Diamonds & Rust
sie der Verkäuferin erklärt hatte, was sie benötigte, hatte diese ihr zu einem schwarzen Cocktailkleid geraten, und ihr nach der ersten Anprobe versichert, sie sähe toll darin aus, und dieses Kleid sei genau das Richtige für diesen Anlass. Vanessa hatte sich überzeugen lassen, und noch ein paar passende Schuhe dazu gekauft.
Doch als sie jetzt hier stand, Davids intensivem Blick ausgesetzt, fühlte sie sich plötzlich unwohl.
»Vielleicht ist es doch ein wenig zu kurz …«, dachte sie unglücklich, und zupfte nervös am Saum, als könne sie das Kleid durch bloße Willenskraft um ein Stück verlängern.
»Sie sehen wundervoll aus«, sagte David im selben Moment. Seine Stimme klang etwas rau, und er räusperte sich. »Wir sollten losfahren.«
Sie nickte und wandte sich zur Tür, da hielt David kurz inne.
»Gehen Sie doch schon nach draußen, mir ist gerade noch etwas eingefallen, ich komme gleich nach.«
Vanessa nickte und ging zum Auto, David folgte ihr kurz darauf und sie fuhren los.
Die Fahrt nach Bridgeport dauerte drei Stunden, die sie schweigend zurücklegten. David hatte das Radio eingeschaltet, und Vanessa sah betont interessiert aus dem Fenster. Hin und wieder warf sie einen unauffälligen Blick hinüber zu ihm. Er schien völlig auf den Straßenverkehr konzentriert zu sein, und sie hatte Gelegenheit festzustellen, wie gut er in seinem Anzug aussah.
Sie verbannte diesen Gedanken sofort wieder aus ihrem Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Landschaft, die draußen an ihr vorbei flog.
Als sie nach einer Weile wieder einmal verstohlen zu ihm hinsah, bemerkte sie, dass sein Blick auf ihre Beine gerichtet war.
Ihr Kleid war durch das Sitzen im Auto noch ein Stück weiter nach oben gerutscht; hektisch, und mit Herzklopfen bis zum Hals, versuchte sie nun, es wieder nach unten zu ziehen, was ihr aber nur teilweise gelang.
Er hatte sofort wieder nach vorne gesehen, doch sie hatte den Eindruck, dass ein amüsiertes Lächeln um seine Mundwinkel zuckte, und angespannt drehte sie ihren Kopf wieder zum Fenster und wünschte, sie hätte sich niemals auf diesen Abend eingelassen.
Das Bridgeport Inn war ein großes, elegantes Hotel, und als sie mit dem Fahrstuhl hinauf zum Restaurant fuhren, war Vanessa ein wenig beruhigter; wenn man von Davids Blicken absah, schien ihr Kleid doch nicht so unpassend zu sein.
Oben angekommen brachte ein Kellner sie zu einem Tisch, wo sie von den Reynolds bereits erwartet wurden.
»David, schön Sie wiederzusehen«, grüßte der ältere Mann erfreut, gab David die Hand und klopfte ihm mit der anderen freundschaftlich auf die Schulter. »Und das muss Ihre bezaubernde Frau sein«, wandte er sich dann zu Vanessa.
David nickte und stellte sie vor, und Tom Reynolds machte sie mit seiner Frau Ellen bekannt.
Wenige Minuten später saßen sie am Tisch, und das Essen wurde serviert.
Eine angeregte Unterhaltung entspann sich, David und Tom gaben Anekdoten aus der Zeit ihrer früheren Zusammenarbeit zum Besten, und Ellen und Vanessa unterhielten sich über die obligatorischen Frauen-Themen.
Zu späterer Stunde begann eine kleine Band im hinteren Teil des Saales zu spielen, und die Atmosphäre wurde lockerer. Das Ehepaar Reynolds war wirklich sehr nett, und so begann Vanessa, sich langsam zu entspannen.
Lediglich wenn David im Gespräch wie selbstverständlich seine Hand auf ihren Arm legte oder sie zwischendurch mit »Liebling« ansprach, sprang ihr Puls unkontrolliert nach oben.
Angestrengt bemühte sie sich, ihre Rolle als seine Ehefrau zu spielen, und hoffte, dass man ihr nicht anmerken würde, wie sehr seine kleinen Berührungen sie aus dem Gleichgewicht brachten.
Weit nach Mitternacht wollte David dann das Gespräch auf den Auftrag bringen, doch Tom Reynold wehrte lachend ab.
»Jetzt verderben Sie unseren bezaubernden Frauen doch nicht den Abend durch geschäftliche Angelegenheiten«, schmunzelte er. »Meine Frau und ich sind morgen auch noch hier, und wir haben Ihnen ebenfalls ein Zimmer hier im Hotel reservieren lassen. Also genießen Sie jetzt erst einmal die schönen Stunden, und morgen früh setzen wir beide uns dann zusammen und besprechen alles Nötige.«
Während David völlig ruhig zu bleiben schien, und keinerlei Anstalten machte, etwas einzuwenden, fiel Vanessa fast das Weinglas aus der Hand.
»Oh, aber wir wollten heute noch zurückfahren«, erklärte sie abwehrend.
»Das kommt gar nicht in Frage, es ist spät, Sie haben beide Wein getrunken, und nach
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