Diamonds & Rust
während sie ihre Sachen aus den Kartons wieder einräumte.
Ihre Tür stand noch offen, und plötzlich bemerkte sie Antonia, die vor der Tür stand und sie mit zusammengekniffenen Augen beobachtete.
Irritiert hielt Vanessa inne und fragte sich, was die Alte hier wollte.
Antonia gab keinen Ton von sich, und Vanessa wurde es irgendwie mulmig.
»Hallo«, sagte sie kurz und unsicher, um das unangenehme Schweigen zu brechen.
Mit hochgezogenen Augenbrauen trat Antonia einen Schritt nach vorne, sah sich betont langsam im Zimmer um, und sagte dabei spöttisch: »Nettes Zimmer, wirklich sehr nett.«
Es klang gehässig, und als Vanessa sich gerade fragte, was das sollte, fuhr die Alte auch schon fort: »Ja wirklich, ein sehr schönes Zimmer – genießen Sie es, solange Sie noch können. Lange werden Sie nicht hier sein, genau wie all die anderen vor Ihnen auch.«
Mit einem boshaften Lächeln verschwand sie genauso leise, wie sie erschienen war, und ließ Vanessa sprachlos zurück.
Für einen kurzen Moment stieg Angst in Vanessa auf, Antonias Worte erschienen ihr beinahe wie eine Drohung, dann schüttelte sie diesen Gedanken wieder von sich ab.
Das war einfach zu albern. Vermutlich hatte die Alte Angst, dass Vanessa ihr ihren Platz im Haushalt streitig machen würde, vielleicht war sie auch eifersüchtig, weil sie Danny, den sie trotz ihrer sonstigen Boshaftigkeit über alles zu lieben schien, mit ihr teilen musste.
Sekundenlang überlegte sie, ob sie David davon erzählen sollte, verwarf diesen Gedanken aber gleich wieder. Sie war froh, dass er sich nach dem Ereignis im Garten wieder beruhigt hatte, und wollte nun nicht neuen Ärger heraufbeschwören, indem sie seine Haushälterin bei ihm anschwärzte.
»Alte Leute sind nun mal ab und zu etwas wunderlich«, beruhigte sie sich selbst, und beschloss, den Vorfall einfach zu ignorieren.
Kapitel 8
D ie Tage plätscherten im stets gleichen Rhythmus dahin, und bis auf Antonia, die nach wie vor kaum ein Wort mit ihr wechselte und sie weiterhin mit gehässigen Blicken bedachte, war alles nahezu perfekt. Der Vorfall am Pool war jetzt schon ein paar Wochen her, und Vanessa war froh, dass David sich offensichtlich wieder beruhigt hatte. Zwar erschien er ihr etwas reservierter als zuvor, doch damit konnte sie leben.
Dannys Zuneigung zu ihr wuchs beständig, und seit sie ihm vor ein paar Tagen abends die Geschichte vom Ungeheuer von Loch Ness erzählt hatte, kürzte er ihren Namen liebevoll mit »Nessie« ab.
Es war Sonntag, sie waren gerade fertig mit dem Frühstück, und David und Danny überlegten, was sie heute zusammen unternehmen sollten. Am Tag zuvor hatte es geregnet, auch am Vormittag hatten sich dunkle Wolken gezeigt, doch nun war es wieder sonnig und warm draußen, und schließlich entschieden sie sich dafür, ein Picknick im Stadtpark zu machen.
Danny, wie immer überschäumend vor Begeisterung, schaute Vanessa bittend an.
»Nessie, kommst du mit uns? Bitte, ich möchte dir so gerne zeigen, wie ich klettern kann, und an den Tischen dort kann man Schach spielen.«
»Nessie?«, schmunzelte David, der heute offenbar sehr gut gelaunt schien.
»Ja, Paps, du weißt doch, wie das Ungeheuer von Loch Ness«, erklärte Danny ihm ernsthaft.
David grinste. »Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden.«
»Ich bin kein Ungeheuer«, protestierte Vanessa lachend.
»Nun, wenn ich mich da an einen gewissen Auftritt vor ein paar Wochen in meinem Büro erinnere – da bin ich mir nicht so sicher.«
Ihr fiel wieder ein, wie sie ihm in ihrer Panik alles Mögliche an den Kopf geworfen hatte, und sie wurde rot.
»Also kommst du jetzt mit oder nicht?«, drängte Danny, und unterbrach die beiden bei ihrem Geplänkel.
Fragend schaute Vanessa zu David, sie wäre Danny zuliebe gerne mitgegangen, doch sie war sich nicht sicher, ob es seinem Vater recht war.
»Wenn dein Dad nichts dagegen hat …?«
Einen Moment lang hatte sie den Eindruck, als würde er nein sagen wollen, doch dann nickte er.
»Von mir aus.«
Kurze Zeit später hatten sie alles Nötige in einem Korb verstaut und machten sich auf den Weg. Da das Wetter schön war, gingen sie zu Fuß, und während Danny fröhlich auf und ab hopste, Steine mit den Füßen kickte und munter plapperte, war David ziemlich still. Vanessa hatte das Gefühl, dass es ihm doch nicht ganz recht war, dass sie mitgegangen war, und sie nahm sich vor, dass sie das nächste Mal wieder zu Hause bleiben würde.
Der Nachmittag im Park verlief trotzdem sehr
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