Diamonds & Rust
Vanessa sich, und wiederholte dann in groben Zügen, was Jeremy ihr an ihrem ersten gemeinsamen Abend hier im Restaurant über David erzählt hatte.
»So, und deswegen wird er mit Sicherheit andere Dinge im Kopf haben, als irgendetwas mit mir anzufangen«, endete sie heftig.
»Das mag ja sein, aber hast du dich mal gefragt, was
du
für Dinge im Kopf hast?«, fragte Nicky.
Unter ihrem prüfenden Blick wurde Vanessa feuerrot.
»Aha.«
»Nichts aha«, äffte Vanessa sie trotzig nach.
»Süße, du solltest mal sehen, wie du dasitzt. Und du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, als du eben erzählt hast, wie du ihm da im Regen um den Hals gefallen bist. Du hast dich bis über beide Ohren in den Kerl verknallt«, sagte Nicky leise und nahm Vanessas Hand. »Ich mache mir wirklich ernsthafte Sorgen um dich, ich will nicht, dass du noch einmal so auf die Nase fällst wie mit Michael. Du solltest da verschwinden, solange noch Zeit ist.«
Kapitel 14
I n den darauffolgenden Tagen horchte Vanessa immer und immer wieder in sich hinein, um festzustellen, ob sie tatsächlich irgendwelche Gefühle für David entwickelt hatte. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass er ihr schon irgendwie gefiel, er sah gut aus, und seine Augen hatten eine gewisse Wirkung auf sie.
Aber verliebt? Nein, diesen absurden Gedanken schob sie ganz schnell wieder von sich weg.
Sicherheitshalber tat sie alles, um David aus dem Weg zu gehen, und verbrachte ihre freie Zeit so oft sie konnte mit Jeremy.
Doch es war fast so, als hätte Nicky mit ihren Worten die Büchse der Pandora geöffnet – Vanessa ertappte sich immer öfter dabei, dass sie an David dachte.
Es war an einem sonnigen Spätnachmittag, als Vanessa und Danny von einem Spaziergang am Strand zurückkamen. Jeremy hatte sie begleitet, während David noch in seinem Arbeitszimmer saß und über einem Auftrag brütete.
Ausgelassen spielten sie hinter dem Haus noch ein wenig Ball mit Danny, der mal wieder kaum zu bremsen war.
Danny warf den Ball zu Vanessa, doch er flog meterweit daneben und landete genau zwischen ihr und Jeremy. Lachend stürzten sie beide darauf zu, bückten sich fast gleichzeitig und stießen dabei zusammen. Vanessa wäre von der Wucht des Aufpralls fast umgefallen, doch Jeremy konnte sie gerade noch festhalten.
»Sorry, ich wollte dir nicht wehtun«, sagte er zerknirscht, und drückte sie freundschaftlich an sich.
In diesem Augenblick fiel Vanessas Blick auf das Fenster von Davids Arbeitszimmer, und ein eisiger Schreck durchfuhr sie, als sie David dort stehen sah, reglos, sie scheinbar beobachtend.
Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, und bevor sie Gelegenheit hatte, genauer hinzusehen, wurde ihre Aufmerksamkeit auch schon wieder von Danny abgelenkt, der fröhlich quietschend versuchte, seinen Ball zurückzuerobern. Während sie scherzhaft mit Danny um den Ball kämpfte, warf sie noch einmal einen kurzen Blick zum Fenster, doch da war niemand zu sehen, und sie kam zu dem Entschluss, dass sie sich das wohl nur eingebildet hatte.
Wenige Tage später stand Vanessa abends in der Küche und spülte das Geschirr ab, während David Danny ins Bett brachte.
Sie räumte gerade die letzten Teller in den Schrank, als David wieder nach unten kam und sie in sein Büro bat.
Verwundert folgte sie ihm, während sie in Gedanken fieberhaft überlegte, was sie denn jetzt wieder angestellt haben mochte.
»Setzen Sie sich«, forderte er sie auf und machte eine Handbewegung zur Couch.
Angespannt und ein wenig ängstlich nahm sie Platz.
»Ich brauche eine Frau«, sagte er unvermittelt und setzte sich ihr gegenüber.
Ungläubig starrte sie ihn mit weit aufgerissenen Augen an, völlig geschockt und unfähig etwas zu erwidern.
»Um es genauer zu sagen, ich brauche jemanden, der sich für einen Abend als meine Frau ausgibt«, fügte er hinzu.
»Was?« Noch immer glaubte sie, sich verhört zu haben.
»Es ist Folgendes: Ich habe nächsten Samstag einen Termin mit einem früheren Kunden, Tom Reynold, es geht um einen sehr wichtigen Auftrag, den ich gerne bekommen würde. Ich habe vor ein paar Jahren schon einmal mit ihm zu tun gehabt, und er weiß, dass ich verheiratet bin. Er wird am Samstag in Bridgeport sein, zusammen mit seiner Frau, und hat mich gebeten, mit ihm zu Abend zu essen und meine Frau mitzubringen.«
Verständnislos versuchte Vanessa seiner Erklärung zu folgen, während sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen.
»Wie Sie vielleicht bemerkt haben dürften, bin ich
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