Diamonds & Rust
die Wohnzimmertür auf und Jeremy kam herein, lediglich mit Shorts und T-Shirt bekleidet.
Er hatte sich nach der langen Fahrt kurz geduscht, und wollte jetzt nachsehen, ob es Nicky war die da an der Tür geläutet hatte.
»David«, sagte er überrascht, als er ihn dort im Wohnzimmer stehen sah.
Das Letzte, was Vanessa noch hörte, war das Geräusch der Haustür, die ins Schloss fiel, danach wurde es schwarz.
»Dad, ist alles in Ordnung?«, fragte Danny ängstlich, als sein Vater mit finsterem Gesicht ins Auto stieg.
David drehte sich kurz zu ihm um, so ruhig, wie es ihm nur möglich war, sagte er: »Alles in Ordnung Kumpel, wir fahren jetzt nach Hause.«
Danny war beruhigt und er plapperte noch eine Weile vor sich hin, dann schlief er irgendwann ein.
Mühsam konzentrierte David sich auf den Straßenverkehr. Während er über die Autobahn flog, kreisten die Gedanken in seinem Kopf wild umher.
In den letzten Wochen hatte er mehr als einmal das Telefon in der Hand gehabt und war drauf und dran gewesen, Vanessa anzurufen.
Er hatte schmerzlich festgestellt, dass er sie noch immer liebte, und eigentlich bereit war, ihr die Chance für eine Erklärung zu geben. Doch jedes Mal war das Bild von Jeremy und ihr wieder aufgetaucht, es hatte sich in seinen Kopf eingebrannt wie glühendes Eisen, und er hatte das Telefon wieder weggelegt.
Als er vorhin zu Nickys Haus zurückgefahren war, hatte er für einen kurzen Moment den verrückten Gedanken gehabt, es würde alles wieder gut werden.
Dann stand sie vor ihm, blass und dünn, und er hätte sie am liebsten in seine Arme gerissen und nie wieder losgelassen.
Bis zu dem Augenblick, als Jeremy ins Wohnzimmer kam.
Bis zu dem Augenblick, als das alte quälende Bild wieder vor ihm auftauchte.
Bis zu dem Augenblick, als ihm klar wurde, dass es nicht sein Kind war, was sie erwartete.
Was war er doch für ein Idiot gewesen …
Wie durch Watte hörte Vanessa die Stimmen.
»Es war alles zu viel für sie«, sorgte sich Nicky.
»Es ist nur eine kleine Kreislaufschwäche, nichts Ernstes und völlig normal in ihrem Zustand«, sagte eine fremde Stimme.
»Ich bringe sie gleich nach drüben in ihr Bett.« Das war Jeremy.
Eine Tür fiel ins Schloss. Sie zuckte zusammen.
»David.« Benommen sah sie sich um. Sie lag auf der Couch, Nicky und Jeremy standen mit ernsten Gesichtern davor. »Wo ist er?«
»Beruhige dich, Süße, alles wird gut. Wir bringen dich jetzt in dein Bett, und dann schläfst du erstmal«, sagte Nicky leise.
»Wo ist David?«
Zwei Arme hoben sie hoch, kurz darauf lag sie in ihrem Bett.
»Nicky? Er ist gegangen, stimmt‘s?«
Ein Gesicht beugte sich besorgt über sie und schnell schloss Vanessa die Augen, bevor dieses Gesicht über ihr nicken konnte.
Kapitel 35
D as Telefon läutete.
Gereizt starrte David auf den Apparat. Er arbeitete an einer kniffligen Sache und hatte sowieso schon Probleme sich zu konzentrieren.
Es läutete wieder.
»Vielleicht ist es Reynold«, dachte er genervt, nahm den Hörer ab und meldete sich.
Es war die Detektei, die er mit der Suche nach Linda beauftragt hatte. Er hörte einen Augenblick zu, während er seinen Laptop zuklappte und aufstand.
»Das ist eine gute Nachricht«, antwortete er dann überrascht, »Dann kann ich endlich die Scheidung in die Wege leiten.«
Wieder hörte er zu, was der Anrufer am anderen Ende erklärte.
»Dann ist es wohl wirklich besser, ich komme bei Ihnen vorbei und sehe mir das alles an. Allerdings kann ich mich vor übermorgen hier nicht freimachen.«
Anscheinend war sein Gesprächspartner einverstanden, und David verabschiedete sich. »Gut, dann übermorgen um zehn Uhr, auf Wiederhören.«
Nachdem er aufgelegt hatte, ging er zum Fenster und schaute nachdenklich in den Garten hinaus.
Offenbar hatte die Detektei Lindas Aufenthaltsort ausfindig gemacht, und noch vor wenigen Wochen hätte er bei dieser Nachricht Freudensprünge gemacht, hätte sie doch bedeutet, dass er an eine Zukunft mit Vanessa denken konnte.
Jetzt war alles anders. Er war zwar froh, dass es endlich mit den Unterhaltszahlungen vorbei sein würde, die Linda ihm abgefordert hatte, und gegen die er machtlos gewesen war, doch große Euphorie empfand er nicht. Es würde lediglich der offizielle Schlussstrich unter einer Sache sein, die er für sich bereits seit vielen Jahren beendet hatte.
Er war gespannt, was die Ermittlungen ans Tageslicht gebracht hatten. Die Detektei schien noch irgendetwas anderes gefunden zu haben, denn sie hatten ihm
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