Diamonds & Rust
dringend geraten, persönlich vorbei zu kommen.
»Wird nicht so wichtig sein«, dachte er freudlos und setzte sich wieder an den PC, »nichts ist mehr wirklich wichtig.«
So froh Antonia zunächst gewesen war, dass sie Vanessa erfolgreich aus dem Haus geschafft hatte, so unzufrieden war sie jetzt mit dem weiteren Verlauf der Dinge. Es könnte alles in bester Ordnung sein, wenn Danny und dieser rührselige Waschlappen David nicht die ganze Zeit immer noch an Vanessa denken würden.
Und als es gerade so aussah, als würde sich alles in Wohlgefallen auflösen, musste der Junge zu allem Überfluss auch noch abhauen und dieses Weibsbild besuchen, und hatte damit alles wieder aufgerührt.
Wenn sie nicht aufpasste, würde Danny ihr doch noch einen Strich durch die Rechnung machen – aber das würde sie nicht zulassen.
Undeutlich hörte sie Davids Telefon klingeln. Leise schlich sie durchs Wohnzimmer und legte ihr Ohr an die Tür zu seinem Büro. Angestrengt belauschte sie jedes Wort von David, und auch wenn sie nicht hören konnte, was der Anrufer am anderen Ende sagte, so begriff sie doch ganz schnell, worum es ging. Als sie hörte, wie David sich verabschiedete, zog sie sich lautlos von der Tür zurück und griff ihrerseits zum Telefon. Rasch tippte sie eine Nummer ein und wartete ungeduldig bis abgehoben wurde.
Mit einem hinterhältigen Grinsen flüsterte sie verschwörerisch: »Ich denke jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.«
Der Verlag war bereit gewesen, Vanessas Buch zu veröffentlichen und sie unter Vertrag zu nehmen. Sie hatte ein nicht unerhebliches Honorar bekommen, damit den Rest von Mikes Schulden abbezahlt, und noch genug übrig behalten, um in Ruhe ihr weiteres Leben planen zu können. Natürlich war sie über die gute Nachricht froh gewesen, doch ihre Freude war getrübt, sie dachte immer noch ständig an David und hätte ihren Erfolg so gerne mit ihm geteilt.
Dennoch versuchte sie, sich auf ihren Weg zu konzentrieren, schließlich musste sie an das Baby denken und versuchen, ihm eine glückliche und gesicherte Zukunft zu ermöglichen.
Auch heute war sie wieder den ganzen Vormittag unterwegs gewesen und hatte sich Wohnungen angesehen, leider vergeblich.
Es war schwer, etwas Geeignetes zu finden. Sie wollte möglichst in Nickys Nähe bleiben, wollte eine helle und freundliche Wohnung haben, mit einem Arbeitszimmer und einem zusätzlichen Zimmer für das Baby, und natürlich im Rahmen ihres Budgets.
Alles, was sie bisher gefunden hatte, waren Wohnungen, die entweder völlig heruntergekommen, zu klein oder zu teuer waren. Und war endlich einmal etwas Passendes dabei, so waren die Vermieter alles andere als entgegenkommend, spätestens nach ihrer ehrlichen Antwort, dass sie unverheiratet war und ein Kind erwartete, wurde sie abgewiesen.
Seufzend schloss sie die Tür zu Nickys Wohnung auf.
»Hi Vanessa«, begrüßte Jeremy sie, als sie das Wohnzimmer betrat.
Sie war nicht erstaunt, ihn zu sehen, er war die letzte Zeit fast ständig bei Nicky, hatte sich so halb bei ihr einquartiert und war auf der Suche nach einer Arbeitsstelle hier in Fullerton. Die beiden waren unzertrennlich, soweit es ihre Arbeit zuließ, und Vanessa freute sich mit ihnen.
Auch das war für sie ein Grund, so schnell wie möglich auszuziehen. Die Wohnung war einfach zu klein, und sie fühlte sich nicht wohl dabei, immer als fünftes Rad am Wagen anwesend zu sein. Zwar versicherten die beiden ihr immer wieder, dass sie nicht stören würde, aber sie fühlte sich trotzdem als Eindringling.
Jeremy hatte sich tausendmal bei ihr entschuldigt, dass er dazwischen geplatzt war, als David hier aufgetaucht war, und Vanessa nahm es ihm nicht übel, sie wusste, dass es keine Absicht gewesen war.
Natürlich war ihr klar, was David in diesem Moment gedacht hatte, sah es doch so aus, als würde sich sein Verdacht nur noch bestätigen.
Mehr als einmal hatten Nicky und Jeremy versucht sie überreden, mit David Kontakt aufzunehmen, doch ihr war klar, dass das Geschehen hier in Nickys Wohnung das endgültige Aus gewesen war, und sie weigerte sich beharrlich.
Auch heute kam das Gespräch wieder auf dieses Thema.
»Und? Wie sieht‘s aus? Hast du Erfolg gehabt?«, fragte Jeremy interessiert.
»Nein, die ganze Lauferei war leider wieder umsonst«, sagte sie müde und setzte sich auf die Couch.
»Hey Süße, mach dich nicht verrückt, das wird schon noch«, versuchte Nicky sie aufzumuntern, als sie aus der Küche kam. »Jetzt essen wir erstmal, und du kannst
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