Diamonds & Rust
sag, was du hier willst.«
»Ich habe mich geändert, glaub mir. Erst nachdem ich hier weggegangen war, habe ich bemerkt, was ich weggeworfen habe, es tut mir wirklich so leid.« Linda ging einen Schritt auf ihn zu. »David, ich habe gemerkt, dass ihr mir fehlt, Danny und du. Ich habe immer noch Gefühle für dich, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.« Sie presste eine Träne heraus.
Abwehrend hob er die Hände. »Jetzt hör auf mit dem Theater, es ist zwecklos. In ein paar Tagen werde ich die Scheidung einreichen, und damit hat sich die Sache. Du wirst dir dann wohl leider eine andere Einnahmequelle suchen müssen.«
»Bitte, gib mir noch eine Chance, ich liebe dich doch.« Bevor er reagieren konnte, hatte sie ihm die Arme um den Hals gelegt.
Er stieß sie von sich und sah sie angewidert an. »Du bist das Allerletzte, verschwinde hier, bevor ich mich vergesse.«
»David, bitte«, flehte sie ihn an. »Du kannst mich doch nicht einfach wegschicken.«
»Oh doch, und ob ich das kann. Du gehst jetzt.« Wütend drehte er sich zur Tür.
»Warte – lass mich wenigstens Danny sehen.«
Abrupt hielt er inne. Danny hatte seine Mutter nicht mehr gesehen, seit er noch ganz klein gewesen war, und das Letzte, was der Kleine jetzt gebrauchen konnte, war Linda. Er begann gerade sich etwas von der Sache mit Vanessa zu erholen und würde wieder in den nächsten Abgrund gestoßen werden, wenn seine Mutter plötzlich vor ihm stand.
»Du wirst Danny nicht sehen, auf keinen Fall«, sagte er barsch.
»Aber ich habe ein Recht darauf mein Kind zu sehen«, widersprach Linda, ihr Tonfall war jetzt weniger einschmeichelnd als zuvor.
»Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du hier abgehauen bist. Danny hat lange genug darunter gelitten, ich werde nicht zulassen, dass du ihn erneut verletzt.«
Einen Moment verengten sich Lindas Augen zu kleinen Schlitzen, doch sie hatte sich sofort wieder im Griff.
»David, ich will ihm doch nicht wehtun«, betonte sie, »Wenn du es nicht willst, müssen wir ihm auch nicht sagen, wer ich bin. Ich möchte ihn doch nur kurz sehen und einen Augenblick bei ihm sein.«
»Linda, was soll das bringen? Du hast dich die ganzen Jahre nicht für ihn interessiert, also warum jetzt? – Außerdem schläft er bereits«, wehrte David ab.
»David bitte, ich kann ja verstehen, dass du wütend auf mich bist, du hast auch allen Grund dazu. Und ich kann auch nachvollziehen, dass du nichts mehr für mich empfindest, auch wenn mir das sehr wehtut.« Sie machte eine dramatische Geste. »Aber glaub mir, ich habe meine Fehler eingesehen, und auch wenn ich das alles nicht mehr gutmachen kann, so gib mir wenigstens die Chance, mein Kind zu sehen.«
In gespielter Verzweiflung schlug sie die Hände vors Gesicht, und David bemerkte ihren hinterhältigen Blick nicht.
Er kämpfte mit sich. Ihm war bewusst, dass Linda alles andere als die treusorgende Mutter war, die sie jetzt hier vorgab zu sein, und er hätte nichts lieber getan, als sie umgehend auf die Straße zu setzen. Doch wer weiß, auf was für Ideen sie dann kommen würde, und immerhin war sie trotz allem Dannys Mutter.
Mit einem unguten Gefühl nickte er. »Also gut, aber du wirst ihm nicht sagen, wer du bist. Ich werde dir morgen eine Viertelstunde mit ihm geben, mehr nicht. Außerdem werde ich dabei sein, ich werde dich nicht aus den Augen lassen. Ich werde alles tun, um Danny vor dir zu schützen.« Er bemerkte nicht den triumphierenden Ausdruck in ihren Augen und fuhr fort: »Und es wird bei diesem einen Mal bleiben, lass dir nicht einfallen, hier noch jemals wieder aufzukreuzen.«
Sie nickte. »Ich danke dir David, du weißt ja gar nicht, wie viel mir das bedeutet.«
»Dann geh jetzt bitte, und ich erwarte dich morgen Nachmittag um fünfzehn Uhr.«
David schob sie aus dem Büro und wollte sie zur Tür begleiten, doch sie blieb stehen und tat verlegen.
»Ach, bitte – es ist mir etwas peinlich, aber ich habe im Moment nicht so viel Geld, du hast doch hier«, sie machte eine ausholende Handbewegung, »bestimmt ein Plätzchen, wo ich schlafen kann?«
Alles in David sträubte sich dagegen, ihm wäre es am liebsten gewesen, wenn sie auf der Stelle verschwunden wäre.
»Bitte David, ich mache auch keine Schwierigkeiten. Lass mich irgendwo schlafen, morgen Mittag spreche ich kurz mit Danny, und dann bin ich wieder weg.« Lauernd sah sie ihn an, und fügte dann noch wehleidig hinzu: »Es ist schon spät, und ich weiß sonst wirklich nicht, wo ich schlafen soll.«
Genervt
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