Diana, Farben und Begierde (German Edition)
bleiben. Mir
ist, als hätte ich alle Kraft verbraucht, als läge auf dem
Wohnzimmersofa eine leere , unbrauchbare Hülle. Ich habe nicht
einmal mehr die Kraft und den Willen, das Weinglas, das am Boden
liegt, aufzuheben!
Der
Abend zieht durch das Zimmer, die Schatten streichen über die
Wände. Ich raffe mich auf und knipse die Stehlampe an. Dann hebe
ich das Weinglas vom Boden auf.
Von
oben höre ich das sattsam bekannte Lärmen. Da laufen Füße
hin und her, dann lautes Rufen und Lärm in allen Tonarten.
Aha,
der „Meister“ bereitet das Atelierfest vor!
Ich
streife mir das Kleid vom Leib, laufe nackt durch die Wohnung und
schlüpfe unter den angenehmen, warmen Strahl der Dusche, lasse
das Wasser an mir herablaufen, hülle mich ein in diese Wärme
und Geborgenheit und spüre die neue Kraft, die Erfrischung, die
mir das Bad bereitet.
Soll
ich vielleicht doch da hinauf gehen?
Ich
wundere mich und schüttle meinen Kopf heftig hin und her, so,
als stünde jemand hier neben mir und ich müsste ihm meine
Abneigung und meinen Widerwillen mittels heftigem Klopfschütteln
verdeutlichen.
Doch
ich bin ja alleine hier in dem Wasserdampf befüllten Badezimmer
und blicke in den Spiegel, während ich erneut meinen Kopf
schüttle.
Reiss
dich zusammen, Sabine!
Unschlüssig
stehe ich nun wie angewurzelt nackt vor dem Spiegel und überlege
hin und her: Wie kommst du überhaupt dazu, nach der peinlichen
Einlage von vorhin, auch nur daran zu denken, wieder in dieses
grauenhafte Atelier gehen zu wollen? Hast du sie noch alle? Hat er
dich denn nicht gesehen? Du, knallrot im Gesicht und verschwitzt? Wie
ein verstörtes, dummes Schulmädchen da oben? Und DA HINAUF
willst du nun freiwillig zurückkriechen?
Es
sieht sonderbar aus, wenn ich mich im Spiegel betrachte, während
ich heftig den Kopf schüttle.
Ich
muss lachen.
Beruhig`
dich erstmal!
Eines
scheint ja mal sicher zu sein: Ein Atelierfest, also, da würdest
du ja in Sicherheit (wovor, Sabine?) sein, also, da haben
wahrscheinlich alle Besucher, Gäste und Adabeis nicht vor, nackt
zu erscheinen, auch würden die alle wohl nicht sich auf dem
breiten Bett des „Meisters“ tummeln und ebenso müsste
ich nicht nackt erscheinen, oder mich ausziehen müssen oder...
Meine
Güte, was reime ich mir denn da zusammen? Das ist ja unfassbar!
Als
hätte mich alle Vernunft verlassen!
Und
dennoch melden sich leise und zart, kaum sehe ich Thomas` Gesicht vor
mir, diese feinen Ausläufer der Lust in mir. Ich spüre, wie
ich mich dagegen wehre, wie ich fest und stur dieses Bild aus meinen
Gedanken verscheuchen will.
Das
zarte, schwingende, pochende und verströmende Gefühl, das
sich Bahn brechen will in mir, diese Versuchung, mit meiner Rechten
den Weg zwischen meine Schenkel zu finden, die halb festen
Brustwarzen, die sich aufrichten möchten, wie ich das
herbeisehne....
Nun
ist aber genug!
Flink
trockne ich mich ab und bin weiterhin in jenem seltsamen Zustand, als
hätte schon längst jemand anderer das Kommando über
mich, meinen Körper, meine Pläne und Ziele übernommen.
Wie
weiter, Sabine?
Im
Wohnzimmer angekommen, blicke ich auf die kleine Wanduhr: 19 Uhr 45.
Dann
geht alles plötzlich ganz rasch!
Ich
laufe zum Kleiderschrank und bücke mich, krame lange darin herum
und lege nach und nach die Stücke auf das Bett.
Zwar
habe ich noch immer nicht entschieden, ob ich denn wirklich da hinauf
gehen würde, dennoch beeile ich mich, betrachte die dünnen,
schwarzen, fein maschigen Strümpfe, den schwarzen Satinslip, das
dunkelblaue Kleid, den dünnen schmalen Gürtel.
Das
liegt nun alles vor mir und ich weiß nicht weiter.
Willst
du das, Sabine?
Was
ist denn bloß los? Ich kann keinen einzig klaren Gedanken mehr
fassen!
Als
wäre ich ferngesteuert!
Ich
hasse das!
Nun
plumpse ich nackt auf das Bett und weiß nicht weiter.
Bald
ist es 20 Uhr.
Der
Lärm von oben schwillt an. Ich höre viele Stimmen, hohe,
tiefe, laute, gedrängte, Piepsstimmen und Bassstimmen, Lachen,
Kichern, Grölen, Murmeln.
Da
oben geht es schon hoch her!
Will
ich?
Ich
bin unschlüssig, beiße wie blöd an meiner Unterlippe
herum, strecke meine Zehen, dann ziehe ich diese zusammen, balle
meine Hände zu Fäusten und öffne diese wieder.
Der
Schein der Stehlampe taucht meinen nackten Körper in ein
mystisches Licht.
Kein
Gramm Fett kann ich entdecken. Ich ziehe die Luft ein und halte sie
an, blicke auf die kleine Grube, die unterhalb meines Brustkorbes
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