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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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mach es später. Ich will einmal meine Ruhe haben.«
    Nell hatte alle Hände voll, daher schob sie das Buch mit dem Fuß den Flur entlang und ins Kinderzimmer. Sie ließ alles auf die Matratze fallen, kehrte um und machte die Tür zu. Zauberstab und Schwert ließ sie griffbereit liegen, falls sie sie brauchte, dann setzte sie Dinosaurier, Ente, Peter und Purpur ins Bett, ordentlich in einer Reihe, und zog ihnen die Decke bis unters Kinn. »Jetzt gehst du ins Bett, und du gehst ins Bett, und du gehst ins Bett, und du gehst ins Bett, und ihr seid alle still, weil ihr ungezogen seid und Tad auf die Nerven geht, und wir sehen uns morgen früh wieder.«
    »Nell brachte ihre Kinder zu Bett und beschloß, ihnen eine Geschichte vorzulesen«, sagte die Stimme des Buchs.
    Nell betrachtete das Buch, das sich selbst wieder aufgeschlagen hatte, diesmal bei der Illustration eines kleinen Mädchens, das große Ähnlichkeit mit Nell hatte, nur trug es ein wunderschönes weites Kleidchen und Schleifchen im Haar. Sie saß neben einem winzigen Bett, unter dessen wallender Decke vier Kinder lagen: ein Dinosaurier, eine Ente, ein Kaninchen und ein Baby mit purpurrotem Haar. Das Mädchen, das wie Nell aussah, hatte ein Buch auf dem Schoß. »Lange Zeit hatte Nell sie zu Bett gebracht, ohne ihnen etwas vorzulesen«, fuhr das Buch fort, »aber jetzt waren die Kinder nicht mehr ganz so klein, und daher beschloß Nell, wenn sie ordentlich erzogen werden sollten, mußte sie Gutenachtgeschichten hören.«
    Nell hob das Buch auf und legte es auf den Schoß.
     

Nells erste Erfahrungen mit der Fibel.
    Das Buch sprach mit einer angenehmen Altstimme und dem Akzent der vornehmsten Vickys. Die Stimme klang wie die eines richtigen Menschen - aber keines, den Nell je kennengelernt hatte. Sie hob und senkte sich wie die träge Brandung an einem warmen Strand, und wenn Nell die Augen schloß, zog die Stimme sie auf einen Ozean der Empfindungen hinaus.
     
    Es war einmal eine kleine Prinzessin namens Nell, die in einem großen dunklen Schloß auf einer Insel mitten im Meer gefangen war, zusammen mit einem kleinen Jungen namens Harv, ihrem Freund und Beschützer. Außerdem hatte sie vier ganz besondere Freunde namens Dinosaurier, Ente, Peter Karnickel und Purpur.
    Prinzessin Nell und Harv konnten das Dunkle Schloß nicht verlassen, aber von Zeit zu Zeit kam ein Rabe sie besuchen ...
     
    »Was ist ein Rabe?« sagte Nell.
    Die farbenfrohe Illustration zeigte die Insel aus der Luft. Die Insel rotierte nach unten, aus dem Bild heraus, das nun einen Blick zum Horizont des Meeres zeigte. Ein schwarzes Pünktchen war in der Mitte zu sehen. Das Bild zoomte auf das schwarze Pünktchen, das sich als ein Vogel entpuppte. Große Buchstaben wurden darunter eingeblendet. »R A B E«, sagte das Buch. »Rabe. Und jetzt sprich mir nach.«
    »Rabe.«
    »Ausgezeichnet! Nell, du bist ein kluges Mädchen und kannst gut mit Worten umgehen. Kannst du
Rabe
buchstabieren?«
    Nell zögerte. Sie war nach dem Lob immer noch ganz rot im Gesicht. Nach ein paar Sekunden fing der erste Buchstabe an zu blinken. Nell drückte mit dem Finger drauf.
    Der Buchstabe wuchs, bis er alle anderen Buchstaben und Bilder von der Seite gedrängt hatte. Die Schleife oben schrumpfte und wurde zu einem Kopf, während die beiden Linien sich streckten und zu Beinen wurden, die eine Schere bildeten. »R wie Rennen«, sagte das Buch. Das Bild veränderte sich weiter, bis es Nell zeigte. Dann erschien etwas Rotes und Filziges unter ihren Füßen. »Nell Rennt auf dem Roten Rollteppich«, sagte das Buch.
    »Warum rennt sie?«
    »Weil ein Angriffslustiger Alligator Aufgetaucht ist«, sagte das Buch und schwenkte ein gutes Stück zurück, um einen Alligator zu zeigen, der auf lächerliche Weise dahinwatschelte und keine Gefahr für die schnelle Nell darstellte. Der Alligator krümmte sich verdrossen zu einem Kreis, aus dem ein kleiner Buchstabe wurde. »A wie Alligator. Der Beachtlich Beleibte Alligator Betrachtet Betrübt die Behende Nell.«
    Die kleine Geschichte ging weiter und präsentierte eine Ernste Elfe, die Erbsen erntete. Dann erschien das Bild des Raben mit den Buchstaben darunter wieder. »Rabe. Kannst du Rabe buchstabieren, Nell?« Eine Hand tauchte auf der Seite auf und zeigte auf den ersten Buchstaben.
    »R«, sagte Nell.
    »Ausgezeichnet! Du bist ein kluges Mädchen, Nell, und kannst gut buchstabieren«, sagte das Buch. »Was ist das für ein Buchstabe?« Damit zeigte die Hand auf den zweiten.

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