen«, sagte Mr. Beck. Sein Akzent war mehr als alles andere Oxford, mit einem jamaikanischen Singsang und einer Härte, die sich zum Teil Indien verdankte.
    »Dann in astronomischem Grad unwahrscheinlich«, sagte Miranda.
    »Da haben Sie es«, sagte Mr. Beck.
    Nun hatte der Ball irgendwie den Weg in Mirandas Spielhälfte gefunden. »Wenn ihr Jungs glaubt, daß ihr eine Methode gefunden habt, die Wahrscheinlichkeit zu besiegen, warum loggt ihr euch dann nicht in die Vegas-Raktiven ein und verdient ein Vermögen?«
    Die Herren Beck und Oda reagierten auf diese Bemerkung amüsierter, als sie erwartet hatte. Sie hatten durchaus einen Sinn für Ironie. Das war ein gutes Zeichen in dem fast ununterbrochenen Bombardement negativer Signale, die sie bisher von ihnen empfangen hatte.
    Die Band legte los und spielte Tanzmusik mit einem guten Beat. Das Licht wurde gedämpft, und der Ballsaal erstrahlte im Funkeln der Libellenanstecker.
    »Das würde nicht funktionieren«, sagte Mr. Beck, »weil Vegas ein reines Zahlenspiel ist ohne menschliche Komponente. Der Verstand hat keine Wechselwirkung mit reinen Zahlen.«
    »Aber Wahrscheinlichkeit ist Wahrscheinlichkeit«, sagte Miranda.
    »Wenn Sie nun einen Traum hätten, daß Ihre Schwester einen Unfall hatte, und am nächsten Tag rufen Sie an und erfahren, daß sie sich von ihrem Freund getrennt hat?«
    »Das könnte Zufall sein.«
    »Ja. Aber ein ziemlich unwahrscheinlicher. Sehen Sie, es ist möglich, die Wahrscheinlichkeit zu schlagen, wenn das Herz und der Verstand im Spiel sind.«
    Miranda ging davon aus, daß weder Mr. Beck noch Mr. Oda die Grausamkeit ihrer Worte begriffen. Es war viel besser, überhaupt keine Hoffnung zu haben. »Hängt ihr Jungs in einer religiösen Sache drin?« fragte sie.
    Die Herren Beck und Oda sahen einander vielsagend an. Mr. Oda begann ein Zähnefletschen und Räuspern, das für einen anderen Nipponesen möglicherweise Bände gesprochen hätte, Miranda aber nichts sagte, abgesehen von dem unverbindlichen Hinweis, daß die Situation ziemlich kompliziert war. Mr. Beck förderte eine antike silberne Schnupftabakdose zutage, oder eine Nachbildung, holte eine Prise Nanositenstaub heraus, sog ihn in eines seiner großen, runden Nasenlöcher und wischte sich nervös die Unterseite seiner Nase ab. Er schob die Brille weit herunter, so daß seine großen braunen Augen zu sehen waren, und ließ den Blick zerstreut über Mirandas Schulter hinweg über das Partytreiben schweifen, wo er die Band und die Reaktion der Tänzer darauf studierte. Er trug auch eine Libellenbrosche, die leuchtete und farbenfrohe Lichtblitze schleuderte, als hätten sich Polizei- und Feuerwehrautos um ein brennendes Haus herum versammelt.
    Die Band stimmte einen seltsam unmelodischen, unrhythmischen Lärm an, was träge Konvektionsströmungen unter den Gästen auslöste.
    »Woher kennen Sie Carl?« fragte Miranda in der Hoffnung, das Eis ein wenig zu brechen.
    Mr. Oda schüttelte reumütig den Kopf. »Ich hatte erst vor kurzem das Vergnügen, seine Bekanntschaft zu machen.«
    »Ich habe in London
thyuh-tuh
mit ihm gemacht.«
    »Sie sind Rakteur?«
    Mr. Beck schnaubte ironisch. Ein buntscheckiges Taschentuch erblühte in seiner Hand, und er schneuzte sich die Nase rasch und sauber wie ein geübter Schnupfer. »Ich bin von der technischen Truppe«, sagte er.
    »Sie programmieren Raktive?«
    »Das ist ein Aspekt meiner Tätigkeit.«
    »Machen Sie Beleuchtung und Bühnenbild? Oder digitale Sachen? Nanotech?«
    »Lästige Unterscheidungen interessieren mich nicht. Ich interessiere mich nur für eines«, sagte Mr. Beck und hielt einen Zeigefinger mit einer langen, aber makellos manikürten Klaue von einem Fingernagel hoch, »und das ist der Einsatz von Technologie, um Sinn

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