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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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großen, großen Gefallen bitten dürfte.«
    »Gewiß, nur zu, was immer es ist«, sagte Fred Epidermis durch das Gesicht und den Körper von Mr. Willie, tat aber nicht mal so, als sei er mit Herz und Seele dabei.
    »Nun, ich besitze dieses Gerät, das sehr wichtig für mich ist, und es scheint kaputt zu sein. Ich habe mich gefragt, ob Sie... so was reparieren können«, sagte Miranda. Auf dem Mediatron sagte Spirit dasselbe. Aber Spirit bewegte die Hand. Sie hielt etwas an ihr Gesicht. Ein längliches Ding aus weißem Plastik. Einen Vibrator.
    »Nun«, sagte Mr. Willie, »es ist eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, daß alle Elektrogeräte auf demselben Prinzip beruhen, daher müßte ich theoretisch imstande sein, dir zu helfen. Aber ich muß gestehen, ich habe ein Gerät wie das hier noch nie gesehen. Könntest du mir vielleicht erklären, was es ist und was man damit macht?«
    »Mit Vergnügen -« sagte Miranda, doch das Bild auf dem Bildschirm erstarrte, und Fred Epidermis unterbrach sie, indem er durch die offene Tür brüllte. »Das genügt«, sagte er. »Ich wollte mich nur vergewissern, daß du lesen kannst.«
    Er machte die Bühnentür auf und sagte: »Du bist eingestellt.
    Kabuff 238. Meine Provision beträgt achtzig Prozent. Der Schlafsaal ist oben - such dir eine Pritsche aus, und mach sie sauber. Du kannst dir nicht leisten, anderswo zu wohnen.«
     

Harv bringt Nell ein Geschenk mit; sie experimentiert mit der Fibel.
    Als Harv nach Hause kam, hatte er sein ganzes Gewicht auf ein Bein verlagert. Als das Licht im richtigen Winkel auf sein schmutziges Gesicht fiel, konnte Nell rote Schlieren in den Spuren von Staub und Toner erkennen. Er atmete schnell und schluckte schwer und oft, als habe er vor zu kotzen. Aber er kam nicht mit leeren Händen. Er hatte die Arme fest auf dem Bauch verschränkt. Unter der Jacke waren Sachen versteckt.
    »Ich war auf Achse, Nell«, sagte er, als er das Gesicht seiner Schwester sah und wußte, sie hatte zu große Angst, um als erste zu sprechen. »Viel hab ich nicht, aber ein bißchen. Einiges für den Flohzirkus.«
    Nell war nicht sicher, was dieser Flohzirkus war, aber sie hatte gelernt, daß es gut war, wenn man etwas hatte, das man dorthin bringen konnte, weil Harv normalerweise mit dem Zugriffskode für einen neuen Raktiven von dort zurückkam.
    Harv drückte mit der Schulter auf den Lichtschalter und kniete sich mitten im Zimmer hin, bevor er die Arme ausbreitete, damit nichts in die Ecken fiel und verlorenging. Nell setzte sich vor ihn und sah zu.
    Er holte ein Juwel heraus, das träge an einer goldenen Kette baumelte. Es war rund, glatt und golden auf einer, weiß auf der anderen Seite. Die weiße Seite wurde von einer flachen Glaskuppel geschützt. Zahlen standen ringsum am Rand geschrieben, und zwei schlanke Metallstäbchen, eines länger, das andere kürzer, waren in der Mitte festgemacht. Es gab ein Geräusch von sich, als versuchten Mäuse mitten in der Nacht, sich durch eine Wand zu nagen.
    Bevor sie fragen konnte, worum es sich handelte, hatte Harv andere Sachen herausgeholt. Er hatte einige Kartuschen seiner Milbenfalle. Morgen würde er die Kartuschen zum Flohzirkus bringen und herausfinden, ob er etwas gefangen hatte und ob sich Geld damit machen ließ.
    Außerdem hatte er etwas, das wie Knöpfe aussah. Aber das größte Ding hob Harv bis zum Schluß auf und brachte es feierlich zum Vorschein.
    »Dafür mußte ich kämpfen, Nell«, sagte er. »Ich habe wie ein Löwe gekämpft, weil ich Angst hatte, die anderen würden seine Einzelteile ausschlachten. Ich schenke es dir.«
    Es schien ein flaches, verziertes Kästchen zu sein. Nell sah auf den ersten Blick, daß es etwas Kostbares war. Sie hatte in ihrem Leben noch nicht viel Kostbares gesehen, aber Kostbarkeiten hatten immer ein ganz spezielles Aussehen, dunkel und gehaltvoll wie Schokolade, mit goldenem Funkeln.
    »Beide Hände«, ermahnte Harv sie. »Es ist schwer.« Nell streckte beide Hände aus und nahm das Ding. Harv hatte recht, es war schwerer, als es aussah. Sie mußte es auf ihren Schoß legen, sonst hätte sie es fallen lassen. Es war gar kein Kästchen. Es war etwas Solides. Goldene Buchstaben zierten das obere Ende. Die linke Kante war abgerundet und glatt und aus etwas gefertigt, das sich warm und weich, aber trotzdem fest anfühlte. Die anderen Enden waren leicht angeschrägt und cremefarben.
    Harv konnte das Warten nicht mehr ertragen. »Mach es auf«, sagte er. »Wie?«
    Harv beugte

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