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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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definiert hatte, unentrinnbar festgesteckt und zu einer gründlichen Untersuchung bereit. Changs Englisch wurde kontinuierlich besser, und in Hackworth keimte allmählich der Verdacht, daß er einer der Shanghainesen war, die einen Großteil ihres Lebens in Vancouver, New York oder London verbracht hatten.
    »Ich war von der Vermutung ausgegangen, daß der Hut des Gentleman einfach vergessen oder möglicherweise vom Wind fortgeweht worden sei. Und jetzt sagen Sie, daß Verbrecher im Spiel waren!« Chang machte ein Gesicht, als hätte er bis zu ebendiesem Augenblick niemals auch nur im Traum daran gedacht, es könnten Verbrecher in den Leasing-Parzellen ihr Unwesen treiben. Seine Betroffenheit wurde von Staunen verdrängt, als er, nicht eben subtil, die nächste Phase seiner Falle einleitete.
    »Es war nicht wichtig«, sagte Hackworth in dem Versuch, den unerbittlichen Zug von Changs Gedanken zum Entgleisen zu bringen, weil er spürte, daß er und seine Familie gefesselt auf den Schienen lagen. Chang schenkte ihm gar keine Beachtung, als hätten ihn die Blüten, die sein Scharfsinn trieb, in eine solche Hochstimmung versetzt, daß er sich nicht ablenken ließ.
    »Mr. Hackworth, Sie haben mich da auf etwas gebracht. Ich versuche schon die ganze Zeit, einen komplizierten Fall aufzuklären – einen Raubüberfall, der vor einigen Tagen stattfand. Bei dem Opfer handelte es sich um einen Gentleman aus Atlantis, der nicht identifiziert werden konnte.«
    »Haben Sie keine Markiermilben für diesen Zweck?«
    »Oh«, sagte Lieutenant Chang, der sich eher niedergeschlagen anhörte, »Markiermilben sind nicht besonders zuverlässig. Die Übeltäter hatten gewisse Gegenmaßnahmen ergriffen, um zu verhindern, daß die Milben sich einnisten konnten. Selbstverständlich nisteten sich einige Milben in dem Opfer ein. Aber bevor wir den Mann aufspüren konnten, betrat er die Klave New Atlantis, wo das superbe Immunsystem die Milben vernichtete. Aus diesem Grunde ist seine Identität ein Geheimnis geblieben.« Chang griff in seine Brusttasche und holte ein zusammengelegtes Blatt Papier heraus. »Mr. Hackworth, bitte sagen Sie mir, ob Sie jemanden in diesem Clip erkennen.«
    »Eigentlich bin ich ziemlich beschäftigt -«, sagte Hackworth, aber Chang breitete das Papier vor ihm aus und erteilte ihm einen Befehl in shanghainesisch. Unverzüglich füllten starre chinesische Schriftzeichen die Seite. Dann tat sich ein großer Quadrant in der Mitte auf und spielte eine CineAufzeichnung ab.
    Es gehörte zu den erstaunlichsten Erlebnissen, die Hackworth je gehabt hatte, als er mit ansehen mußte, wie er selbst überfallen wurde. Er konnte sich nicht davon losreißen. Die CineAufzeichnung wurde in Zeitlupe fortgesetzt, und dann kam das Buch. Tränen traten Hackworth in die Augen, er unternahm aber keinen Versuch, sie wegzublinzeln, damit sie nicht die Wangen hinunterrollten. Nicht, daß es eine Rolle gespielt hätte, da Lieutenant Chang ziemlich dicht neben ihm stand und sie zweifellos sehen konnte.
    Chang schüttelte staunend den Kopf. »Also waren Sie es, Mr. Hackworth. Ich hatte den Zusammenhang noch nicht hergestellt. So viele schöne Sachen, und so heftige Schläge. Sie sind das Opfer eines sehr schweren Verbrechens geworden!«
    Hackworth konnte nicht sprechen, aber er hätte ohnedies nicht gewußt, was er sagen sollte.
    »Es kommt mir seltsam vor«, fuhr Chang fort, »daß Sie keine Veranlassung sahen, dieses schwere Verbrechen dem Gericht zu melden! Wir sehen uns dieses Band schon seit geraumer Zeit an und fragen uns, weshalb das Opfer - ein achtbarer Gentleman - sich nicht gemeldet hat, um uns bei unseren Ermittlungen zu unterstützen. Soviel Aufwand für nichts und wieder nichts«, nörgelte Chang. Dann strahlte er über das ganze Gesicht. »Doch ich würde sagen, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wir haben einen oder zwei Mitglieder dieser Bande wegen eines anderen Vergehens in Gewahrsam genommen, und nun kann ich sie auch noch wegen des auf Sie verübten Raubüberfalls anklagen. Selbstverständlich werden wir dazu Ihre Aussage brauchen.«
    » Selbstverständlich.«
    »Welche Gegenstände wurden Ihnen gestohlen?«
    »Das haben Sie doch gesehen.«
    »Ja. Eine Uhrkette mit verschiedenen Anhängseln, ein Füllfederhalter und –«
    »Das war alles.«
    Chang schien nur ein klein wenig verblüfft zu sein, ansonsten wirkte er höchst zufrieden und von frischer Großzügigkeit erfüllt. »Das Buch ist nicht einmal der Erwähnung

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